Oper Leipzig, „GIULIO CESARE IN EGITTO“, 11.06.2023
Copyright: Ida Zenna
Da Leipzig bei „Bach for Future“ das Publikum mit genialer Barockmusik erfreute, gesellte sich in diesem Jahr auch die Oper Leipzig hinzu, jedoch mit Georg Friedrich Händel, einem weiteren Barock-Genie. Bach und Händel sind im gleichen Jahr – 1685 – geboren, einander aber nie begegnet und haben unterschiedliche Wege eingeschlagen.
Bekanntlich komponierte Händel am liebsten Opern und Oratorien. Eine seiner bekanntesten Opern war und ist „Giulio Cesare in Egitto“, das die Oper Leipzig in einer neuen Fassung von Damiano Michieletto zusammen mit dem Théâtre des Champs-Elysées, der Opéra national de Montpellier und dem Théâtre du Capitole Toulouse Kosten sparend schon am 1. April 2023 auf die Bühne stellte und schließlich auch die Händel-Festspiele in Halle mit dieser Neufassung versorgte.
Was die handelnden Personen betrifft, ergibt sich bei Barockopern mitunter ein Ratespiel. Wer gehört zu wem, wer liebt oder hasst wen? Auch wenn „Giulio Cesare in Egitto“ und seine geliebte Cleopatra durch Verfilmungen relativ bekannt sind, leistet die Oper Leipzig gerne Nachhilfe.
Im Programmheft findet sich auf Seite 7 eine Skizze, die fein säuberlich die Römer mit gelben und die Ägypter mit weißen Kreisen markiert. Außerdem zeigen Verbindungswege an, wer wen ins Herz geschlossen hat oder auf Rache sinnt. Eine Idee, die zur Nachahmung empfohlen sei.
Musikalisch hatte der Dirigent Rubén Dubrovsky das Gewandhausorchester sowie die Sängerinnen und Sänger bestens abgestimmt im Griff. Niemand musste mühsam gegen Orchesterwogen ansingen. Daher konnten die Koloraturen wunderbar perlen und entwickelten Suchtpotential, am allerschönsten und in höchsten Höhen bei Olga Jelínková als Cleopatra.
Auch Yuriy Mynenko, der ukrainische Countertenor im blauen Büro-Anzug, überzeugte mit gelenkiger Stimme. „Blau ist beautiful“, hatte wohl Agostino Cavalca, zuständig für die Kostüme, gedacht. Cleopatra war wesentlich schicker gekleidet.
Mit roten Stoffstreifen und Plastikwänden hatte Paolo Fantin die Bühne garniert. Vielleicht sollten die roten Schlangen einen Hinweis geben, dass Cäsar bereits seinen baldigen Tod fürchtete. Sein Sohn Brutus taucht jedoch noch nicht auf. Der wird ihn erst Jahre später in Rom erstechen.
Pompeo, schon im Auftrag von Tolomeo (Countertenor Rémy Brès) zu Gunsten von Cäsar erstochen, agierte als Statue. General Achilla (Franz Xaver Schlecht) der den abgeschlagenen Kopf des Pompeo Cäsar als Geschenk überbringt, war die Stimme weggeblieben und konnte an diesem 11. Juni die Rolle nur spielen. Als Sänger sprang Matthias Hoffmann ein.
Cleopatra, Tolomeos Schwester, will nun auf den Thron und näherte sich Cäsar verkleidet als Lydia, eine Bedienstete. Liebe und Raffinesse gehen halt Hand in Hand. In den übrigen Rollen Curio: Peter Dolinsek, Cornelia, die Witwe des Pompeo: Ulrike Schneider, Sesto: Kathrin Göring und Nireno: Nora Steuerwald.
Ein Blick in den Spielplan zeigt, dass die Aufführung dieser Händel-Oper am 11.06. wohl die (zunächst) letzte war. Wer ähnliche Stoffe mag, könnte sich vielleicht mit „Prinzessin Nofretete“, einer musikalischen Komödie, vergnügen.
Ursula Wiegand