Weiße Turnschuhe von René Heinersdorff im Theater am Dom. Premier 24.8.2023

Theater am Dom. Premiere „Weisse Turnschuhe“ mich Jochen Busse. Foto: Andrea Matzker

Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger

Köln ist gerettet! Die traurigen Abende der scheußlichen Übergangszeit und des tristen Winteranfangs können glücklich überbrückt werden mit einem köstlichen Abend im Theater am Dom! Denn noch bis zum 5. November 2023 läuft eine herrliche Komödie von René Heinersdorff mit dem Titel „Weiße Turnschuhe“. Hauptdarsteller ist kein geringerer als der beliebte Jochen Busse, der ja auch in seinem privaten Leben bekannt dafür sein soll, dass er äußerst gesund und sportlich ist. Schon viele Kopfstände, Kerzen und Ähnliches sah man auf so mancher Bühne Deutschlands, denn die Regisseure der jeweiligen Stücke machen sich diese Fähigkeiten des Akteurs gerne zu Nutze.

Günther ist ein 75 Jahre alter, blendend aussehender Herr, der, weil es ihm Spaß macht, gesund lebt, joggt, weder trinkt noch raucht, und auf diese Art und Weise glücklich mit seinem Leben ist. Er wohnt im fünften Stock ohne Aufzug und bewältigt die Treppen schneller als jeder 25-jährige. Für seinen Sohn Kai (Claus Thull-Emden) hat er gesorgt, indem er ihm eine Münchner Wohnung in bester Lage übertragen hat. Er selbst will nur noch seine Ruhe haben. Als ihm dann aber eines Tages dieser Sohn präsentiert, dass er diese Wohnung verhökert habe, ist der Supergau geschehen.  Vater noch Sohn haben auf einen Schlag ihr komplettes Ein- bzw. Auskommen verloren, oder besser verspielt. Als einzige Lösung sieht der Sohn nun, dass er Pflegestufe vier für seinen Vater beantragt, und noch ehe Günther dagegen protestieren kann, steht die Prüferin der Krankenkasse bereits vor der Türe. Um seinen Sohn nicht bloßzustellen, macht er das Theater mit und mimt den völlig debilen alten Mann.

Simone Pfennig und Jochen Buss. Foto: Andrea Matzker

Von Sekunde zu Sekunde beherrscht er den Wechsel vom durchtrainierten und rüstigen Herrn zum bewegungsunfähigen, pflegebedürftigen und schwerhörigen Opa, je nachdem, wer gerade anwesend ist. Die Prüferin von der Krankenkasse wird hinreißend und sehr glaubwürdig dargestellt von Simone Pfennig. Sie hat sich von vornherein nicht hinters Licht führen lassen, alles durchschaut, verpetzt Vater und Sohn aber nicht, da sie Zuneigung zum Vater verspürt. Am Ende geht also alles gerade noch zum Guten aus.

Die Situationskomik und vor allem die überzeugende Darstellungskraft von Jochen Busse lässt das gesamte Publikum vom Anfang bis zum Ende durchgehend schallend lachen. Zusätzlich kommen noch die sportlichen und durchaus sehr vorzeigbaren Kunststücke von Günther dazu, wobei sich das Publikum fragt, wie der Arme, inzwischen tatsächlich 82-jährige, diese Herausforderung bis November täglich durchstehen will… Dazu gehört ausgiebiges Hula Hoop Training, wobei der Reifen nicht einmal zur Erde fällt (zumindest in der Premiere), waghalsige weitere Übungen und extremes Durchhaltevermögen, denn er muss zeitweise das Gewicht von mehreren Personen auf sich ertragen.

In jedem Fall: Ob Männlein oder Weiblein, jung oder alt, jeder, aber auch wirklich jeder, hat sich königlich amüsiert! Eines ist nicht zu vergessen: Bei aller Komik ist das Grundthema erschreckend aktuell und realistisch. Bei der Premiere und der anschließenden Feier mit allen Darstellern und dem Theaterdirektor Oliver Durek bei malerischen Kunz-Mahl-Spezialitäten mit Rivaner und Kölsch waren der ehemalige Oberbürgermeister Fritz Schramma, Max Schautzer, Karsten Speck, René Heinersdorff, Monika Kaufmann und viele andere Persönlichkeiten der Kölner Stadtgesellschaft anwesend.

Nach der Premiere:

Jochen Busse und Max Schautzer. Foto: Andrea Matzker

Das gesamte Ensemble Florian Odendahl, Jochen-Busse, Simone Pfennig, Claus-Thull-Emden. Foto: Andrea Matzker

Rene Heinersdorff, Pia Seibert von Fock und Karsten Speck. Foto: Andea Matzker