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LAUSANNE/ Opéra: IL GIUSTINO von Antonio Vivaldi. Konzertant

08.12.2019 | Oper

Antonio Vivaldi: Il Giustino – Opéra de Lausanne. Konzertante Vorstellung: 08.12.2019

Die konzertante Aufführung barocker Opern unter Mitwirkung von Spezialensembles hat an der Opéra de Lausanne lange Tradition und so gelangt in dieser Saison Antonio Vivaldis «Il Giustino» (RV 717) zur Aufführung.

«Il Giustino», basierend auf dem Libretto von Nicolò Beregans Libretto zur Oper «Giustino» von Giovanni Legrenzi, kam in der Karnevalssaison 1724 (Januar oder Februar) zur Uraufführung. Teit und Ort entsprechend wurden alle Rollen von Männern oder Kastraten verkörpert. Zu Vivaldis Lebzeiten wurde die Oper nicht mehr gespielt. Die kritische Edition von Reinhard Strohm von 1991 ist die erste kritische Edition einer Vivaldi-Oper überhaupt.

Die Accademia Bizantina unter Leitung von Ottavio Dantone setzt Vivaldis Musik schlicht perfekt um. Die Accademia Bizantina klingt etwas trockener als andere Spezialensembles, musiziert deswegen aber nicht weniger farbig und leidenschaftlich. Die Ruhe im Spiel und der bewusste Umgang mit Akzentuierungen kommen der Musik vielmehr zu Gute. Der «Frühling», der erste Satz der Vier Jahreszeiten, der im ersten Akt den Auftritt der Göttin Fortuna begleitet, klingt nun gar nicht mehr nach Kaufhausmusik. Hervorragend gelingt auch Giustinos Arie «Ho nel petto un cor si forte» mit konzertierendem Salterio (Psalter). Besonders erwähnenswert ist auch das geschmackvolle Continuo.

Mit Ausnahme der Interpretin der Leocasta waren alle Solisten schon bei der mit der Accademia Bizantina erfolgten CD-Aufnahme dabei.

An erster Stelle ist Delphine Galou als Giustino zu nennen. Sie beeindruckt mit ihrem warmen und unheimlichen farbenreichen Alt und, wie alle anderen Solisten auch, mit absolut perfekter Technik. Emöke Barath sang mit rundem, vollen Sopran die Arianna und Silke Gäng frischem, leicht androgynem Mezzosopran den Anastasio. Das hervorragende Ensemble ergänzen Ana Maria Labin als Leocasta und Arianna Venditelli als Amantio sowie Emiliano Gonzalez Toro als Vitaliano und Alessandro Giangrande als Andronico/Polidarte/Voce di Vitaliano.

Puristen rümpfen die Nase über die Kürzung auf drei Stunden – ein lohnenswertes Erlebnis war es trotzdem.

Keine weiteren Aufführungen.

08.12.2019, Jan Krobot/Zürich

 

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