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LEIPZIG: „Von fremden Ländern und Menschen“ aus der Konzertreihe „Schumanns Salon“

06.02.2022 | Konzert/Liederabende

Ein Konzert, das die Seele berührte: „Von fremden Ländern und Menschen“ aus der Konzertreihe „Schumanns Salon“ am 05.02.2022 in Leipzig

Schon der Ort des Konzerts gibt eine Gänsehaut und magisches Gefühl in einer doch so kulturfeindlichen Zeit. Die Inselstraße 18 liegt in einem Stadtteil von Leipzig, der sich einst das Zentrum des Buchgewerbes war. Hier komponierte Robert Schumann einige seiner bedeutenden Werke. Auch begrüßte das Künstlerpaar Schumann berühmte Persönlichkeiten wie Felix Mendelssohn Bartholdy, Franz Liszt sowie Hector Berlioz in dieser Wohnung. Es ist ein bewegendes Erlebnis, Musik zu hören, wo einst Clara und Robert Schumann musizierten und eigene Werke uraufführten. Meine Erwartungen werden entsprechend gesteigert.

Geboten wurde eine Reise „Von fremden Ländern und Menschen“. Das Programm: Robert Schumann: Kinderszenen“ Nr. 5; Antonin Dvořák: Amerikanische Suite Op.98 – II Molto vivace; Cécile Chaminade: Sérénade aux étoiles Op.142; Nikolai Platonow: Variationen über ein russisches Thema; Sigfried Karg-Elert: Impressions exotiques op.134 (1915); Igor Strawinsky: Tango (1940); Béla Bartók / Paul Arma:  Suite Paysanne Hongroise nach den „15 ungarischen Bauernliedern“, George Antheil: Sonata for flute and piano (1951) – II Adagio und III Presto.

Aber wie es so mit einem Reiseprogramm ist, lässt sich einiges mit großer Freude erwarten, manches ist unbekannt und mit einigem hat man nicht allzu gute Erinnerungen oder Erwartungen. Etwas abschreckend für mich war im Voraus Béla Bartók. Bisher hat mich diese Musik eher intellektuell angesprochen. Einen bedeutenden Komponisten des 20. Jahrhundert muss man wohl hören!  Aber kennen Sie Cécile Chaminade, Nikolai Platonow, George Antheil und Sigfried Karg-Elert? Ich nicht und so gemischt war auch meine Vorfreude.

Zu einer Reise mit Programm gehört auch ein Reiseführer.  Am Abend im Schumann Salon waren es zwei: Elizaveta Birjukova, Flöte und Christoph Ritter, Klavier. Letztgenannter führte unterhaltend durch das Programm mit kleinen Details, die mir neu waren. Konzerte mit ihnen habe ich in den letzten Jahren schon öfters besucht und wurde nie enttäuscht. Bisher waren es Konzerte, in denen sie nicht alleine das Programm gestalteten und so war meine Neugierde entfesselt, was ich von beiden in einem Programm erwarten durfte. Natürlich habe ich mir auf YouTube angeschaut, wie sie gemeinsam musizieren. Aber es ist ein Medium, dass der Musik einiges raubt, wenn ich es vergleiche, wie es in einem richtigen Konzert ist, was wieder möglich ist, zu besuchen.

Komme ich zum Abend im Schumann Salon. Es ist eine überwältigende Nähe, die der Salon preisgibt, besonders wenn der Abend von zwei Musiker*innen präsentiert wird, die all ihre Inbrunst und Liebe zur Musik geben und sich in die Musik verlieren. Bereits visuell ist es ein großer Genuss zu sehen, mit welcher innere Spannkraft und Freude beide in der Musik aufgehen. Aber ein Schuss genialer Wahnsinn von Elizaveta Birjukova und Christoph Ritter lässt das Hörerlebnis zu einer sinnlichen Berührung werden, die man nicht oft geboten bekommt. Wie schön waren wohl musikalisch die Zeiten, wo Salonmusik zum Alltag gehörte.

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Elizaveta Birjukova und Christoph Ritter. Foto Olaf Schnürpel

Aber wie sah es mit dem mir unbekannt oder eher intellektuell geschätzten Komponisten? Cécile Chaminade, Nikolai Platonow, George Antheil und Sigfried Karg-Elert fügten sich unauffällig passend in das Programm ein, als ob man sie schon immer gekannt und gehört hat. Aber auch Béla Bartók war überraschend nicht eher anstrengend. Es gehört eben diese Portion Wahnsinn und Musikalität dazu, um auch andere Menschen mitzunehmen. Ich habe noch nie zuvor Werke von Béla Bartók so einfühlsam gehört, so dass ich mich mit dieser Musik auch anfreunden kann.

Das Publikum war in Bann dieser Musik im Salon von Elizaveta Birjukova und Christoph Ritter gezogen worden und dankte es mit anhaltendem Applaus, der eine Zugabe herausforderte. Ich denke, dass das Künstlerpaar Schumann sich ebenso über diese beiden Musiker*innen gefreut hätten und sie öfters als Gäste eingeladen hätten.

Weimar, den 6. Februar 2022

Olaf Schnürpel

 

 

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