Lech am Arlberg: LECH CLASSIC FESTIVAL – “DAS IST MENDELSOHN“ – 11.8.2024 – fulminate Pianistin folgt brillantem Violinisten
Auch der letzte Klassikabend des Festivals 2024 in Lech – ganz im Zeichen des Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy – kann mit grandiosen Interpretationen und einer exquisiten Aufführung erlebt werden. Mit dem berühmten „Hochzeitsmarsch“ aus der Schauspielmusik „Sommernachtstraum“ eröffnet das Lech Classic Orchester unter dem japanischen Dirigenten Tetsura Ban mit triumphalem Schwung, sprühender Eleganz und mitreißender Feierlichkeit.
Es folgt das Violinkonzert e-moll op. 64 des deutschen Romantik-Komponisten mit dem überwältigenden Ausnahmegeiger Dalibor Karvay auf der Stradivari „ex Benecke“ (Cremona 1694). Bereits bei der Einleitung mit Schwung und Elan überzeugen hingebungsvolle Dramatik und temperamentvolle Tempi. Das Thema erstrahlt schließlich im 1. Satz im feinfühligen Dialog der Streicher, später der Bläsergruppe mit dem Slowaken, der zeitweise glückselig lächelt. Selbst gerissene Bogensaiten können sein leidenschaftliches Spiel nicht beeinträchtigen. Der zweite Andante-Satz besitzt Brillanz und Klangzauber. Die friedvolle Melodie – äußerst sehnsuchtsvoll, sanft und lieblich dargeboten – lässt das Publikum nicht mehr los. Den letzten Satz leitet die Violine ein, Bläserfanfaren folgen stimmig und mit springender Fröhlichkeit entsteht ein lebhafter Dialog zwischen Geige und Orchester – die Leichtfüßigkeit ist ansteckend. Technische Brillanz muss ohnehin erwartet werden, obwohl die geniale Virtuosität des ersten Konzertmeisters der Wiener Symphoniker herausragend ist. Aber das Wichtigste bei einem Konzert ist sicherlich, sich in der Musik verlieren zu können und zutiefst berührt zu werden, und dies gelingt nur den Größten der Großen! Langer, tobender Applaus beweist, dass so ein Großer in den Lechwelten zu erleben war.
Nach der Pause übernimmt Klaviervirtuosin Jasminka Stančul mit arpeggierten Akkorden beim Capriccio brillant b-moll op. 22. Nachdem die Holzbläser einsetzen und langsame, behutsame Gegenmelodien der Pianistin ertönen, steigert sich das Stück zu schnellsten Tempi mit imposant-feierlichem, feurigem Glanz. Die Pianistin agiert kraftvoll mit Elan, Esprit und unglaublicher Hingabe. Sensationell! Das zweite Stück am Steinway-Flügel ist das selten gespielte Klavierkonzert Nr. 1 g-moll op. 25. Dieses Jugendwerk von Mendelssohn schrieb er für die junge Pianistin Delphine von Schauroth, mit der ihn eine Liebesromanze verband. Ohne lange Orchestereinleitung wird mit großer Geschwindigkeit energiegeladene Spannung aufgebaut, die drei Sätze fließen ineinander über und im Andante-Mittelsatz in e-dur begeistert eine sanfte, leise Klavier-Solopassage. Melodischer Reichtum und Klangschönheit folgen, bevor Trompeten und Hörner ein fulminantes Presto-Finale einleiten und ein furioses, äußerst dynamisches Finale zu Begeisterungsstürmen führt.
Mit diesen beiden faszinierenden Solisten kann man zum Mendelsohn-Fan mutieren, auch wenn man es bisher nicht gewesen ist!
Das Lech Classic Orchester unter der Konzertmeisterin Kristina Šuklar (sie ist seit 2011 Konzertmeisterin des ORF Radio-Symphonie Orchester) besteht aus Musikern von den führenden mitteleuropäischen Spitzenorchestern wie von der Wiener und Berliner Staatsoper, Brucknerorchester Linz, Oper Graz, Gürzenich Orchester Köln, Konzerthausorchester Berlin u.a. Es ist stets faszinierend zu beobachten, wie die Musiker jedes Jahr am Arlberg nach nur einer gemeinsamen Probe zu so perfekter Abstimmung und einem einheitlichem Klangerlebnis in bester Harmonie zusammenfinden. Ein großes Lob dafür!
Man darf sich auf das 13. Lech Classic Festival im August 2025, ein vielfältiges Klassik-Programm, fulminante KünstlerInnen und neue musikalische Höhepunkte freuen.
Susanne Lukas