Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

LEIPZIG: FESTLICHE BUCHPRÄSENTATION AUS NUN ZWEI VORLIEGENDEN BÜCHERN DES WIENER JURISTEN UND MUSIKWISSENSCHAFTLERS HEINZ IRRGEHER

18.07.2022 | Themen Kultur

LEIPZIG: FESTLICHE BUCHPRÄSENTATION AUS NUN ZWEI VORLIEGENDEN BÜCHERN DES WIENER JURISTEN UND MUSIKWISSENSCHAFTLERS HEINZ IRRGEHER

gschichten

… Es wär so schön gewesen, es hat nicht sollen sein …“ – mit dem traurigen Zitat aus dem Trompeter von Säckingen leitete der Vorsitzende des Leipziger Richard-Wagner-Verbandes Prof. Dr. Helmut Loos die Begrüßung zur festlichen Buchpräsentation und Lesung aus nun zwei vorliegenden Büchern des Wiener Juristen und Musikwissenschaftlers Heinz Irrgeher ein.

Denn inzwischen zum vierten Mal konnte der Autor seine dokumentarische Studie „Angelo Neumann – Wagners vergessener Prophet“ nicht selbst der Öffentlichkeit vorstellen. Nach drei pandemiebedingten Absagen durchkreuzte ein Unfall Heinz Irrgehers wenige Tage vor der in der Leipziger Nikolaischule veranstalteten Buchpremiere seine Mitwirkung. Wie sehr er sich auf die Reise und das Leipziger Publikum gefreut hatte, drückte sein Grußwort an die Anwesenden aus.

Leipzig und sein Musikleben im 19. Jahrhundert hatten den Wiener Autor im Zuge breit angelegter musikwissenschaftlicher Studien besonders in Bann gezogen. Je länger er sich mit der faszinierenden Person des vormaligen Sängers und späteren Impresarios Angelo Neumann beschäftigte und den Stationen bei dessen Bemühungen um die Musik Wagners und namentlich des „Ringes“ nachspürte, umso plastischer entfaltete sich ein Bild dieses ungewöhnlich begabten Perfektionisten und kunstsinnigen Organisators.

Angelo Neumanns durch dieses Buch in lebhafte Erinnerung gerufener Ruhm fußt neben Leistungen, die hier nicht im Detail rekapituliert werden können, vor allem auf dem Projekt des „Wandernden Wagner-Theaters“. Dieses reisende Ensemble – ein ganzer Zug mit komplettem Orchester, namhaften Solistinnen und Solisten, Bühnentechnikern, den Ausstattungen für die Vorstellungen sowie dem Equipment für die Öffentlichkeitsarbeit – hat 1882/1883 in ganz Europa 135 „Ring“-Vorstellungen und mehr als 50 Wagner-Konzerte aufgeführt und dabei geschätzten rund 300.000 Musikfreunde mit dessen Werk bekanntgemacht.

Letztendlich glich diese Unternehmung bereits zu ihrer Zeit einem grandiosen Triumphzug, und die bis heute zu beobachtende Faszination des Publikums für den Meister zählt zu ihren Nachwirkungen. Ohne Angelo Neumann, läßt sich resümieren, wäre Richard Wagner heute bei weitem nicht so präsent auf den Opernbühnen dieser Welt.

Die Schauspielerin Sibylle Kuhne las mit schöner, klarer und ausdrucksvoller Stimme ausgewählte Passagen aus dem Buch, das Publikum folgte den überaus einprägsamen und detailgetreuen Schilderungen dieses erregenden Kapitels der Musikgeschichte mit durchaus angehaltenem Atem.

Vorher hatte der Präsident der Kulturstiftung Leipzig, der Konzertpianist Professor Rolf-Dieter Arens die Gäste begrüßt und mit Richard Wagners A-Dur Sonate am Broadword-Klavier auf das Thema eingestimmt.  Mit der meisterhaften Interpretation von Mozarts Phantasie in D-Moll KV 397 beendete dann Arens den  heiteren Teil der Lesungen, die G’schichten aus der Wiener Opernwelt.

Heinz Irrgeher, der als Wiener Musikliebhaber, langjähriger Präsident der Freunde der Wiener Staatsoper sowie Gründer und Herausgeber der Monatszeitschrift STRETTA weit über die Donau einen vorzüglichen Ruf genießt, hatte zudem dem Projekt zugestimmt, ein weiteres Werk aus seiner Feder in Leipzig erstmals der Öffentlichkeit zu präsentieren. „Wiener Opern‘gschichten“ ist der Titel eines Bandes mit gesammelten Episoden, Reflexionen und Anekdoten zum Geschehen auf Opernbühnen, vorzugsweise in seiner Heimatstadt. Gerade wegen der geist- und gedankenreichen Präsentation regen sie den Leser zum Mit- und Nachdenken an, lassen hinzugefügte kluge, liebevolle, launige, sarkastische und gelegentlich auch spöttische Gedankenblitze diese Lektüre zu einem besonderen intellektuellen Vergnügen werden.

img 3266000
Sibylle Kuhne, Gerald Diesener, Helmut Loos, Klaus Billand und Rolf-Dieter Arens. Foto: privat

Auch der zuweilen etwas andere Blick auf manche Opernhandlung regte das Publikum zum aufmerksamen Mitdenken an. Drei Diskutanten in dieser Runde – Dr. Klaus Billand, Wirtschaftswissenschaftler und Opernkritiker aus Wien und auch Kurator der Ausstellung „Wie, hör ich das Licht?“ im Lichthof der Alten Nikolaischule, Prof. Helmut Loos und der Verleger beider Bücher Dr. Gerald Diesener vom Leipziger Universitätsverlag – kommentierten die hier abermals von Sibylle Kuhne mit viel Geschick ausgewählten und vorgetragenen Leseproben mit eingängigen Kommentaren und gaben der festlichen Lesung so auch eine überaus heitere Note.

img 3274
Verleger Dr. Gerald Diesener. Foto: privat

Ein Sektempfang und rege Gespräche am Büchertisch rundeten die gelungene Premiere zweier Titel aus der Feder von Heinz Irrgeher ab, deren Wermutstropfen freilich auch hier von den Gästen nicht vergessen wurde: Wir wünschen dem Autor rasche und vollständige Genesung, so dass der nun geplante fünfte Anlauf für die Buchvorstellung recht bald gelingen möge …

img 3280
Ute Holstein, die beide Bücher grafisch auf höchstem Niveau betreut hat mit Dr. Christiane Meine, der Mitorganisatorin der Veranstaltung. Foto: privat

Dr. Christiane Meine (Leipzig)

 

Diese Seite drucken