Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

LAUSANNE: ARIODANTE von G.F.Händel (Derniere)

26.04.2016 | Oper

Ariodante von Georg Friedrich Händel vom 24.04.2016 an der Opéra de Lausanne (Dernière)

Ariodante1_1GP-8598
C. Meloni, C. Dumaux, M. Rebeka; fotografiert von© Marc Vanappelghem

Händel komponierte 1734 «Ariodante», mit prächtiger Musik, einer verstrickten Geschichte die hoch komplex ist und die alle Formen des menschlichen Daseins abdeckt. Das komplexe Geschehen beinhaltet; das unschuldige Liebespaar, den intriganten Rivalen, die hoffnungslos Verliebte, die unwissentlich zur Mittäterin wird, den alten König, der sich trotz persönlicher Verstrickung als Staatsmann beweist und die loyalen Weggefährten. Obwohl die Protagonisten alle erdenklichen Gefühlshöllen durchleiden müssen endet die Geschichte gut.  Zu den eindringlichsten Teilen des Ariodante gehört sicherlich Ariodantes Arie „Scherza infida“, in der dieser seine Verzweiflung über Ginevras vermeintliche Untreue beklagt oder seine spätere Arie „Doppo notto“, in der Ariodante seine wiedergewonnene Zuversicht besingt.

Für die Inszenierung, das Bühnenbild, die Kostüme, das Licht und die Choreographie ist ein einziger zuständig, nämlich Stefano Poda. Er konzentriert sich den ganzen Abend lang auf eine gelungene und gefühlvolle Ästhetik und lässt dabei die Regie gänzlich vermissen. Es wäre wohl ratsamer gewesen das Bühnengeschehen einem ausgewiesenen Regisseur zu überlassen der die Handlung werksnah interpretiert und die Bewegungen theaterwürdig einsetzt. Nicht ganz nachzuvollziehen ist, dass, nebst den Fetischgeprägten schwarzen Lederkostümierungen und weissen wie schwarzen bodenlangen Roben, die meisten Darsteller entweder barfuss oder in schwarzen Strümpfen daherkamen. Zugegebenermassen, sind Bühnenbilder in Barockopern nicht gerade das Einfachste, wenn es um die Umsetzung geht. Dies gelang ihm wiederum gut.  Er konnte mit der Raumgestaltung Akzente setzten, mittels eingefügten kubischen Räumen schaffte er die nötige Intimität und mit den grauen Wänden voller Ohren, Mäuler und Augen gelang ihm eine durchdringende Atmosphäre. Nach aller Dramatik und Tragik, endet die Oper mit der festlichen Hochzeit Ariodantes und Ginevras. Hier ebenfalls, lässt Poda die Hochzeitsfeier durch eine Modeschau ersetzen, ein statisch gelangweiltes schaulaufen der Gäste in diversen Kostümen defilieren an Ariodante und Ginevra vorbei, anstelle eine ausgelassene Feier zu inszenieren.

Der Titelheld Ariodante wurde mit dem Countertenor Yuriy Mynenko bravurös besetzt. Er verfügt über eine grosse Stärke in der Stimme und einen schönen Klang mit exzellenter Beweglichkeit. Durch seine agile Stimme ist es ihm möglich, die in der Barockoper geforderten Koloraturpassagen wunderbar zu singen.

Marina Rebeka ist eine stimmgewaltige Ginevra die aufhorchen lässt. Ihr wunderbarer Sopran ist hervorragend geführt und kann auch in den leisen Tönen überzeugen. Wenn man sie hört versteht man, warum sie auf dem Weg zu einer Weltkarriere ist. Ihre Stimme beeindruckt in allen Lagen, ist stimmschön und trägt mühelos über das Orchester hinweg, mit wunderbaren grossen Bögen und einem perfekten Legato.

Il re di scozia Johannes Weisser hat eine gute Bühnenpräsenz und eine weisslich gefärbte Stimme die gefällt. Die Dalinda der Clara Meloni ist agil unterwegs und besticht durch Stimmschönheit und souveränem Bühnenauftritt. Lurcanio wurde mit dem spanischen Tenor Juan Sancho besetzt der die anspruchsvollen Höhen dieser Partie gekonnt meistert.

Christophe Dumaux Polinesso verfügt über einen ebenfalls schönen Countertenor. Seine Sopranstimme gefällt besonders, da sie sehr gepflegt geführt wird und stimmschön daherkommt. Odoardo gesungen von Jérémie Schütz rundet das hervorragend besetzte Sängerensemble ab.

Ein Profi der Barockoper ist ohne Zweifel der musikalische Leiter Diego Fasolis. Mit dem hervorragend einstudierten Orchestre de Chambre de Lausanne, den dazugehörenden Instrumenten aus der Barockzeit und der hervorragenden Partitur Händels, gelingt ihm ein musikalisches Feuerwerk. Dabei wird er vom bestens vorbereiteten Choeur de l’Opéra de Lausanne durch Pascal Meyer unterstützt. Das Publikum ist begeistert.

Marcel Paolino

 

 

Diese Seite drucken