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LECH/ Arlberg: LECH CLASSIC FESTIVAL – ERÖFFNUNGSKONZERT

02.08.2022 | Konzert/Liederabende

Lech am Arlberg: Lech Classic Festival: Eröffnungskonzert am 1.8.2022

 Schon bereits zum 10. Mal findet – umgeben von einem atemberaubendem Bergpanorama – das Lech Classic Festival auf allerhöchstem künstlerischem Niveau statt. Nach der Eröffnung vom Lecher Bürgermeister und der engagierten Veranstalterin Marlies Wagner zieht das Lech Festival Orchester unter dem Dirigenten Tetsuro Ban im fast vollbesetzte Lecher Konzertsaal ein. Der Japaner ist nach seinem Studium in Wien und Engagements u.a. in Frankreich, Berlin und an der Wiener Volksoper, Generalmusikdirektor am Theater Regensburg und bereits zum vierten Mal mit viel Einsatz und Routine am Pult des Lech Classic Festivals.

Die „Sinfonia concertante“ in B-Dur von Joseph Haydn (1792 in London uraufgeführt) eröffnet Allegro in piano im feierlichen Klang und vermittelt mit Fedor Rudin (Violine), Milan Karanovic (Violoncello), Agnes Glaßner (Oboe) und Johannes Kafka (Fagott) fröhliche Stimmung. Während der sparsamen Orchesterbegleitung besticht vor allem der einfühlsame Violinist, der auch 3 Jahre Konzertmeister bei den Wiener Philharmoniker und beim Wiener Staatsopernorchester war, mit zarten Klängen. Auch beim 2. Satz Andante bestehen die Solisten die wechselnden Klangkombinationen einheitlich und mit idyllischer Farbgestaltung. Beim melodischen Teil werden einige kurze Geigensoli brillant ausgeschmückt und auch bei Allegro con spirito antwortet Rudins dominant-aufspielende Violine von Lorenzo Storiani (Cremona, 1779) auf das stürmische Forte-Zwischenspiel des Orchesters eindrucksvoll.

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Violinist u. Konzertmeister Fedor Rudin, Cellist Milan Karanovic. FOTOGRAPH: Dietmar Biasio-Hurnaus/Lech-Zürs Tourismus

 

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Cellist Sebastian Bru. FOTOGRAPH: Dietmar Biasio-Hurnaus/Lech-Zürs Tourismus

 

Nachdem Fedor Rudin das Orchester gekonnt eingestimmt hat, beginnt Sebastian Bru Haydns Violoncello-Konzert Nr. 1 in C-Dur mit Leidenschaft, sympathischen Lächeln und stets hochkonzentriert. Der Cellist aus Wien spielt seit 2013 bei den Wiener Philharmonikern und beweist sein großes technisches Können und eine außergewöhnliche Musikalität als Solist, trotz zeitgleichem Engagement bei den Salzburger Festspielen, seit 2020 auch in Lech. Das edel klingende und hochglänzende Cello „ex von Zweygberg“ von Giovanni Battista Guadagnini (Piacenza 1749) erlaubt hauchzarte pianissimi und besonders schnelles Spiel im 1. Satz Moderato, während in Adagio ernsthaft und würdevoll das einzige Thema beibehalten wird. Bei Allegro molto führen extrem schnelle Finger und quirlige Takte zu optimalem Schwung und Fröhlichkeit pur. Tetsuro Ban dirigiert ohne Stab mit Handflächen nach unten und oben zeigend und leitet mit Wellenbewegungen und vollem Körpereinsatz das Orchester zu sehr schnellem Spiel. Die instrumentale Glanznummer wird heftig vom Publikum gefeiert, sodass Bru als Zugabe Friedrich Guldas Cellokonzert spielt. Mit ungewöhnlichen Klangfolgen und eher abgehackten, unmelodischen Akkorden liefert der Künstler eine ausdrucksstarke, spannungsgeladene Interpretation, die auch die Orchestermusiker aufmerksam verfolgen.

Nach der Pause beschwingen die Musiker mit Tschaikowskis Walzer aus der Serenade für Streicher in C-Dur mit lieblichen, elegant-träumerischen Tönen, die fließende Leichtigkeit in den Saal bringen.

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Geigenvirtuosin Mayuko Kamio. FOTOGRAPH: Dietmar Biasio-Hurnaus/Lech-Zürs Tourismus

Danach erlebt das Publikum in Lech mit einem der bekanntesten und populärsten Violinkonzerte, Tschaikowskis op. 35 in D-Dur, eine Sternstunde. Mayuko Kamio aus Osaka, jüngste Preisträgerin des Menuhin Wettbewerbs, verzaubert auf „Rubinov“ von Antonio Stradivari (Cremona 1731) mit allerhöchster Virtuosität, herrlichen Klangfarben und technischer Brillanz. Der zierlichen Violinistin – im engen, weißen Kleid eine sehr elegante Erscheinung – liegt Tschaikowski offensichtlich besonders und mit angespanntem Gesichtsausdruck bringt sie berührende romantische Passagen ebenso wie sehnsuchtsvolle Melancholie voll Schwermut im 2. Satz Canzonetta.Andate und es kommt zum zärtlichen Dialog zwischen der edlen Geige mit Oboe und Klarinette. Bei Finale.Allegro vivacissimo gibt Kamio rasantes Tempo vor, dank harmonischem Verständnis mit dem Dirigenten kann das Orchester entsprechend folgen, sodass der letzte Satz beschwingt und lebhaft mit schnellen Tempi endet. Nachdem sich die Gäste schon nach dem 1. Satz nicht mehr zurückzuhalten können, um zu applaudieren, bricht nun ein Begeisterungssturm los, der mit berechtigten standing ovations gipfelt.

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Geigenvirtuosin Mayuko Kamio. FOTOGRAPH: Dietmar Biasio-Hurnaus/Lech-Zürs Tourismus

Der Bogen, von dem sich bei dem expressiven Spiel einige Haare gelöst haben, wird schnell getauscht und die Ausnahmegeigerin baut nochmals für die Zugabe – Schuberts „Erlkönig“ – enorme Spannung auf und erzählt mit aufregenden, ängstlichen und nervenzerreißenden Klangfarben vom Vater und seinem sterbenden Kind. Die Zuhörer und Musiker sind hingerissen und entflammt, die Halle tobt.

Die fantastischen Solisten sind auch am 2. und 3.8. mit einem abwechslungsreichen Programm (Bach, Vivaldi, Mozart, Paganini, Mendelssohn-Bartholdy, Brahms) zu erleben. Am 5.8. kann mit Ausschnitten aus „Un ballo in maschera“ und „Cavalleria rusticana“ in die Opernwelt eingetaucht werden und am Wochenende begibt man sich auf „Romantische Spurensuche“ und wird mit einem „Amerikanischen Abend“ begeistert. Ein Besuch wird ausdrücklich empfohlen!

Susanne Lukas

 

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