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LAUSANNE/ Opéra de Lausanne: MY FAIR LADY. Koproduktion mit der Opera de Marseille

28.12.2022 | Operette/Musical

My fair Lady an der Opéra de Lausanne vom 27.12.2022

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Catherine Trottmann. Foto: Jean Guy Python

Das ungehobelte dialektsprechende Blumenmädchen Eliza Doolittle (Catherine Trottmann) erweckt die Aufmerksamkeit des mittelalten Gentlemans und Phonetikers Henry Higgins (Nicolas Cavallier) im strömenden Regen, der aus ihr innerhalb von sechs Monaten eine feine Dame machen will. Und gelingt ihm das wirklich auch? Ja, in der tollen Produktion der Lausanner Oper in jedem Fall und begeistert damit das Publikum.

Man hat sich für eine klassische Inszenierung entschieden (Regie Jean Liermier und Bühnenbild Christophe de la Harpe). Bühnenbild und Kostüme sind in der Zeit um 1912 angesiedelt, in der auch die Originalversion des Musicals spielt.

Im Sprachlabor plagt Henry Higgins Eliza Doolittle, die er zu einer Lady machen will, um eine Wette gegen Oberst Pickering (Christophe Lacassagne) zu gewinnen. Gesungen wird in englisch gesprochen in französisch. Da klingt das bekannte «Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühn» zu Beginn richtig derb. Catherine Trottmann spielt Eliza Doolittle mit dem französischen Akzent herrlich frech und vorlaut. Trotzdem verliert sie nie an Sympathie. Sie entwickelt sich nach und nach immer mehr zu einer richtigen Dame. Gesanglich liefert sie ebenfalls Glanzleistungen und begeistert mit ihrer hellen klaren Stimme.

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Nicolas Cavallier, Catherine Trottmann. Foto: Jean Guy Python

Applaus erntet Nicolas Cavallier als Higgins im Verlauf der Handlung immer wieder. Er gibt einen sehr authentischen schauspielerisch gelungenen Sprachprofessor. Er balanciert wunderbar zwischen dem Wissenschaftler, der einem Blumenmädchen Etikette lehren möchte, dem liebevollen Herrn, der väterliche Gefühle für das Blumenmädchen entwickelt, und dem cholerischen alten Sack, der das Blumenmädchen als sein Privatbesitz betrachtet.

Mit starker Bühnenpräsenz gibt Christophe Lacassagne einen wunderbar väterlichen Oberst Pickering, während Laurance Amx als Mrs. Higgins vor allem im Zusammenspiel mit Nicoals Cavallier hervorragend agiert. Großartig sowohl im Schauspiel als auch im Gesang ist zudem Rémi Ortega in der Rolle des Alfred P. Doolittle.

Julien Dran bleibt als Freddy Eynsford-Hill buchbedingt zwar ein wenig matt, singt aber mit schmachtender Stimme. Als Higgins‘ Haushälterin Mrs. Pearce vermag außerdem Shin Inglesias mit sicherem Spiel und deutschem Akzent zu überzeugen.

Musikalisch ist „My Fair Lady“ in Lausanne ein wahrer Genuss.  Das Orchestre de Chambre de Lausanne unter der profunden Leitung von Roberto Forés Veses spielt sicher durch die eingängige Partitur von Frederick Loewe – die Melodien klingen frisch, stimmig, geradezu perfekt. Kein Wunder also, dass diese tolle Inszenierung von „My Fair Lady“ eine Koproduktion mit der Opera de Marseille ist.

Marcel Emil Burkhardt

 

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