Schlossfestspiele Langenlois:
„DIE CSÁRDÁSFÜRSTIN“ – 25.7.2019 Premiere
Intendant Andreas Stoehr verlässt nach sechs Jahren in Langenlois seinen Wirkungskreis und hat für seine letzte Produktion dieses Meisterwerk von Emmerich Kálmán gewählt, eine Operette, die nicht nur ein Welterfolg wurde, sondern vor einem ganz speziellen Hintergrund komponiert wurde. „Die Csárdásfürstin entstand während des Ersten Weltkriegs und wurde 1915 in Wien uraufgeführt. Visionen des Untergangs der Donaumonarchie und deren spätfeudale Strukturen spiegeln sich wie kaum in einer anderen Operette wider. Vor diesem Hintergrund hat Rudolf Frey seine Ideen für die Inszenierung entwickelt und das Zitat aus dem Roman „Die Kapuzinergruft“ „Über den Gläsern, aus denen wir übermütig tranken, kreuzte der unsichtbare Tod seine knochigen Hände“ als Motto für seine Arbeit gewählt. Das Ergebnis ist problematisch, aber nicht uninteressant. Vor allem Graf Boni muss immer wieder Texte vortragen, die oft belehrenden Charakter haben. Es kam auch zur Verlesung der Kriegserklärung von Kaiser Franz Joseph an Serbien „An Meine Völker“ vom 28. Juli 1914, was einer Unterrichtsstunde in Geschichte sehr nahe kam und den Fortgang der Handlung beeinträchtigte. Es gibt einen Bewegungschor, dessen männliche Mitglieder als zum Teil verletzte Soldaten während der gesamten Aufführung in irgendeiner Form präsent sind. Das hat – wahrscheinlich unfreiwillig – komische Konsequenzen, denn diese Soldaten müssen einige Male plötzlich aufspringen und als Balletttänzer agieren. Es ist schon richtig, dass in dieser Zeit ein grausamer Krieg tobte, aber das Sichtbarmachen in diesem Ausmaß ist einfach zu viel und hat die Stimmung im Publikum nicht gerade positiv beeinflusst. Die 12 Mitglieder des Bewegungschors sind nicht ausreichend, um auf dieser großen Spielfläche alle Massenszenen zufriedenstellend darstellen zu können. Niki Neuspiel und Eduard Neversal haben ein Bühnenbild geschaffen, welches zu einer erfreulichen Atmosphäre nur wenig beiträgt. Die Bauschule, angesiedelt im Schloss Haindorf, hat Bestandteile des Bühnenbilds aus Beton bereit gestellt, die vielleicht funktionstüchtig sind, die aber auf eine positive Stimmung nur wenig Einfluss haben. Dazu kommt leider, dass die wunderschöne Fassade des Schlosses kaum in den Handlungsablauf einbezogen ist.
Foto: K.M.Westermann/ Schlossfestspiele
Erfreuliches ist über die musikalische Seite zu berichten. Andreas Stoehr hat das Wiener Kammerorchester optimal vorbereitet und bringt die herrlichen Melodien und Walzerklänge wunderbar zum Klingen. Auch der Kontakt zu den Sängern klappt bestens. Mit Netta Or haben die Schlossfestspiele eine mehr als rollendeckende Sylva Varescu gefunden. Nicht nur, dass sie eine bühnenbeherrschende Persönlichkeit ist und blendend aussieht, hat sie auch alle stimmlichen Mittel, die sie für die Titelrolle benötigt. Ihr Edwin Ronald ist ein gern gesehener Gast in Langenlois. Franz Gürtelschmied besiegt mit seinem schönen, höhensicheren Tenor leicht alle Schwierigkeiten, die sich einem Happy End mit Sylva in den Weg stellen. Erwin Belakowitsch hat als Graf Boni die wichtige Aufgabe, die vielen zusätzlichen Texte dem Publikum näher zu bringen, eine Aufgabe, die er sehr gut löst. Daneben ist er auch noch ein sehr guter Sänger und Tänzer, der auch mit viel Humor seine musikalischen Nummern präsentiert. Dass er schließlich erfolgreich um die Hand von Komtesse Stasi anhält, ist nur eine logische Folge. Ethel Merhaut ist eine sehr lyrische Komtesse Stasi und ist vom Soubrettenklischee doch recht weit entfernt – eher ungewohnt, aber sehr erfreulich. Der Feri Bácsi ist eine nicht einfach zu besetzende Rolle. Mit Steven Scheschareg haben die Schlossfestspiele eine gute Lösung gefunden. Besonders im 3. Akt bei “Jai Mamám, Bruderherz, ich kauf‘ mir die Welt…“ hat er starke Momente, die beeindrucken. Johannes Terne (Fürst Leopold Maria), Elke Hartmann (Anhilte) und Stefan Wunder (Baron Rohnsdorff) sind auf der Höhe ihrer Aufgaben. Am Ende gab es einhellige Zustimmung für einen doch letztlich erfolgreichen Operettenabend.
Hans Sabaditsch