LAUSANNE: Premiere an der Opera de Lausanne von der Operette «L’auberge du Cheval Blanc» von Ralph Benatzky, vom 21.12.2021
Rechtzeitig zu den Feiertagen präsentiert die Opera de Lausanne eine festliche Operette. Dieses Jahr ist es «L’auberge du Cheval Blanc» von Ralph Benatzky. Bekannter unter dem Namen; das Weisse Rössl am Wolfgangsee. In dieser französischen Version kommen die Gäste aus Frankreich an den Wolfgangsee. Aus Paris kommen vornehme Leute, die im Tirol ihre Ferien verbringen wollen. Dieses Humorvolle Werk ist in Frankreich nicht unbekannt. Die französische Fassung wurde mehr als 1700-mal am Théâtre du Châtelet mit Bourvil in der Rolle des Léopold aufgeführt.
Dieses Werk ist die letzte Berliner Operette der Zwischenkriegszeit. Es handelt sich um ein hybrides Werk, das Tiroler Folklore, Wiener Operette, Berliner Kabarettmelodien und Tanzsaalnummern vermischt. Die Ankunft exzentrischer Gäste aus Südfrankreich stört die Gelassenheit eines charmanten Etablissements in den österreichischen Alpen, und die einst zivilisierte Feiern werden zu einer wilden Party.
Im 19ten Jahrhundert dachten sich die beiden Komödienautoren Gustav Kadelburg und Oscar Blumenthal eine Liebesgeschichte aus, die in einem Gasthaus in einem kleinen oberösterreichischen Dorf spielt. Leopold ist in Josefa, die Wirtin des Cheval Blanc verliebt, die ihrerseits ein Auge auf einen ihrer Kunden geworfen hat, einen nicht gerade sympathischen Anwalt. Die Ankunft französischer Kunden erschüttert diese kleine Dynamik und ermöglicht einigen von ihnen auch eine schärfere Sicht auf die Menschen in ihrer Umgebung.
Für die Oper in Lausanne wurde eine abgespeckte Version in zwei Akten gewählt, mit Jean-Yves Ossonce als musikalischem Leiter und Gilles Rico als Regisseur, Fabienne Conrad als Josepha und dem charmanten Mathias Vidal, der die Schürze des Leopold trä
Foto: Opera Lausanne
Bei der Inszenierung in Lausanne hat man sich auf das Hotel reduziert. Keine Ähnlichkeiten zum Salzkammergut aber dafür eine Hotelhalle, an der sich die Gäste treffen, referieren, kompromittieren und sich verlieben, streiten, trennen und wiedersehen feiern. Gespickt mit sehr vielen Einlagen wird diese Interpretation zur Revue und verliert etwas von der ursprünglichen Handlung. Man sieht sich eher nach Paris versetzt als in Österreich. Die Inszenierung ist gespickt mit viel französischem Revuetheater, gelungenen Tanz- und grossen Choreinlagen.
Die farbenprächtigen Kostüme, die witzigen Einlagen und die grossen Tanzszenen versetzten einem in Festlaune, das ist auch das Ziel der Aufführung. Die Handlung spielt gerade im zweiten Akt weniger eine Rolle. Hier war Tanzlaune angesagt. Eine besondere Einlage ist derjenigen der Miss Helvetia als Kathi. Mit Jodeleinagen und Animationen konnte sie das Publikum zum Lachen und zum Singen bringen. Mit der Handorgel in der Hand stimmte sie ein Lied an und liess das Publikum mitsingen, welches lautstark mitmachte. Etwas skuril ist die Interpretation des Kaisers. Zurückgezogen in seinen Gemächern trägt er Frauenkleider und sinniert über sein Leben nach.
Die Josepha der Fabienne Conrad war singfreudig und humorvoll, der Léopold, ein Enegiebündel gesungen von Mathias Vidal, Napoléon Bistagne war Patrick Rocca, der die Sprechrolle mit viel Witz und Humor interpretiert. Die Sylvabelle von der charmanten Clémentine Bourgoin. Me Guy Florès gesungen von Julien Dran, Célestin Cubisol interpretiert von Guillaume Paire, Professeur Hinzelmann von Rémi Ortega. Die Clara von Sophie Negoïta, der Piccolo von Jean Miannay, Kathi war die Miss Helvetia, Zenzi die Yuki Tsurusaki und der Kaiser wurde von Patrick Lapp gespielt.
Das Publikum war begeistert und feierte den Abend mit viel Applaus und einer stehenden Ovation. Es ist für viele Besuchern zur Tradition geworden die Weihnachtszeit und Sylvester Zeit nach Lausanne zu reisen und sich ein beschwingt fröhliches Werk zu Gemüte zu führen.
Marcel Burkhardt