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LANGENLOIS/NÖ: DIE FLEDERMAUS

08.08.2021 | Operette/Musical

6.8.: Operette Langenlois: Die Fledermaus

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Mit Bravour bestand Neo-Intendant Christoph Wagner-Trenkwitz die Feuertaufe : sein Einstieg ins Amt des Intendanten der Operette Langenlois vor der malerischen Kulisse von Schloss Haindorf mit der „Fledermaus“ gelang  glänzend. Mit einem behutsam neu eingerichteten Text, erarbeitet von Nicole Claudia Weber und dem Prinzipal, der alte Kalauer nicht aussparte, aber ein bisschen Lokalkolorit einbrachte – so hat der Veltliner alles verschuldet, und die Fledermaus-Blamage ereignete sich am Hauptplatz des benachbarten Weinortes Gobelsburg – und einer pfiffigen musikalischen Bearbeitung von Tscho Theissing, in die sich manchmal leicht jazzige Klänge sowie Rumba und Samba einschleichen, nur um sehr schnell wieder zurück zum Werk des Walzerkönigs zu finden, amüsierte sich Kenner wie Neuling prächtig.

Die Handlung wurde in die Roaring Twenties versetzt, was von Vanessa Achilles-Boudin mit leicht schrillen Kostümen  und Alexander Riff mit seiner Choreographie  unterstrichen wurde. Eine riesige Maske diente als weiterer  Auftrittsort – sehr praktikabel, verdeckte aber leider die hübsche barocke Schlossfront. Das ist allerdings der einzige winzige Einwand, der aus der Feder der Rezensentin fließen wird, denn der Abend bereitete uneingeschränktes Vergnügen. Da war zunächst die Tatsache, dass es musikalisch bei Cornelia Horak als Rosalinde, Hedwig Ritter als Adele, Mila Schmidt als Ida, Martin Achrainer als Dr. Falke, Horst Lammek als Gefängnisdirektor Frank, Roman Sadnik als Prinz Orlofsky, Stephen Chaundy als Alfred und Stefan Fleischhacker als Dr. Blind nicht das Geringste auszusetzen gab. Sie alle erwiesen sich auch als komische Talente und warfen sich so in ihre Rollen, dass wahre Lachsalven die Belohnung waren.  Dass die beinahe all-Austrian Cast authentischestes Wienerisch beherrschte, vergrößerte das Gaudium noch. Das traf auch für den Frosch von Christoph Wagner-Trenkwitz zu, der sich mit dieser Rolle großes Schuhwerk anzog und damit einwandfrei marschierte. Viele altbekannte Scherze, die einfach dazu gehören, servierte er gekonnt, aber lieferte auch noch ein bisschen Kabarett über Corona dazu: er sei Experte mit Lockdowns und wasche sich schon länger die Hände als der Bundeskanzler auf der Welt sei ……. Stephen Chaundy  verzückte und kompromittierte Rosalinde mit seinem englisch gesungenen Alfred – „wenn er nur nicht Englisch singen würde“ und fügte sich prächtig in die Spaßtruppe ein.  Rosalindes Cszardas wurde von einer virtuosen Klarinette begleitet, und ihre kluge Interpretation war zunächst  absichtlich routiniertes Abliefern von Klischees, bis sie sich für den Gegenstand ihres Liedes erwärmte und mit viel Gefühl und sicheren Tönen endete. Köstlich war auch der Tenor Roman Sadnik als Orlofsky, der als Yul Brynner-Kopie aus „The King and I“ einen eindrucksvollen Brustkorb und trefflichen Gesang präsentierte. Die junge Burgenländerin Hedwig Ritter als Adele erfreute ebenfalls durch den Wohlklang und sicheren Einsatz ihres lyrischen Soprans sowie ihre natürliche Komik. Stefan Fleischhacker alias Dr. Blind hatte außerdem noch ein zweites, köstliches Bühnenleben als Stargast Eleonore von Pfiff bei Prinz Orlofsky: er/sie lieferte eine lupenrein gepfiffene Version von „Casta diva“.

Die 16-köpfige Theatermusik, seit 2001 unter der Leitung von Tscho Theissing, musizierte animiert das Original-Score und die raffiniert eingestreuten Einschübe, und der chorus alea, gebildet aus jungen Gesangsstudierenden und angehenden Solisten, sang gut und agierte beschwingt.

Viele weitere erfolgreiche Sommer dieses Zuschnitts wünscht sich und der Intendanz die Merkerin                                                                  Traude Steinhauser

 

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