Lange nicht mehr so gelacht –
Endlich wieder Theater in einem vollbesetzten Haus!
Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger
Theater am Dom: „Nein zu Geld. Dorkas Kiefer, Max Claus, Marianne Rogee. Foto: Andrea Matzker
Ein Betrieb wie in besten Zeiten: Zur Premiere von „Nein zum Geld“ wartete man ungeduldig auf die Öffnung des Theaters am Dom und die sorgfältige und gewissenhafte Kontrolle der Impfzertifikate aller hereinströmenden Gäste. Kaum Platz genommen, ertönte eine allen wohlbekannte Stimme aus dem Off, nämlich die von Jochen Busse, der selbst oft genug im Hause auftritt, und begrüßte das Publikum unter anderem mit der Bemerkung: „Hier fühlen Sie sich wohl, denn hier sind Sie sicherer als zu Hause!“ Nach diesen Worten singt, völlig unerwartet, Jupp Schmitz seinen berühmten Titel: „Wer soll das bezahlen?“
Der Vorhang geht auf, und auf der Bühne sieht man, wie eine bevorstehende Party vorbereitet wird. Hausherr Richard, alias Pascal Breuer, hat seine Mutter Rose (Marianne Rogée) und seinen besten Freund Etienne (Max Claus) dazu eingeladen. Richard grübelt während der Vorbereitungen laut darüber vor sich hin, wie er allen eine Botschaft näherbringen soll, die er scheinbar schon lange mit sich herumträgt. Nachdem die Gäste eingetroffen sind, wollen sie, gemeinsam mit seiner Ehefrau Claire (Dorkas Kiefer), endlich den Grund für diese Feier von Richard erfahren. Der druckst aber lange damit herum und will nicht so recht mit der Antwort herausrücken.
Nach langem Hin und Her lässt er sich dazu breitschlagen, und in Erwartung einer positiven Nachricht sind alle gespannt bis aufs Äußerste. Es geht um einen Lottogewinn. Schon gratulieren ihm alle und sind überglücklich, dann jedoch kommt der Schock: Denn Richard sagt ganz bewusst Nein zum Geld, weil er seine derzeitige Lebenssituation nicht verändern will, da er glücklich mit ihr ist, und angeblich Angst davor hat, dass der Reichtum negative Konsequenzen für alle hätte. Nun geht die Post ab. Seine Familie hält ihn für komplett verrückt. Man redet von Einweisung in die Psychiatrie und erwägt voller Mordgelüste ernsthaft den Todschlag Richards ob so viel Blödheit. Es handelt sich nämlich um den nicht geringen Betrag von 162 Millionen Euro.
In Erinnerung an den Hochzeitstag seiner Eltern spielte er immer die Zahlen seines Vaters, eines laut seiner Mutter angeblichen Quartalsäufers, der diese Zahlen jahrelang gesetzt, aber nie gewonnen hatte. Nachdem Claire zufälligerweise den am Kühlschrank angepinnten besagten Lottoschein findet, der bisher noch nicht eingelöst worden war, stellte sie fest, dass er genau an diesem Abend um Mitternacht verfallen wird. Da Richard aber definitiv das Geld nicht abholen möchte, beginnt eine irrwitzige Jagd um den Schein, der erst dann ein vorläufiges Ende findet, als Richard den Schein in den Mund steckt, zerkaut und verschluckt. Daraufhin würgen Claire und Etienne ihn so lange, bis der Schein wie ein Golfball aus seinem Mund heraus ploppt. Er ist noch lesbar, und die drei machen sich auf, den Schein schnellstens einzulösen. Zwischenzeitlich wird Richard auf wundersame Art und Weise wieder quicklebendig und sorgt für die absolute Überraschung im Stück.
Das Ensemble beim Schlussapplaus. Foto: Andrea Matzker
Kurz, es folgt Gag auf Gag, das reinste Feuerwerk! Das Publikum lachte unentwegt und war lange nicht mehr so ausgelassen wie an diesem Abend. Alle vier Darsteller, Marianne Rogée, Dorkas Kiefer, Pascal Breuer und Max Claus, waren durchweg hervorragend und begeisterten das Auditorium. Regisseur René Heinersdorff verlas beim frenetischen Schlussapplaus eine Grußbotschaft der Autorin Flavia Coste, die besagte, dass ihr eigener Lottogewinn darin bestünde, dass wir alle, die Zuschauer, heute zugegen waren und ihr Stück gesehen haben.
Oliver Durek, Peter Millowitsch, Rene Heinersdorff. Foto: Andrea Matzker
Unter den Zuschauern waren Peter Millowitsch, ehemalige Darsteller vom Theater am Dom, wie Monika Kaufmann, und ein großer Teil der Lindenstraßen-Besetzung, die alle ihrer beliebten Kollegin Marianne Rogée die Aufwartung machten, die bei ihrem ersten Erscheinen mit spontanem Szenenapplaus begrüßt wurde und eine köstliche Mutter in der Manier der eleganten und charmanten Evelyn aus der Sitcom „Two and a half Men“ bot. Die temporeiche Komödie um „Geld, Gier und Glück“ (laut Programmheft), ist die witzigste, die man seit langer Zeit sah, stellt Boulevardtheater in seiner besten Form dar und läuft noch bis zum 1. Mai 2022.
Andrea Matzker /Dr. Egon Schlesinger
Joris Gratwohl, Joachim Hermann Luger, Andrea Spatzek, Marianne Rogee, Georg Uecker. Foto: Andrea Matzker
Marianne Rogee, Georg Uecker. Foto: Andrea Matzker
Oliver Durek, Peter Millowitsch, Rene Heinersdorff, Horst Johanning, Joachim Hermann Luger. Foto: Andrea Matzker