Komische Oper Le Domino Noir, Daniel Aubert, Opéra de Lausanne vom 17.3.2023
Das gesamte Ensemble. Foto: Jean-Guy Python
Im Paris des 19. Jahrhunderts war die komische Oper „Le Domino noir“ von Daniel-François-Esprit Auber ein Erfolg. Lange in Vergessenheit geraten kommt sie nun an die Opéra de Lausanne (die Königliche Oper der Wallonie in Lüttich zeigte diese Produktion bereits im Jahre 2018).
Das Spiel beginnt im Ballsaal des spanischen Königs in Madrid. Die Novizin Angèle möchte sich mit ihrer Vertrauten Brigitte noch einmal amüsieren, bevor sie am nächsten Tag ihr Gelübde ablegt. Doch auf dem Ball trifft sie den jungen Adeligen Horace, der sich bereits vor einem Jahr unsterblich in sie verliebt hat. Es entwickelt sich eine rasante Liebesgeschichte mit allerhand Verwechslungen, deren Handlungswirrwarr erst drei Akte später in einem glücklichen Ende aufgelöst wird.
Die überaus erfolgreiche Produktion wird um das Regie-Team um Valérie Lesort und Christian Hecq zu einem freudigen Erlebnis. Pittoresken Bühnenbildern (Laurent Peduzzi), fantasievollen Kostümen (Vanessa Sannino) und Puppen, die zum Leben erwachen zieren den Opernabend.
Zu Beginn und mit der Ouvertüre treten Tänzerinnen und Tänzer als Dominosteine auf, die sich in einer akrobatischen Nummer auch zahlenmässig passend aneinanderreihen.
Lord Elfort (Laurent Montel) tritt beim Maskenball im ersten Akt als Stachelschwein auf und fährt seine Stacheln mit einem Zischen immer dann aus, wenn er sich über den jungen Horace ärgert. Mit seiner charmanten Art und Spielfreude bringt er das Publikum immer wieder zum Lachen. Juliano (Francois Rougier) ist ein eitler Pfau, der beim Flirt mit den Damen auf dem Maskenball einen eindrucksvollen Pfauenschwanz auf seinem Rücken entstehen lässt. Er strahlt viel Eleganz aus und verfügt über eine gefällige Stimme.
Brigitte (Julia Deit-Ferrand) und Angele (Marie-Eve Munger). Foto: Jean-Guy Python
Angèle (Marie Eve Munger) erinnert mit dem schwarzen Vogel als Hut auf ihrem Kopf an einen schwarzen Schwan. Sie ist die perfekte Besetzung, sie lebt ihre Spielfreude voll aus und überzeugt mit wundervollen Koloraturen und mit stupender Leichtigkeit.
Die grosse Uhr im ersten Akt, lässt sich vor- und zurückdrehen, wobei die Gäste des Maskenballs in ihren Bewegungen auf die schnell verfliegende oder zurücklaufende Zeit jeweils entsprechend reagieren. Ein hübsches Spanferkel wird im zweiten Akt auf einem Tisch hereingefahren welches zum Gesang den Apfel aus dem Maul ausspuckt und sich auf dem Silbertablett im Takt bewegt. Im Kloster des dritten Aktes hängen an der Rückwand zwei riesige Fabelwesen, die nicht nur weissen Dampf ausspeien, wenn Ursule, Angèles Rivalin auf das Amt der Äbtissin, gegen die junge Angèle intrigiert, sondern sich zur Musik ebenso bewegen wie die weissen Statuen, die von ihren Podesten herabsteigen und ihre gegenseitige Zuneigung bekunden.
Ganz toll Philippe Talbot, der mit strahlendem Tenor einen gelungenen Horace von sich gibt. Marie Lenormand ist eine witzige Jacinthe mit einer schönen Stimme. Brigitte (Julia Deit-Ferrand) überzeugt szenisch wie stimmlich. Raphael Hardmeyer ist ein knorriger und aberwitziger Gil Perez. Ursule wird grossartig interpretiert von Carole Meyer. Marie Daher ist eine hervorragende La Tourière und Melchior wird glänzend interpretiert von Aslam Safia.
Der Dirigent Laurent Campellone ist ebenfalls voller Spielfreude und lässt das Orchestre de Chambre de Lausanne und den Chor de l’Opéra de Lausanne auf Höchstform spielen. Mit viel Liebe zum Detail und gelungenem Fingerspitzengefühl bringt er das Ensemble, das Orchester und den Chor zum Leuchten.
Ein aberwitziger und schöner Opernabend, der hoffentlich das Werk wieder in den Mittelpunkt der hiesigen Spielpläne rückt und nicht in Vergessenheit verfallen lässt.
Marcel Emil Burkhardt