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LAXENBURG/ Schlosstheater: LE NOZZE DI FIGARO als Zeitreise in die Mozart-Ära

22.02.2016 | Oper

Laxenburg/ Schlosstheater: „LE NOZZE DI FIGARO“ALS ZEITREISE IN DIE MOZART-ÄRA (21.2.2016)


Bernd Bienert im Schlosstheater. Copyright: Teatro Barocco

Bernd Bienert entspricht ideal dem Typus „Impressario“ in der Zeit von Wolfgang Amadeus Mozart. Er begann mit 17 als Tänzer an der Wiener Staatsoper, bewährte sich als Choreograph, wurde Ballett-Chef in Zürich (1991-2001) und leitet seit drei Jahren erfolgreich das „Teatro Barocco“ . Bisher gab es erfolgreiche „Ausgrabungen“ – nun ist er drauf und dran, auch das klassische Repertoire in jener Form als Regisseur zu rekonstruieren wie es zur Zeit der Uraufführung erlebbar war. Es gab nur Rampenlicht, im Halbdunkel waren große Gesten nötig und im Orchester spielte man noch auf  alten Original-Instrumenten. Als Kulissen müssen gemalte Vorhänge herhalten. Bernd Bienert wagte sich mit „Le Nozze di Figaro“ von Wolfgang Amadeus Mozart und Lorenzo da Ponte als Regisseur ebenso  weit nach vorne wie als Intendant. Immerhin konnte er das Schlosstheater von Laxenburg (dem Sommersitz des Kaiserhauses) für sein Projekt anmieten (Reprisen laufen noch bis 28.Februar 2016) und das Land Niederösterreich zur finanziellen Unterstützung bewegen.

Und dank eines jungen Sängerensembles gelingt das Experiment. Immerhin steht mit David Aronson ein routinierter  Korrepetitor aus der Wiener Staatsoper als Dirigent zur Verfügung. Aber das Orchester des „Ensemble Barocco“ ist wahrlich nur angedeutet: Es gibt nur 2 erste Geigen, 1 Bratsche, 1 Cello und 1 Kontrabass. Und die Bläser sind ebenfalls alle einfach besetzt (Flöte, Klarinette, Fagott, Oboe, Horn und Pauke). Der positive Gesamt-Eindruck wird in erster Linie von einem Dutzend junger Sänger und Sängerinnen erzielt, die alle am Anfang ihrer Karriere stehen.

Eine wunderbare Susanna ist die südafrikanische Sopranistin Megan Kahts; bildhübsch mit einer Stimme voller „Rosenduft“, innig und doch voller Eros. Einen überaus sympathischen Figaro verkörpert Gebhard Heegmann. Der österreichische Slabbert-Schüler ist locker, sein Bariton sitzt, die nötige Höhe ist vorhanden; vor allem mit der Arie im 4. Akt kann er punkten. Eine fast hochdramatische Gräfin wird von der kanadischen Sängerin Sarah Maria Kramer geliefert: barocke „Üppigkeit“ in jeder Hinsicht. Ganz anders der Graf: für Laxenburg reichts – aber schon für Graz wär‘s wohl zu wenig Material: Gezim Berisha, geboren im Kozovo,  singt geschmackvoll, hat auch mit den Koloraturen der großen Arie keine Probleme, aber für eine große Karriere wird’s wohl nicht genug Substanz sein. Ein zu kindlicher-vorpubertärer Cherubin wird von der Wienerin Barbara Angermeier porträtiert. Sie gehört immerhin zum  erfolgreichen Kernteam des Teatro Barocco.

Ausgezeichnet auch die Sängerinnen und Sänger der kleineren Rollen. Die US-Amerikanerin Anne Wiebern ist eine junge Marcellina (samt Arie im 4.Akt). Der Niederösterreicher Florian Pejrimovsky ist ein schrulliger, tölpelhafter Bartolo; der Musiklehrer Basilio (und auch der Richter Curzio) wird vom Italo-Spanier Juan Carlos Petruzziello vorbildlich gestaltet– ein Tenor-Voyeur als Intrigant. Dafür darf er die fast nie gespielte „Eselsarie“ vortragen. Er tut dies mit großem Geschmack! Penelope Makeig (USA) ist eine entzückende Barbarina. Der Mini-Chor des Teatro Barocco ist voll engagiert.  Insgesamt dauert der „Original-Figaro“ samt Pause  fast 4 Stunden. Und mit der Zeit beginn die Choreographie des Halbdunkels zu ermüden. Auf der anderen Seite wirken die vielen frischen Stimmen „aufmunternd“.

Fazit: das Teatro Barocco sollte den bekannten Meisterwerken eher ausweichen und ganz auf „Wiederentdeckungen“ setzen; wie im Juni und Juli d.J. – da  gibt man im „Stammhaus“ in Stift Altenburg die Oper „Piramo e Tisbe“ von Johann Adolph Hasse. Premiere ist am 25. Juni 2016. Und diesen Termin sollte man vormerken!

Peter Dusek

 

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