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KUFSTEIN/ Operettensommer: THE SOUND OF MUSIC

28.07.2016 | Operette/Musical

KUFSTEIN/ OPERETTENSOMMER: THE SOUND OF MUSIC am 13.7.2016

Statt einer Operette hat man sich beim Kufsteiner Operettensommer heuer für das Erfolgsmusical “ The Sound of Music “ entschieden. Eine durchaus verständliche Wahl, spielt doch dabei (nicht nur im Film) die Majestät der Berge eine nicht unbedeutende Rolle.

Die musikalische Leitung lag in den bewährten Händen von Ernst Theis, der sich in seinen zehn Jahren als Chefdirigent der Staatsoperette Dresden in verdienstvollster Weise auch um unbekanntere Operetten und Musicals.wie zb. „Das Spitzentuch der Königin“, „Prinz Methusalem“, „Carneval in Rom von Johann Strauss Sohn sowie bemüht hat (und dem es durch sein Wirken auch gelungen ist, bei der Politik einen Neubau des Hauses durchzusetzen, der im Dezember eröffnet werden wird).

Da er in Wien auf unverständliche Weise nie zum Einsatz kommt, musste man also schon nach Kufstein „pilgern“, um ihn wieder einmal dirigieren zu sehrn und zu hören. Und man bereute es nicht, hielt Theis doch auch hier, wie gewohnt, energetisch und souverän den ganzen Abend lang die musikalischen Fäden fest in der Hand.

Qualitativ hochstehend auch das gesamte Ensemble, allen voran Anita Götz als singende Ex-Klosterschwester (die allerdings schauspielerisch fast noch mehr überzeugte als beim Singen, wo sie gelegentlich zu musicalspezifischen Manierismen neigte) sowie Axel Herrig als ein in jeder Hinsicht glaubwürdiger Corvettenkapitän.

Allerdings bewahrheitete sich bei dieser Produktion die alte Theaterweisheit, dass man weder mit Tieren noch mit Kindern eine Bühne betreten soll, auf besondere Art und Weise: denn die durch die Bank ausnahmslos unglaublich begabten Kids stahlen den Erwachsenen dann doch die Show (nicht ganz zu Unrecht, war das doch die beste Kinderbesetzung, die ich bei Sound of Music je gesehen habe): Emilio und Santiago Haumer, Emma Westerkamp, Meta Schumy, Rosa Sturm, Madeleine Hogg und Vanessa Zips.
Erstklassig auch das Europaballett aus St. Pölten.

Alle miteinander vom künstlerischen Betriebsdirektor der Wiener Volksoper, Diethmar Strasser (der witzigerweise im selben Zeitraum im benachbarten Thiersee die dortigen Passionsspiele inszenierte) räumlich, gestisch und mimisch sehr gut geführt.

Als einzigen Schwachpunkt muss man das Bühnenbild anführen: an der Rückwand ein paar „Fototapeten“ mit Innen- und Aussenansichten des Trappschen Palais anzubringen, zeugt doch von extremer Lieblosigkeit. Da kann man heutzutage auch mit keinem Geld schon ein attraktiveres Ambiente herbeizaubern.

Überhaupt scheint der Operettensommer Kufstein ein nicht allzukleines Strukturproblem zu haben.
Der Spielort auf der Festung hat weder die Vorzüge eines Innenraums noch die einer Openair-Bühne, weil das unglaubliche hässliche Arenazelt (in diesem Fall besonders störend) den Ausblick auf die majestätischen Berge nahezu gesamt verstellt. Es fehlt das Alleinstellungsmerkmal wie in Mörbisch (See, ohne Zelt),  Baden (Sommerarena!) oder Ischl (Tradition). Operettensommer ist außerdem ein wenig hochtrabend als Marke, wenn man nur ein und nicht etwa zwei oder drei Werke aufführt.
Die leicht erkennbaren Mankos manifestieren sich dann dadurch, dass an einem warmen Sommersamstag die Festivalarena zu maximal 2/3 gefüllt ist. Da sollte sich die Direktion doch einmal etwas zur Nach-adjustierung überlegen.

PS: Da der kaufmännische Geschäftsführer des Operettensommers, Josef Resch, wie Merker-Leser wissen(siehe ), einen Besuch der Aufführung mit allen ihm zu Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern versuchte (wie man aus seinem Umfeld hört, aus tiefer Verachtung für Online-Medien), kam dieser zu guter Letzt nur durch die Initiative und Unterstützung vom Ferienland Kufstein und dem Hotel Andreas Hofer zustande.

Robert Quitta, Kufstein

 

 

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