LANGENLOIS/ Schloss Haindorf: DIE LUSTIGE WITWE
am 20.7.2017 (halbe Premiere)
Das ist nur eine halbe Kritk, denn der ungnädige Wettergott bereitete der Premiere pünktlich zum Ende des ersten Teils ein wolkenbruchartig-abruptes Ende. Das war insofern schade, als man sich bis dahin – vor der bezaubernden Kulisse des Schlosses Haindorf bei Langenlois – durchaus angemessen vergnügt hatte: vor allem in musikalischer Hinsicht. Intendant Andreas Stoehr leitete das Wiener KammerOrchester aus dem auf die rechte Bühnenseite hingestellten Musikpavillon umsichtig und beschwingt. Und die sängerischen Leistungen waren auch durchaus beachtlich: allen voran von Cornelia Horak als Witwe (bei ihr bemäkelten einige Zuschauer allerdings die Kurzhaarfrisur) und Erwin Belakowitsch als Danilo (bei ihm wiederum befand man seine zu einem Zopf zusammengebundenen langen Haare als unpassend). Aber auch Franz Gürtelschmied (Camille de Rosillon), André Bauer (Baron Zeta) und die attraktive Alexandra Alexandra Frances Flood erledigten ihre Aufgaben mit großer Verve und(auch schauspielerisch) ungezügeltem Brio.
Andre Bauer (Baron Mirko Zeta), Alexandra Frances Flood (Valiencennes). Copyright: K.M.Westermann
Der szenische Eindruck war weitaus durchwachsener. Aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen hatte Bühnenbildner Niki Neuspiel einen riesigen runden Tisch mit einem riesigen „Glühbirnenturm“ auf die zentrale (teilweise betonierte) Fläche vor dem Schloss platziert. Abgesehen davon, dass man darin keinen wie immer gearteten Sinn entdecken konnte, stand dieses monströse Ding den Darstellern auch die ganze Zeit im Weg und verlängerte ihre Auftritte und Abgänge unnötigerweise.
Ein anderes Bühnenbildelement – eine auf der linken Seite aufgebaute ultracoole Whiskeybar – verstand man zwar auch nicht, die war aber hübsch anzusehen, und in ihr würde man jederzeit gerne seine after-work-hours verbringen. Nach Wien transportiert, wäre die „Bar zur Lustigen Witwe“ sicher eine willkommene Bereicherung der Lokalszene.
Erwin Belakowitsch (Danilo), Cornelia Horak (Hanna Glawari). Copyright: K.M.Westermann
Die als besonders innovativ angekündigte Regie von Rudolf Frey ließ kein schlüssiges Konzept erkennen.Manchmal schien es sogar, als hätten sich die Akteure bei den Proben ein wenig selbstständig gemacht. Denn es gab viele kleine nette Ideen (Frau Horak tupfte z.B. ihre Füße in den kleinen Schlossteich und räkelte sich anschliessend am Riesentisch etc.), die sich aber irgendwie nicht zu einem Ganzen fügen wollten. Auch Christoph Wagner-Trenkwitz als versierter Fädenzieher Njegus zog die Fäden hier ein bisschen im luftleeren Raum und stand damit die meiste Zeit eher auf verlorenem Posten.
Ein abschließendes Urteil kann wie gesagt aufgrund Höherer Gewalt nicht gegeben werden, das mögen sich die geschätzten Leserinnen und Leser doch bitte bei einem Besuch in Langenlois selbst bilden…
Robert Quitta,