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LAUSANNE/ Opera de: CENDRILLON von Jules Massenet

22.04.2024 | Oper international

Cendrillon Oper von Jules Massenet an der Opera de Lausanne. Aufführung vom 21.4.2024

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Copyright: Jean-Guy Python

„Oper Cendrillon“ ist eine Oper von Jules Massenet, basierend auf dem Märchen von Cinderella. Sie wurde 1899 uraufgeführt und ist für ihre romantische und träumerische Musik bekannt. Massenets Kompositionen für diese Oper sind voller lyrischer Melodien und verträumter Orchestrierung, die die romantische Atmosphäre des Märchens einfangen. Seine Musik spiegelt die Emotionen und das Märchenhafte der Geschichte wider und trägt zur magischen Stimmung der Handlung bei.

Berühmter und bekannter ist La Cenerentola von Rossini. Nichtsdestotrotz sollte man sich Jules Massenets Cendrillon anhören. Beide Opern sind auf dem Märchen von Cinderella basierende Werke, aber sie unterscheiden sich in verschiedenen Aspekten, darunter Musikstil, Handlungsbetonung und Charakterisierung. Hier ist eine Gegenüberstellung:

Massenets „Cendrillon“: Massenets Musik ist romantisch und lyrisch. Er verwendet oft farbenreiche Orchestration und ausdrucksstarke Melodien, die die emotionale Tiefe der Charaktere betonen.

Rossinis „La Cenerentola“: Rossini ist bekannt für seine lebhafte und rhythmische Musik, die für ihre Virtuosität und ihre komplexen Ensembleszenen berühmt ist. Seine Musik enthält viele Koloraturen und schnelle Passagen, die die technischen Fähigkeiten der Sänger herausfordern.

Massenet legt einen starken Fokus auf die emotionale Entwicklung der Charaktere, insbesondere auf Cendrillon selbst. Die Handlung konzentriert sich auf ihre innere Stärke und ihren Weg zur Selbstverwirklichung.

Rossinis Oper betont oft die komödiantischen Elemente der Geschichte. Die Handlung konzentriert sich auf humorvolle Situationen und Verwechslungen, wobei die Romantik etwas in den Hintergrund rückt.

Die Charaktere in Massenets Oper sind oft psychologisch nuancierter und tiefgründiger dargestellt. Cendrillon wird als sensible und einfühlsame Figur präsentiert, die trotz ihrer schwierigen Umstände ihre Würde bewahrt.

Die Charaktere in Rossinis Oper sind oft stereotypischer und karikaturhafter. Cenerentola ist oft als cleveres und sympathisches Mädchen dargestellt, das den Herausforderungen ihres Lebens mit Witz und Intelligenz begegnet.

Insgesamt sind beide Opern auf ihre eigene Weise faszinierende Interpretationen des Cinderella-Märchens und bieten jeweils einzigartige musikalische und dramatische Erfahrungen.

Massenets Oper ist nicht nur für Kinder gedacht, obwohl die Geschichte von Aschenputtel natürlich auch bei jungen Zuschauern beliebt ist. Die Oper ist jedoch aufgrund ihrer komplexen Charaktere, der reichen Orchestrierung und der tiefgreifenden Emotionen, die sie vermittelt, für ein erwachsenes Publikum ebenso faszinierend. Massenet hat es geschafft, eine zeitlose Geschichte zu schaffen, die Menschen jeden Alters anspricht.

Mit seinen zauberhaften Melodien und der märchenhaften Handlung bietet „Cendrillon“ eine perfekte Kulisse für eine bezaubernde Aufführung. Von den opulenten Kostümen bis hin zur detailreichen Bühnengestaltung könnte die Inszenierung die Zuschauer in eine Welt voller Magie und Romantik entführen. Die Darsteller könnten mit ihren lebendigen Interpretationen der Charaktere das Publikum verzaubern und die zeitlose Geschichte von Cinderella auf eine neue und mitreissende Weise zum Leben erwecken. Es wäre sicherlich eine Aufführung, die noch lange in Erinnerung bleiben würde, wäre da nicht die eindimensionale gar flache Inszenierung von David Hermann. Der Weg durch dieses Aschenputtel bleibt komplex, mühsam oder sogar offen kitschig, insbesondere in den Videopassagen, die zu illustrativ und flach sind. Das Spiel verstrickt sich: wenn der Märchenprinz zu einem Flötensolo Hardrock hört, um uns zu zeigen, wie schlecht er sich in seiner Haut fühlt; wenn die Feen und seine Gefährten in Penner-Lumpen erscheinen, ist das ein sozialer Diskurs, der zwar geführt, aber nicht passend ist.

Warum es sich ganz besonders lohnt sich diese Aufführung anzuschauen ist die Besetzung der Hauptdarsteller, das Gesangsduo von Ruzan Mantashyan in der Titelrolle und Ambroisine Bré als Märchenprinz. Zwei Stimmen, die sich in ihren durchaus markanten Unterschieden perfekt ergänzen. Auf der einen Seite bietet Ruzan Mantashyans warmer, bernsteinfarbener und modulierter Sopran ihrer Figur alles, was an Melancholie nötig ist, ohne etwas von der Schärfe und der Projektion einer in den verschiedenen Registern perfekt sitzenden Stimme zu verlieren, und das bereits in ihrer ersten Arie („Ah! que mes sœurs sont heureuses“). Auf der anderen Seite steht der dynamische, klare und lebhafte Mezzo von Ambroisine Bré. Zwei Stimmen, die sich gegenseitig die Qualitäten entlehnen, die man in der Stimme des anderen in den üblichen Stimmlagen erwarten würde, wobei beide sich besonders wohl fühlen bei der stimmlichen Entfaltung der langen melodischen Phrasen, die Massenets Markenzechen sind.

Hervorragend ergänzt werden die Hauptdarsteller durch die folgenden Sängerinnen und Sänger. Madame de la Haltière Doris Lamprecht, Pandolfe Nicolas Cavallier, La Fée Anne Sophie Petit, Noémie Aurélie Brémond, Dorothée Julia Deit-Ferrand, Le Roi Benoît Capt, Le Surintendant des plaisirs Aslam Safia, Le Doyen de la Faculté Aurélien Reymond-Moret, Le Premier Ministre Mohamed Haider.

Pascal Adoumbou hat den glänzenden Chor zur Höchstform vorbereitet, subtil und mit viel Fingerspitzengefühl agieren sie darstellerisch wie musikalisch auf der Bühne.

Am Dirigentenpult liess Corinna Niemeyer Massenet ausgesprochen schwergewichtig, melancholisch und breit klingen. Die Musik mit dem Orchestre de Chambre de Lausanne kommt voll zur Geltung. Umso lohnender ist diese Entdeckung. Viel Begeisterung und viel Lob und Wohlwollen aus dem Publikum.

Marcel Emil Burkhardt

 

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