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LAS VEGAS: PLACIDO DOMINGO AT THE COLOSSEUM – Caesars Palace

20.09.2015 | Konzert/Liederabende

Las Vegas: “Plácido Domingo at the Colosseum” – Caesar’s Palace, 15. 9. 2015

Zwischen 2 Vorstellungen in Los Angeles gab Plácido Domingo in Las Vegas ein Konzert anlässlich des Mexican Independence Day (am 16. 9.). Es fand im Colosseum statt, einer Bühne (geschaffen für Celine Dion) in einem der größten Hotels, dem Caesar’s Palace. Als ich mir den endlos scheinenden Weg innerhalb des Hotels zwischen Spielautomaten und Geschäften bis zum Colosseum gebahnt hatte, betrat ich ein riesiges, relativ “altmodisch” anmutendes Auditorium, mit einer überdimensionalen Bühne. Begleitet wurde Domingo vom Las Vegas Philharmonic Orchestra, Eugene Kohn war der routinierte Dirigent des Abends. Er schafft es auch aus dem Stand mit jedem Orchester ein solides musikalisches Fundament zu legen. Dass dieses Orchester kein Weltklasseorchester ist, hörte man bei den Opernnummern am meisten, bei der leichteren Muse klang es dann etwas weniger blechern. Aber man war ja nicht wegen des Orchesters gekommen!

Pünktliches Beginnen scheint hier ein Wunschtraum zu sein, die Leute tröpfelten herein, mit ihrer Liebe zum Anstellen warteten sie brav am Einlass, bis sie jemand auf ihren Platz geleitete. Das dauerte! Mit etwa 20-minütiger Verspätung begann das Konzert, ging ohne Pause durch, gute zweieinhalb Stunden lang! Da die Leute es gewohnt scheinen, mit einem Riesenbecher (mindestens ein halber Liter!) eines Getränks Platz zu nehmen (Getränkehalter natürlich beim Sitz), war es nicht verwunderlich, dass die Blase das bei Vielen nicht mitmachen wollte. Also ging man hinaus und kam wieder herein. Gott sei Dank verlief das ohne Störung, es soll manchmal auch anders zugehen, wurde mir gesagt. Trotzdem: gewöhnungsbedürftig für unsereinen.

Da die Reihen enorm breit sind und das Haus groß, waren rechts und links über der Bühne 2 große Leinwände angebracht, die perfekte Sicht auch auf weniger günstigen Sitzen boten. Den Hintergrund bildete eine Projektion des römischen Colosseums. Zusätzlich gab es unzählige Lichteffekte, eine Show eben, kein Konzert der üblichen Sorte. Leider gab es keinerlei Programm, ich habe auch nicht in „Merker-Manier“ mitgeschrieben.

Plácido Domingo wurde von Ana María Martínez unterstützt. Beide begannen mit je einer Opernarie und setzten dann zu meiner großen Verwunderung mit Operette und Musical fort: „Dein ist mein ganzes Herz“ ließ mein Herz schmelzen. Wer hätte das in Las Vegas vermutet? Ana María Martínez setzte mit der „Czardas-Fürstin“ fort, dann folgte das Duett „Lippen schweigen“ inklusive kleiner Tanzeinlage und schließlich – es hob mich fast aus dem Sitz – folgte ein orchestrales Medley aus „The Sound of Music“. Spätestens da bekam ich als Salzburgerin fast Heimweh! Das alles in einem Konzert anlässlich des Mexikanischen Unabhängigkeitstags? Ich war knapp daran, größenwahnsinnig zu werden und die Programmwahl auf meine Anwesenheit zurückzuführen ….. Es folgten Musicals, darunter ein bezauberndes „Some Enchanted Evening“ von Domingo sowie ein sehr romantisches „Maria“ aus „West Side Story“, Zarzuelas und schließlich mexikanische Songs, die ich zwar kenne, aber nicht benennen kann. Mittendrin richtete Domingo einige Worte ans Publikum und stellte seinen Sohn Plácido jr. vor, mit dem er „Perhaps Love“ sang, das inzwischen schon zu einem Klassiker geworden ist. Plácido jr. bot noch eines seiner Lieder dar, später trat er nochmals mit einem „green eyes/ojos verdes“ auf. Spätestens ab dem spanisch gesungenen Teil geriet das Publikum immer mehr aus dem Häuschen, es quietsche und pfiff, es schrie „Evviva Plácido“, „Evviva Domingo“, „Evviva Mexico“ in größter Lautstärke. Es herrschte eine Stimmung, wie sich unsereins das gar nicht vorstellen kann. Dass das noch steigerungsfähig war, bewies der Auftritt einer großen Gruppe von Mariachi Musikern! Als dann Domingo in seinem „Traje“ – dem traditionellen Anzug der Mariachi – auf die Bühne kam, brodelte das ganze Auditorium. Und Domingo genoss diese Atmospäre, schien ungeahnte Energien in sich frei zu machen, sang selbst und animierte das Publikum zum Singen. Das brauchte eigentlich keine Ermutigung, es sang aus voller Brust mit. Schließlich sagte er noch einen jungen amerikanischen Sänger mit mexikanischen Wurzeln an: Joshua Guerrero (Operalia Gewinner 2014), der ebenfalls im mexikanischen Traje auftrat und glutvoll sang. Den Abschluss zu später Stunde bildete dann die mexikanische Nationalhymne, die von allen Sängern auf der Bühne und natürlich im Saal voller Inbrunst gesungen wurde, im Hintergrund die Fahne Mexikos. Der Jubel war enorm, ein sehr beeindruckendes Erlebnis und ein großartiges Konzert!

Margit Rihl

 

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