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LEIPZIG: SIEGFRIED und GÖTTERDÄMMERUNG – Kurzberichte

14.05.2018 | Oper

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„Siegfried“ Christian Franz. Copyright: Tom Schulze

LEIPZIG „SIEGFRED und GÖTTERDÄMMERUNG“ am 12. und 13. Mai 2018

 Leider kam es im „Siegfried“ zu dem so oft statt findenden „Hänger“, der zumeist die Regisseure heimsucht, wenn sie die ganze Tetralogie inszenieren. Diesmal war es aber gar nicht auf der szenischen Seite, wenn man von einem allzu beliebigen und so schon oft gesehenen 1. Aufzug absieht, sondern in bedeutenden Partien auf der sängerischen. Christian Franz, der den Siegfried nun ja schon fast seit Menschengedenken singt, war wieder mal der alte stimmliche Haudegen mit einer Dauerneigung zum zu laut singen, bei dennoch wunderschönen Piani. Katherine Broderick war für die erkrankte Elisabet Strid eingesprungen und als Brünnhilde eher ein Leichtgewicht. Dan Karlström war dem Mime noch nicht (ganz) gewachsen. Dafür gab es wieder mit Iain Paterson einen exzellenten Wanderer, mit Claudia Huckle eine wunderbare Erda und mit Tuomas Pursio nach dem „Rheingold“ -Wotan nun einen stimmstarken intellektuellen Alberich. Rúni Brattaberg gab mit einer rauen nordischen Stimme den faulen Großkapitalisten Fafner. Wieder kamen die mythischen Elemente durch das Tanzensemble bestens zur Geltung.

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„Siegfried“ Thomas Mohr und „Brünnhilde“ Christiane Libor. Copyright: Tom Schulze

 In der „Götterdämmerung“ stellte Carl Friedrich Oberle eine imposante Gibichungenhalle auf die Bühne, die zwar als Einheitsbühnenbild diente, aber durch die facettenreiche Lichtregie von Michael Röger und den dezenten Einsatz von Bühnennebel sehr gut variiert wurde, sodass sie nie eintönig wirkte. Thomas Mohr sang nach dem Loge nun einen heldischen Siegfried, und Christiane Libor konnte mit großer stimmlicher und darstellerischer Intensität als Brünnhilde überzeugen. Tuomas Pursio gab nun einen sehr guten Gunther, und Gal James war ihm als Gutrune ebenbürtig. Rúni Brattaberg war ein stimmkräftiger aber niemals Furcht einflößender Hagen, der einen starken Chor der Oper Leipzig dirigierte. Katrin Göring war nach der Fricka nun eine engagierte Waltraute. Die Nornen- und Rheintöchter-Terzette waren ebenfalls einwandfrei. Leider gab es wieder mal mit den entsprechenden Mänteln und Dienstpistolen abgedroschene NS-Ästhetik zu erleben – musste das denn sein?! Auch die Hose von Siegfried bis zur Ersteigung des Walkürenfelsens war ein Kostüm-Ausrutscher.

 GMD Ulf Schirmer dirigierte das Gewandhausorchester, welches ja weltweit ein großen Ruf besitzt. Umso mehr musste verwundern, dass er viel zu oft zu laut dirigierte, bis hin zum zeitweiligen Zudecken der SängerInnen. Diese hielten sich – man mochte manchmal meinen, genau deshalb – mit Vorliebe ganz vorn an der Rame auf, um über den Graben zu kommen. Zwar wurde ein intensiver und plastischer Klang erreicht, dessen Qualität trotz hervorragender Streicher zweitweise eben unter der Klangstärke litt. Vielleicht sollte man den Schlagwerker und die Posaunen weiter nach hinten setzen…

In jedem Falle ist dieser „Ring“ ein Erlebnis gewesen und der Oper Leipzig zu bescheinigen, dass sie auf einem ganz großen Weg zur baldigen kompletten Aufführung aller 13 Opern und Musikdramen Richard Wagners ist! Diese intensive Wagner-Rezeption steht damit in positivem Gegensatz zu der schlichten Bronzeplakette auf einem unschönen DDR-Kaufhaus und einer eher banal wirkenden Statue im nahe gelegenen Park, die im Gegensatz zu anderen in der Stadt auch optisch kaum wahrnehmbar ist.

 

Das Publikum war von diesem „Ring“ begeistert.

 

Klaus Billand aus Leipzig

 

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