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LAUSANNE/ Opéra de: FORTUNIO von André Messager. Premiere

18.11.2024 | Oper international

Oper Fortunio von André Messager an der Opéra de Lausanne, Premiere vom 17.11.2024


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Clavaroche / Christophe Gay und Jacqueline / Sandrine Buendia . Foto: Carole Parodi

Die Opéra de Lausanne bringt zum ersten Mal überhaupt dieses verspielte, hübsche Werk auf die Bühne. Es ist keine Neuproduktion des Waadtländer Hauses, sondern eine Produktion die von der Opera-Comique aus Paris übernommen wurde.

Fortunio ist eine sehr schöne und charmante Oper. Sie ist ein Werk der französischen Belle Époque mit eleganter, lyrischer Musik und subtilen Humor. Die Oper, die am 5. Juni 1907 an der Opera Comique in Paris uraufgeführt wurde, basiert auf Alfred de Mussets Theaterstück Le Chandelier und erzählt eine romantische Geschichte, die von Leichtigkeit, Melancholie und einem Hauch von Ironie durchzogen ist. Eine Geschichte von Liebe, Täuschung und Selbstfindung.

Die Musik ist melodisch und fein orchestriert, mit einer Leichtigkeit, die an Offenbach erinnert, aber auch eine romantische Tiefe zeigt. Die Hauptfigur Fortunio, ein schüchterner junger Mann, ist sehr sympathisch, was der Handlung zusätzliche Wärme verleiht.

Das Werk spielt in der Mitte des 19. Jahrhunderts, in einer französischen Kleinstadt. Die Handlung ist zeitlich in der Epoche des Zweiten Kaiserreichs (1852–1870) angesiedelt, was durch die Kostüme, sozialen Strukturen und den Stil der Charaktere betont wird. Die Atmosphäre und das gesellschaftliche Gefüge der Epoche – mit ihrem Fokus auf Romantik, Intrigen und sozialen Hierarchien – sind wichtige Elemente der Inszenierung.

Mit einer Inszenierung von Denis Podalydès, einem Bühnenbild von Eric Ruf und Kostümen von Christian Lacroix haben sich grosse Theaterleute um dieses Werk versammelt. Sie schafften eine romantische Atmosphäre und haben alles genau in die Zeit des Geschehens angesiedelt.

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Pierre Derhet (Fortunio). Foto: Carole Parodi

Handlung

Jacqueline, die Frau des alternden und eifersüchtigen Notars Maître André, ist in eine heimliche Affäre mit einem jungen Offizier, Clavaroche, verwickelt. Um Verdacht von sich abzulenken, schlägt Clavaroche vor, dass Jacqueline einen „Scheinliebhaber“ (einen chandelier) engagiert, der die Aufmerksamkeit von ihrem wahren Liebhaber ablenkt. Der naive und schüchterne Fortunio, ein junger Schreiber in Andrés Kanzlei, wird ausgewählt, da er harmlos und unscheinbar wirkt.

Fortunio verliebt sich jedoch ehrlich in Jacqueline, ohne die Intrigen um ihn herum zu ahnen. Währenddessen wird Maître André immer misstrauischer und versucht, den vermeintlichen Rivalen zu enttarnen.

Jacqueline beginnt, Fortunios unschuldige Zuneigung zu erwidern, und erkennt, dass seine Liebe aufrichtig ist – im Gegensatz zu der oberflächlichen Leidenschaft Clavaroches. Dies führt zu Spannungen zwischen den Charakteren.

Jacqueline entscheidet sich, Clavaroche zu verlassen, und ihre Gefühle für Fortunio bleiben unausgesprochen, da sie sich ihrer gesellschaftlichen Verpflichtungen bewusst ist. Fortunio jedoch hat einen Moment des Erwachens erlebt und bleibt emotional gereift zurück.

Ensemble

Pierre Derhet singt schön und verfügt über eine sehr klare Diktion, spielt einen ausgezeichneten Fortunio, aufrichtig, naiv und völlig übertrieben in seinen Liebesschwüren.

Sandrine Buendia verkörpert treffend eine unentschlossene Jacqueline, die von Gefühlsdilemma, die sie durchlebt, erschüttert wird. Sie singt mit einem leuchtenden Sopran der sehr gefällig ist.

 

Marc Barrard, der Maître André, gibt humorvoll den eifersüchtigen, aber feinfühligen Ehemann, während Christophe Gay mit einer tollen Gesangstechnik einen manipulativen Clavaroche spielt.

Das Ensemble wird hervorragend ergänzt von Philippe-Nicolas Martin als Landry, Jean Miannay als Lieutenant d’Azincourt, Benoit Capt als Lieutenant de Verbois, Céline Soudain als Madelon, Warren Kempf als Maitre Subtil, Geoffroy Buffière als Guillaume und Anouk Molendijk als Gertrude.

Im Graben leitet der Lausanner Dirigent Marc Leroy-Calatayud die Sinfonietta brillant und mit der Emotion, die diese „Perle des Repertoires“ angemessen ist. Fortunio‘ ist das ideale Werk, um die Oper zu entdecken, es ist eine leichte Komödie, etwas sehr Einfaches, das alle anspricht.

Brilliert hat auch der Chor der Opéra de Lausanne unter der profunden Leitung von Anass Ismat.

Ein gelungener, verspielter und humorvoller Opernabend!

Marcel Emil Burkhardt

 

 

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