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LAUSITZ/ Lausitz-Festival/Cunewalde-Kirche: ABSCHLUSSKONZERT DES LAUSITZ-FESTIVALS MIT MAXIM VENGEROV

11.09.2023 | Konzert/Liederabende

Cunewalde/Kirche: ABSCHLUSSKONZERT DES LAUSITZ-FESTIVALS MIT MAXIM VENGEROV – 10.9.2023

Das 2019 mit dem Ziel gegründete LAUSITZ FESTIVAL, eine vom niedergehenden Bergbau und Strukturwandel geprägte Region Deutschlands, die Lausitz, die sich vom Osten Sachsens und Süden Brandenburgs bis ins angrenzende Polen erstreckt, kulturell zu beleben, wandelte von Jahr zu Jahr sein Profil von rein klassischer Orientierung zu einem sehr vielseitigen Angebot. So heterogen wie die Landschaft und ihre Bewohner sind auch die Programme und Spielstätten. Unter dem neudeutschen Motto „Hereinforderung“ bot das Festival in diesem Jahr Konzerte renommierter Künstlerinnen und Künstler, wie Martha Argerich und Maxim Vengerov, literarische Matineen, philosophische Gespräche, Theater, Tanz, Jazz und Ausstellungen zeitgenössischer Kunst.

Die Geburtsstunde des Lausitz Festivals fand in der, Mitte des 18. Jahrhunderts erbauten, barocken Dorfkirche von Cunewalde statt, der größten Dorfkirche Deutschlands mit drei Emporen und 2632 Sitzplätzen. Sie ist eine der wichtigen Spielstätten des Festivals, wo auch schon Elīna Garanča, Martha Argerich und Charles Dutoit auftraten. Jetzt fand hier das Abschlusskonzert des 5. Jahrgangs mit Maxim Vengerov und Polina Osetinskaya statt.

Vengerovs Violinspiel besticht immer wieder durch sein besonders feinsinniges, nuancenreiches, von Fantasie beflügeltes Spiel. Anfang 2007 erlitt er zwar eine Verletzung am rechten Arm, weshalb er als Violin-Solist lange Zeit pausieren musste und nur als Dirigent auftreten konnte, aber er bekannte: „Die Geige ist immer noch ein Teil meines Lebens …“ und konzertiert seit 2010 wieder sehr erfolgreich mit seinem Instrument. Er spielte schon verschiedene Meistergeigen, auch von Stradivari, und seit 1998 die „Ex-Kreutzer“-Stradivari von 1727, mit der er bei seiner frappierenden Technik und fein differenzierten Tongebung einen wunderbaren Klang erreicht, besonders auch prädestiniert für die kammermusikalischen Kompositionen der Romantik für Violine und Klavier, wie sie im ersten Teil des Konzertes erklangen.

Den sanften, zartbesaiteten „Drei Romanzen“ von Clara Schumann folgten das herzhafte „Scherzo aus der F.A.E.-Sonate“ von Johannes Brahms und die rasant und sehr temperamentvoll gespielte „Sonate Nr. 3“ von Robert Schumann, drei Komponisten, die stilistisch einer Epoche angehören, familiär und freundschaftlich eng verbunden waren und sich in kompositorischen Dingen austauschten. Dennoch ist jede ihrer Kompositionen von einer eigenen „Handschrift“ geprägt, was bei Vengerov mit seiner einfühlsamen Interpretation in schönster Weise deutlich wurde. Er ist ein Vollblutmusiker, der sich ganz jedem Werk, das er spielt, verpflichtet fühlt und sich hinein vertieft, was sich in seiner äußerst sensiblen und nuancenreichen Interpretation auf der Grundlager einer frappierenden Technik mitteilt.

,,Anders, weniger sensibel gestaltete die Pianistin den Klavierpart, technisch versiert, jedoch mehr rational und weniger einfühlsam. Zuweilen führte das Klavier ein „Eigenleben“, geriet etwas zu sehr in den Vordergrund und so mancher Ton zu hart und mechanisch, so dass manche Nuancen der sehr feinsinnig geführten Violine überdeckt wurden. Es war zwar ein Miteinander, aber leider nicht immer eine musikalische Gemeinsamkeit.

Im zweiten Teil des Konzertes folgten „Fünf Melodien für Violine und Klavier (op. 35a) und die „Sonate Nr. 2“ (op. 94b) für beide Instrumente von Sergei Prokofjew, die in ihrem verschiedenartigen Charakter mit Bravour zu Gehör gebracht wurden. Vor allem bei der dritten „Melodie“ („Animato, ma non allegro“) war Vengerows feinsinniges Spiel zu bewundern, die vierte („Allegretto leggero e scherzando) wurde hingegen ihrem Charakter nach ziemlich temperamentvoll und mit Vehemenz wiedergegeben.

Mit drei, in ihrem Duktus sehr unterschiedlichen, Zugaben bedankten sich die beiden Künstler für den euphorischen Applaus des zahlreich erschienenen Publikums, einer ersten, gefühlvoll und beseelt musizierten, einer zweiten, temperamentvoll und akzentuiert gespielten von Sergej Rachmaninow, und einer dritten von Sergei Prokofjew, die den Kreis und damit einen eindrucksvollen, erlebnisreichen Konzertabend beschloss.

Ingrid Gerk

 

 

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