Oper Bucarest, 18.2.2018 – “DON CARLO”
Im Dezember 2017 übernahm der Bariton Stefan Ignat, der selbst noch in seiner Sängerkarriere steht, die Direktion der Bukarester Oper. Sein Einstand war nun diese aufsehenerregende Premiere, die innerhalb kurzer Zeit komplett aus dem Boden gestampft wurde. Der Regisseur Mario de Carlo, der auch für die Ausstattung verantwortlich zeichnete, schuf ein einfaches, aber schönes klassisches Bühnenbild und prunkvolle Kostüme, die nur manchmal etwas viel Glitzer zeigten. Jedenfalls hatte er keine Ambitionen. Die Handlung in eine andere Zeit zu vesetzen. Mit Hilfe einer durchdachten Lichtregie konnten so manche Effekte erzeugt werden und ein Bisschen Rauch und roter Feuerschein machen beim Autodafé mehr Eindruck als Feuerflammen wie vom Grill.
Die musikalische Leitung war bei Tiberiu Soare in sehr guten Händen.
In der Titelrolle war Daniel Magdal, der in der Ära Fassbaender oft in Innsbruck zu hören war, zu erleben. Die Rolle liegt ihm sehr gut und er konnte das Publikum auch als Darsteller wirklich fesseln. Ganz besonders schön klang das Schlussduett mit Cellia Costea als Elisabetta. Diese verfügt über eine gut sitzende Sopranstimme mit guter Pianokultur. Sie ist auch eine sehr attraktive Erscheinung und eine intensive Darstellerin. Eine interessante Begegnung ist der Bass aus Tiflis, Ramaz Chikkviladze als Filippo. Er verfügt über eine enorme Bassstime mit grosser musikalischer Gestaltungskraft. In Österreich war er schon als König in der Aida in St.Margarethen zu hören. Als Marchese di Posa präsentierte sich Cǎtǎlin Ţoropoc mit echtem Kavaliersbariton. (Die Alternativbesetzung für diese Partie ist der Direktor selbst!) Eine feurige, einaugige Eboli wurde von Oana Andra serviert. Eine junge, bildschöne Künstlerin mit sehr viel Bühnenpräsenz, einer grossen Mezzostimme mit breiter Tiefe und bombensicherer Höhe. Marius Boloş war als Grande Inquisitore (Marele Inchizitor) eine fast Angst einflössende Persönlichkeit. Er sang diesen fanatischen Machtmenschen mit fahl klingender Stimme sehr passend. Als Frate war Iustinian Zetea zu hören. Auch er eine starke Bühnenerscheinung. Cristina Eremia war ein hübscher Tebaldo, Andrei Lazǎr war der Conte die Lerma mit angenehmen Tenor. Mihaela Stanciu sang eine kräftige Stimme vom Himmel.
Der Chor, von Daniel Jinga gut studiert, singt sehr sauber, das Orchester spielte mehr als nur ordentlich und effektvoll.
Adina Tudor schuf eine kleine Choreographie für das erste Gartenbild. Ein maurisches und jüdisches Paar veständigen sich in ihrem Glauben, ein Hüter der Inquisition entdeckt dies und schon treffen wir sie im Autodafé wieder. Eigentlich sehr eindrucksvoll diese kleine Nebenhandlung. Genauso wie die Gedanken des Carlo immer auf Elisabetta gerichtet sind, sieht man im Hintergrund das jung verliebte Paar. Nicht unbedingt notwendig, aber es hatte eine gute Wirkung.
Das Publikum war beeindruckt und dankte auch mit viel Zwischenapplaus.
Elena Habermann