Dernière; Nabucco von Giuseppe Verdi an der Opéra de Lausanne vom 14.06.2024
Copyright: Jean-Guy Python
Die Opera de Lausanne schliesst ihr Spielzeit mit Nabucco und gleichzeitig ist es auch der Abschied des Direktors Eric Vigié. Er war von 2002 bis 2024 Direktor der Opéra de Lausanne und hat während seiner Amtszeit einen bedeutenden Einfluss auf das Haus ausgeübt. Unter seiner Leitung hat sich die Opéra de Lausanne sowohl künstlerisch als auch organisatorisch stark entwickelt. Zudem brachte er eine breite Palette an Opernproduktionen nach Lausanne, die sowohl klassische als auch moderne Werke umfassten. Dadurch konnte ein breites Publikum angesprochen und die künstlerische Qualität stetig hochgehalten werden. Unter seiner Leitung gewann die Opéra de Lausanne an internationaler Anerkennung. Ihm gelang es, namhafte Künstler und Regisseure nach Lausanne zu holen, was das Ansehen des Hauses weiter steigerte. Er initiierte Programme, um ein neues und jüngeres Publikum für die Oper zu begeistern. Dazu gehörten unter anderem spezielle Aufführungen und Bildungsprogramme. Trotz finanzieller Herausforderungen gelang es ihm, die Opéra de Lausanne finanziell stabil zu halten und notwendige Modernisierungen voranzutreiben. Er führte innovative Projekte ein, wie zum Beispiel Live-Übertragungen und Kooperationen mit anderen Kulturinstitutionen, um die Reichweite und Relevanz der Oper zu erhöhen. Insgesamt wird er in der Opernwelt und insbesondere in Lausanne als eine Schlüsselfigur angesehen, die massgeblich zur Entwicklung und zum Erfolg der Opéra de Lausanne beigetragen hat.
Der renommierte Stefano Poda inszeniert Nabucco mit viel Ästhetik und einer intelligent eingesetzten Personenführung. Er übernimmt die Regie, das Bühnenbild, die Kostüme, die Beleuchtung und die Choreographie und schuf eine Inszenierung, die für ihre künstlerische Einheit und Grösse beeindruckend ist.
In dieser Aufführung sind Irina Moreva als Abigaille, Gabriele Viviani als Nabucco und Nicolas Courjal als Zaccaria zu sehen und zu hören und John Fiore dirigiert das Orchestre de chambre de Lausanne. Die Oper ist berühmt für den dynamischen Einsatz des Chors, insbesondere der Gefangenenchor «va pensiero» mag zu beindrucken und die Integration von Tänzern, die der Aufführung eine zusätzliche Ebene der Bewegung und des visuellen Interesses verleihen.
Das Bühnenbild und die Kostüme betonen die starken Kontraste in der Geschichte und verwenden eine von Weiss- und Rottönen dominierte Farbpalette, um die gegensätzlichen Kräfte der Hebräer und Babylonier zu symbolisieren. Diese akribische Aufmerksamkeit für visuelle Details ist ein Markenzeichen von Podas Arbeit und macht die Produktion, die eine Koproduktion mit der Opera de Toulouse ist, nicht nur zu einer beeindruckenden Oper, sondern auch zu einem visuellen Fest.
Gabriele Viviani ist eine beeindruckende Sängerpersönlichkeit. Für die Rolle des Nabucco, des babylonischen Königs Nebukadnezar, ist er die zentrale Figur und er bietet eine starke stimmliche und darstellerische Leistung. Er hat die Fähigkeit, die emotionale Tiefe und das dramatische Gewicht dieser Rolle überzeugend zu vermitteln. Seine Interpretation als Nabucco zeigt nicht nur seine stimmliche Kraft, sondern auch seine Fähigkeit, die Komplexität des Charakters, der von Stolz und Macht bis zu Reue und Wahnsinn reicht, darzustellen. Er liefert eine intensive und nuancierte Darstellung und kann damit tief berühren.
Irina Moreva ist ebenfalls eine herausragende Opernsängerin. Als Abigaille hat sie eine der anspruchsvollsten Rollen im Opernrepertoire für Sopranistinnen. Sie erfordert von ihr eine beeindruckende stimmliche Virtuosität und auch die Fähigkeit, die emotionale Tiefe und die dramatische Intensität des Charakters zu verkörpern. Sie bietet eine kraftvolle stimmliche Leistung und hat eine fesselnde Bühnenpräsenz. Sie bringt sowohl die Stärke als auch die Verletzlichkeit von Abigaille zum Ausdruck.
Airam Hernández, ein talentierter und lobenswerter Tenor. Er bietet mit seiner kraftvollen Stimme und seinem gefühlvollen Ausdruck, mit dem er die innere Zerrissenheit und Leidenschaft der Figur wirkungsvoll wiedergibt, einen glänzenden Ismaele.
Nicolas Courjal ist ein französischer Bassbariton der über eine kraftvolle Stimme und eine beeindruckende Bühnenpräsenz verfügt. In Nabucco ist er Zaccaria der Hohepriester der Hebräer, eine Rolle, die eine starke, autoritative Stimme und eine beträchtliche dramatische Präsenz erfordert. Alles Eigenschaften, die Courjal mühelos erbringt. Er vermag es die Schwere und Intensität der Figur problemlos zu vermitteln.
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Die Mezzosopranistin Marie Karall überzeugt durch ihre Fähigkeit, den sowohl dramatischen als auch lyrischen Qualitäten der Fenena voll und ganz zu entsprechen. Sie hat eine gute Kontrolle über ihr mittleres Register und eine ausreichende Tiefe für die dramatischen Momente der Rolle.
Hervorragend ergänzt wird das Ensemble von Adrien Djouadou als Il gran Sacerdote, Maxence Billiemaz als Abdallo und Nuada Le Drève als Anna.
John Fiore dirigiert diesen Nabucco mit viel Elan und Feingefühl. Er vermag es das Orchestre de chambre de Lausanne auf Höchstform zu bringen. Seine subtile und intensive Herangehensweise an Verdis Musik sind einmalig. Man hört wunderbar nuancierte, feine Töne als auch dramatische Klänge die zu begeistern vermögen.
Zu guter Letzt ist der bestens vorbereitet Chouer de l’Opera de Lausanne zu erwähnen. Der in Nabucco ganz besondere Leistungen zu erbringen hat. Nicht nur in «va pensiero», das wunderbar feinfühlig daherkommt, singen sie mit viel Einsatz und gekonnter Bühnenpräsenz, sondern den ganzen Abend bieten sie eine gekonnte mit viel Schöngesang erfüllte Leistung.
Das Publikum ist mehr als begeistert und feiert diesen Nabucco mit grossen Ovationen.
Marcel Burkhardt