LAUFFEN/ Maria im Schatten: DAS WEISSE RÖSSL VON LAUFFEN von Thomas Goerge
am 11.8.2024
Die Pfarrkirche „Maria Schattten“ in Lauffen. Foto: Robert Quitta
„Im weissen Rössl am Wolfgangsee, dort steht das Glück vor der Tür.“ Im weissen Rössl am W o l f g a n g s e e? Nein, im weissen Rössl in L a u f f e n !
Wie nämlich die wenigsten wissen (ich hab’s bis vor kurzem auch nicht gewusst), spielt die Originalgeschichte eigentlich in der Marktgemeinde (eine der ältesten Österreichs) Lauffen, 10 km von Bad Ischl entfernt.
Tatsächlich ein weißes Rössl“. Foto: Robert Quitta
In diesen schönen Ort hatte sich nämlich der Berliner Schriftsteller Oscar Blumenthal verliebt, der dafür sogar eigens aus Chicago ein Fertigteilholzhaus dorthin transportieren ließ (die Villa Blumenthal steht noch heute). Im hier tatsächlich existiert habenden Gasthof „Im weissen Rössl“ (er ist mittlerweile leider verfallen und niedergerissen worden)verfolgte er die Liebesgeschichte zwischen der reschen Wirtin Joseph und dem schüchternen Zahlkellner Leopold, verfertigte daraus ein Theaterstück, das in Berlin einen Riesenerfolg feierte. Ralph Benatzky & Kumpanen bastelten daraus die weltbekannte Revue-Operette – indem sie die Handlung einfach an den Wolfgangsee verlegten. Wo sich die falschen Rösslwirtinnen mit dieser Story bis heute mehrere goldenen Nase verdienen…Armes Lauffen !
Das originale „Weiße Rössl“ von Lauffen. Foto: Lauffen
Als ein ganz klein wenig ausgleichende Gerechtigkeit initiierte die Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 das „partizipative“ Projekt „Das weiße Rössl von Lauffen“, das dieser Tage in der Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria im Schatten dreimal aufgeführt wurde.
Um es gleich vorwegzunehmen: es war ein äußerst vergnüglicher Abend, vielleicht einer der vergnüglichsten Theaterabende dieses Sommers.
Das lag vor allem an dem bunt gemischten Ensemble von äußerst unterschiedlichen Mitwirkenden: Kinder und Jugendliche, Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Lauffen, der Marktmusikkapelle Lauffen, Sulzbåch Brunnleit´n Glöckler, Schwoaga Loavn, Sulzbacher Wåldteufin, Perchten etc,,,
Und natürlich auch an den äußerst gut recherchierten Texten von Regisseur Thomas Goerge. Den absoluten Vogel bei dieser enormen Unternehmung schoss dabei die lokale Combo mit dem schönen Namen „Wüdschod‘n“ mit ihren ungemein witzigen musikalischen Interventionen ab. Selten hat man so oft auf so hohem Niveau so sehr lachen müssen…
Leider ufert das Ganze dann nach der Pause total aus. Statt es bei der ohnehin vollkommen faszinierenden Geschichte von und den spannenden Geschichten aus Lauffen zu belassen, sehen sich Goerge und sein Team zwanghaft bemüßigt, noch dazu zeitgemässpolitischkorrekte Themen wie Klimawandel, Pandemie, Kunstraub etc. etc.(you name it) dranzuflicken und zerstören damit fast ihre eigene großartige Arbeit. Kill your darlings! lehrte schon der große George Tabori.
Das gewichtigste Manko dieses Abends, der doch so gut begonnen hatte, ist jedoch die fast völlige Abwesenheit des titelgebenden Weißen Rössls in Lauffen. Das ist ja nicht nur ein himmelschreiender Etikettenschwindel, der eigentlich nach dem Konsumentenschutz riefe, sondern auch so etwas von unendlich dumm – zumal man hier also Conférencière niemand Geringeren als die wunderbare Urenkelin der leibhaftigten Ur-Josepha zur Verfügung hat…
Und dann macht man nichts daraus !!!! Verstehe einer unsere deutschen Umerziehungsbeauftragten ….
Das Ensemble. Foto: Robert Quitta
Vorschlag zur Güte: Im weißen Rössl in Lauffen wird von nun an jedes Jahr wiederholt (als Jederrössl sozusagen), allerdings um gut eine halbe Stunde gekürzt, mit etwas weniger Mitwirkenden und nur mit solchen, die den Text auch auswendig können und nicht ablesen müssen. Weiters müsste die Urenkelin verpflichtenderweise mehr von ihrer Uroma und dem echten weißen Rössl erzählen. Best case Scenario: vielleicht könnte man den Münchener Millionär Peter Löw, der seiner aus Lauffen stammenden wunderschönen Frau Clara zuliebe hier schon einige Gebäude (wie das Marktrichterhaus) picobellofein renovieren ließ, davon überzeugen, auch den alten Gasthof wiederaufzubauen. Das wäre dann doch eine Weltsensation….
Robert Quitta, Lauffen