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Kulturshows oder …….  IDEEN ZU EINEM SOZIALPROJEKT FÜR DIE MUSIKSTADT WIEN

Ein offener Brief an den Wiener Bürgermeister

23.03.2021 | Themen Kultur

Kulturshows oder ……. 

IDEEN ZU EINEM SOZIALPROJEKT FÜR DIE MUSIKSTADT WIEN

Ein offener Brief an den Wiener Bürgermeister

So besonders lustig ist die Entwicklung in Sache Musikkultur, nicht nur der klassischen, in der Musikstadt Wien nicht. Die Corona-Krise hat besonders stark auf die Problematik des Musikschaffens in Wien hingewiesen, und das Desinteresse der Politiker in diesen Tagen erzählt vom tatsächlichen Stellenwert kulturellen Denkens und Schaffens in Österreich. Die heutigen Wunderknaben (bitte, auch die Mädels) sitzen nun nicht mehr an den Klavieren oder geigen auf, sondern sie zelebrieren als PR-Agenten, vife Kunstvermarkter, Reiseveranstalter  (oder bloß als Keiler in der City) wie höchst effizient sowohl für Shows mit Kunstflair und Events mit kleineren, größeren oder keinen Stars geworben werden kann. Weltweit im Namen der Kulturstadt. Das ist schon klasse.

Die beiden großen Konzerthäuser der Stadt werden geschäftlich seriös geführt, die kleineren subventionierten Institutionen erledigen ein kleinwenig ihre Aufgaben. Doch in Wien schwirren Musiker nur so herum. Junge vor allem wie auch reifere, ältere ohne ständige Orchesterverpflichtungen. Stumm müssen ihre Instrumente bleiben. Man darf nicht übersehen: Studenten und die Absolventen der Hochschulen reisen aus aller Herren Länder in der Hoffnung an, von hier aus, der Stätte mit so großer Tradition, eine einigermaßen akzeptable Karriere zum machen. Allerdings auch – weltweit ist die musikalische Ausbildung ziemlich ähnlich auf hohem Niveau einzuschätzen.

Man spricht nicht darüber, man schreibt nicht darüber: Unzählige qualifizierte Instrumentalisten und Sänger, kaum mehr echte Wiener unter ihnen, suchen Interesse und Publikum für ihre Künste zu finden. Doch die Mieten der Wiener Konzertsäle mit Tradition sind einfach zu hoch. Die Einnahmen reichen nicht aus. Die Konzertgesellschaften und Agenten sind mir ihren internationalen Geschäftsfreuden gut vernetzt, bedienen sich mit diesen, achten jedoch viel zu wenig, den jungen heimischen oder hier ausgebildeten internationalen Nachwuchs einzubinden oder hilfreich aufzubauen. Ambitionierte Musikensembels können zwar zum Kulturamt der Stadt Wien pilgern, bekommen auch finanzielle Unterstützung. Doch da auch in der derzeitigen Wiener Kulturberichterstattung  – klar, das Neujahrskonzert, abends in Schönbrunn – keine Wert auf eine seriöse Konzertberichterstattung gelegt wird, verpuffen solche Bemühungen.

Als Sozialprojekt und als ein Versuch vielleicht für eine oder einige Saisonen sei somit angedacht: Diese Gelder, welche als Förderungen der Stadt für kleine Musikensembles oder Solisten zur Verfügung stehen, könnten gebündelt und in eine Konzertreihe der Stadt Wien mit den betreffenden Musikern investiert werden. Also, weder ein Verlust an Subventionen für die Ansuchenden noch zusätzliche Ausgaben für die Stadt. Doch es wäre ein geordneter Konzertbetrieb gegeben, der wegen des ständigen Konzertierens weit besser beworben werden könnte und auch dem Renommee der Stadtpolitik wie dem Image der Interpreten dienen würde. Etwa als …. fantasierend nun: Die Ludwig-Konzerte, Neue Wiener Wunder, Auf neuen Spuren, Wien und die Musikwelt, Junge/internationale Wiener Musik….. dazu sollte sich schon ein richtiger Name finden lassen. Mit sinnvoller wie innovativer Führung in den Programmierungen – natürlich den Wünschen, Möglichkeiten der Ausübenden entsprechend. Klar und eindringlich gesagt: Jede, jeder junge MusikerIn benötigt Hilfe um den richtigen Weg zur Karriere zu finden.

Aktuell wird etwa der Wappensaal im Alten Rathaus sehr gern von freien Musikgruppen bespielt. Hochinteressant bezüglich des historischen Gebäudes in der Wipplingerstraße: Über ein halbes Jahrhunnert ist es her, dass der Zentralsparkasse-Initiator Josef Neubauer als allererster Banker mit seinem damals noch sozial gedachtem Geldinstitut zeitgenössische Kunst gefördert hat. Als reiner Idealist. Von Literatur, Malerei bis zu Modern Dance mit Tänzern der Wiener Staatsoper. Aus dem Wiener Zentralsparkasse-Schatz ist im Laufe der Jahre zum finanziellem Wohle ihrer Manager schließlich die Bank Austria unter Oberaufsicht der italienischen Unicredit geworden. Damals wie heute ist das historische Alte Rathaus der Stadt im Besitz der Bank. Josef Neubauer führte hier im Wappensaal die allerste konsequente soziale Kulturförderung durch ein Geldinstitut durch. Heute: der Saal steht zur Verfügung, zwar kostenlos, doch Versicherung & rundum muss bezahlt werden.

Säle abgesehen vom Alten Rathaus? Gibt es einige, vom Haus der Musik über Schönberg Center, Haydn–, Schuberthaus und, und ….. alle brauchbar, doch so wirklich ideal? In den Tiefen von Konzerthaus oder Musikverein? Einzug im Wien Museum, warum nicht? Ein nettes Örtchen im neugotischen Rathaus? Die Sofiensäle? Diese sind wohl ein beschämendes Kapitel für die Politiker: Die Stadt hat die Restaurierung des schönen Saales mitfinanziert. Unter der Bedingung, dass hier auch Kultur stattfindet – bitte, was passiert, wer kümmert sich hier?

Zum kurzen Abschluss: Die Vielfalt an kulturellen Veranstaltung in Wien vor der Corona-Krise war zwar bemerkenswert, doch das ältere, an Tradition gebundene Konzertpublikum ist mehr und mehr reduziert. Junge Menschen werden in den sich teils bevölkerungsmäßig nicht gerade homogen entwickelnden Distrikten (bitte, ein gemeinsamer Blick mit der Polizei auch auf die Kärtnerstraße) allzu hilflos zu geistigen Ansprüchen hingeführt. Übersehen darf auch nicht werden, dass die Bestellungen von  führenden Kulturpositionen sowohl von Bund wie von der Stadt in vergangenen Jahren zu parteiisch und mit viel zu wenig Sensibilität erfolgt sind. Es gilt vielmehr wieder eigene Kraft zu gewinnen und mit Sorgfalt vernünftig gedachte Brücken im Generationenwechsel und im starken Kulturwandel zu spannen. Mit kreativen Einfällen ….. nun, es könnte …. es könnte sein ….

Meinhard Rüdenauer

 

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