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LAS PALMAS: LUCIA DI LAMMERMOOR. Neuinszenierung mit Jessica Pratt und Tenor-Entdeckung

26.05.2023 | Oper international

LAS PALMAS: LUCIA DI LAMMERMOOR. Neuinszenierung

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Foto: Las Palmas/ Andre Cruz

Der deutsche Regisseur mit polnischen Wurzeln Bruno Berger -Gorski , der in Wien lebt und schon in Aachen mit seiner Inszenierung von ‚María di Rohan‘ als Deutsche Erst – Aufführung ( in der Wiener Fassung ) auf sich aufmerksam machte, inszeniert in Las Palmas ‚Lucia di Lammermoor’ und feiert Triumphe mit seinem Team in der spanischen Presse mit DER neuen EDGARDO – Entdeckung Xabier Anduaga ( 27 Jahre aus San Sebastián) neben Jessica Pratt als ‚Lucia‘  – im atmosphärischen Bühnenbild von Carmen Castagnon, das nur aus genialen Projektionen, Video und durch Beleuchtung lebt und auf überflüssige Ausstattung verzichtet.

Aufwendige, neue Kostüme von Claudio Martín betonen durch ihre Farb- Dramaturgie auch Neben-Personen wie ‚Alisa‘ ( Rosa Perez) als ‘Spionin’ der Asthon -Familie und den ‚Neu -Reich‘ gekleideten, arrogant auftretenden ( David Barrera) , der mit unterschriebenem Vertrag Lucia zum Ehevollzug drängt.

Die genaue ins Detail erarbeitete Personenführung betont die selbstbewusste emanzipierte junge Lucia ( Jessica Pratt), die trotz des vorbereitenden, verlogenen Brief’s des als Intriganten inszenierten  Normanno ( Gabriel Alvarez) und ihres Bruders Enrico ( Youngjun Park ) auf ihr Treueversprechen zu Edgardo ( Xavier Anduaga) beharrt, aber dem Druck der Kirche im Duett mit Raimondo ( Mirco Palazzi) nachgibt ! 

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Foto: Las Palmas/ Andre Cruz

Im berühmten Sextett, dass in Las Palmas mit langem Applaus goutiert wurde,  gibt sie entschlossen das Kreuz an Raimondo zurück und viele weitere psychologisch ausgefeilte Details in den Beziehungen der familiär vorbelasteten Familien Ashton und Ravenswood berühren besonders, wenn sich  Lucia im Wahn ihrem Bruder als vermeintlichen Liebhaber Edgardo hingeben will – der genau geführte Chor reagiert genauso ergriffen wie das Publikum. 

Das häufig gestrichene, aber in Wien von Alfredo Kraus gesungene Duett im Wolfs Turm wird mit wahnsinnig schnellen und mitreißenden Tempi des jungen italienischen Dirigenten Lorenzo Passerini passend zur gewitterhaften Szene dirigiert und von Berger – Gorski als vorbereitendes Duell der verfeindeten Familie inszeniert.

In ihrer virtuos gesungenen Wahnsinnsarie zieht Lucia überraschend ihr blutiges Hochzeitskleid aus und attackiert damit den Chor als die Gesellschaft, die ihren Bruder unterstützt hat, bevor sie ihren Schleier als NIE erhaltenes Baby von Edgardo wiegt … 

PRATT kennt als immer wieder nach Las Palmas eingeladene Star- Sängerin ihr Publikum und die Partie genau und zieht mit in ihrem genau inszenierten Wahnsinn alle in ihren Bann. Jessica Pratt provoziert mit szenisch zur Musik passenden und genau ausgearbeiteten Streichel -und Wut – Attacken sowie durch angehaltene Pausen im Pianissimi während ihrer brillianten Kadenzen zu minutenlangen Applausunterbrechungen, die früher auch an der Wiener Staatsoper üblich waren, aber den szenischen Ablauf zum Stillstand bringen .

Genau wie der 27 Jahre junge Tenor XAVIER ANDUAGA, der gerade an der Met als ‚Nemorino’ einen Triumph gefeiert hat und hier auf der Insel von Alfredo Kraus als EDGARDO debütiert – ebenso debütiert Youngjun Park als ENRICO neben Jessica Pratt, die weltweit als ‚LUCIA’ seit 15 Jahren in den größten Häusern singt mit Mirco Palazzi als erfahrenem RAIMONDO.

Jessica Pratt wird bald an der Wiener Staatsoper als Konstanze ihr Debüt geben und sich weltweit für die Wiederentdeckung von unbekannten Donizetti – Werken einsetzen und der junge mit ‘brennenden Tempi’ dirigierende Lorenzo Passerini in Wien sein Debüt geben und ‚Don Pasquale’ dirigieren .

Berger -Gorski inszeniert nach ‚Tannhäuser‘ und ‚Otello‘ in Oviedo , ‚La Forza del Destino’ am Liceu in Barcelona und ‚Entführung aus dem Serail’ in Tenerife wiederholt in Spanien und ist im September 23 beim Festival in Belem / Brasilien wieder für Donizetti eingeladen. In Wien wird er nach Kurt Weill und Josef Tal bisher gar nicht oder selten aufgeführte Werke von Krenek inszenieren.

Gunhild Kranz, Hagen NRW 

Die spanischen Kritiker schreiben hauptsächlich Hymnen über DIE Tenor- Entdeckung Xavier Anuaga ( Debut als Edgardo)  und natürlich Jessica Pratt, die bald in Wien ‘Konstanze’ singen wird –

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