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LAUSANNE/ Opéra: SEMIRAMIDE in konzertanter Version

05.02.2022 | Oper international

Semiramide an der Opéra de Lausanne in konzertanter Version vom 4.2.2022

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Foto: Opéra Lausanne

«Semiramide» ist eine Oper in zwei Akten. Das Libretto stammt von Gaetano Rossi. Es basiert auf Voltaires Tragödie Semiramis, welche wiederum auf die Legende von Semiramis von Babylon zurückgeht. Die Oper erlebte ihre Uraufführung im Opernhaus «La Fenice» in Venedig am 3. Februar 1823 und wurde danach im 19. Jahrhundert eines seiner meistgespielten Werke.

Die einleitende Sinfonia ist die längste und am besten ausgearbeitete, die er je geschrieben hat. Die Rolle der Semiramide erfordert eine Sängerin mit aussergewöhnlichen Qualitäten; sie muss zugleich dramatisch, aber auch ein Koloratursopran sein. Von allen Sängerinnen und Sängern wird in dieser Oper höchste Belcanto-Qualität gefragt.

Maria Grazia Schiavo als Semiramide zeigt einmal mehr, wie schwierig diese Partie ist. Das Timbre ist zwar schön, die Technik strahlend, aber schon bei der Arie „Bel raggio lusinghier“, ist man enttäuscht. Hier werden unendliche Tempi genommen, unnötige Zusätze gemacht und die letzte Höhe geschrien. Der Rest ist nicht schlecht, bleibt aber völlig hinter dem zurück, was man von der Königin von Babylon erwartet. Die Attacke der Klänge ist nicht da, die Erhabenheit und die Gewalt auch nicht.

Marina Viotti überrascht in der Rolle des Arsace, die Stimme ist von schöner Qualität, klingt sie gerade richtig für dieses Repertoire. Die Vokalisierung ist leichtfüssig und man glaubt ihr jeden Moment den jungen Krieger, den sie darstellen soll. Mit kraftvollem, gut fokussiertem Mezzo meistert sie all die virtuosen Koloraturen bravourös. Mirco Palazzi als Bösewicht Assur gefällt mit farbenreichem Bariton, dessen Stimme über ein schönes Timbre verfügt und sich bestens ins Ensemble eingliedert.

Der Idreno von Francisco Brito, der eine gute Leistung erbringt, ist hörenswert. Er verfügt über eine sichere und brillante Höhe, einer perfekten Vokalisation, einem angemessenen Stil und einem sonnigen Timbre.

Der Rest der Besetzung gibt eine gute Leistung ab und integriert sich bestens ins Ensemble. Dies sind Ornella Corvi als Azema, Raphael Hardmeyer als Mitrane und Joshua Morris als Ombra di Nino.

Das Dirigat von Corrado Rovaris ist gelungen. Er entlockt der Partitur und dem bestens aufgelegten Orchestre de Chambre de Lausanne immer neue Nuancen, verbindet zupackende Präzision mit schwebender Leichtigkeit, trägt die Sänger auf Händen und ermöglicht ihnen eine betörende Piano-Kultur. Der Chor wurde von Antonio Greco bestens auf diese grosse Partie vorbereitet und fügt sich hervorragend in das gute musikalische Gesamtbild ein.

Ein konzertanter Opernabend, der vom Publikum begeistert bejubelt wird.

Marcel Burkhardt

 

 

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