Uraufführung im Theater am Dom von Köln: HELGA HILFT von René Heinersdorff
Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger
Blumen für Darsteller und Mitarbeiter. Foto: Andrea Matzker
Bis zum 6. Februar 2022 ist im Theater am Dom von Köln eine tatsächliche Welturaufführung zu erleben. Autor dieses lebendigen und äußerst unterhaltsamen Boulevardstückes ist wieder einmal der bewährte Drehbuchautor, Regisseur, Theaterdirektor und Schauspieler René Heinersdorff. Wenn „Helga hilft“, ist der Teufel los, alles geht zunächst einmal daneben, obwohl es so gut gemeint ist, doch am Ende findet es sich. Pünktlich zu Weihnachten graust so manchem, der Familienanhang hat, vor den Festivitäten, die jedes Jahr wieder anstehen und meistenteils intensive und handfeste Familienkräche nach sich ziehen. Aber auch so manche Enthüllung, die nicht jedem Familienmitglied gefallen dürfte, kommt unfreiwilligermaßen ans Tageslicht. Unentwegt fragt sich die überaus hilfsbereite Tante Helga, ob sie denn nun die Umwelt mit der Wahrheit oder mit schonenden Lügen konfrontieren soll. Die Entscheidung ist weiß Gott nicht immer leicht. Vor allem ist sie selten richtig. Doch dazu braucht es Mut, und den bringt Tante Helga, treffend dargestellt von der Traumschiff-Schauspielerin Claudia Rieschel, in jedem Fall und manchmal in überschwänglicher Art und Weise mit. Sie will überall und jedem helfen, ja man kann von einem Helfersyndrom sprechen, aber oft bringt sie sich dadurch selbst in die Bredouille. Sie folgt geradezu einem inneren Zwang und drängt sich so all ihren Familienmitgliedern auf. Die findige „Miss Marple von Fallingbostel“, wie sie sich selbst nennt, weiß meistens genau um die Hintergründe bei ihren Familienangehörigen Bescheid. So wird gerätselt, wer denn eigentlich der leibliche Vater eines Kindes ist, warum sich ein Familienmitglied zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlt, von dem vorher alles andere als das bekannt war, oder warum irgendwelche Verwandten aus unerfindlichen Gründen und ohne jedwede Vorankündigung plötzlich von ihrem langjährigen Partner verlassen werden. Tante Helga erfindet äußerst fantasievolle Geschichten, aber verliert sich nur allzu leicht selbst in den Fallstricken ihres Seemannsgarns. In ihrer Not fragt sie manchmal das Publikum, auf wessen Seite es denn sei: Auf der Seite der Wahrheit oder der Lüge.
Das Premierenpublikum im Theater am Dom war jeweils geschlossen für die Wahrheit als sicherlich augenscheinlich und im ersten Moment härtere Version, den Verwandten die eigentlichen Umstände und Verhältnisse näher zu bringen. Wohl dem, dem das Schicksal eines zänkischen Familienanhangs erspart ist!
Im Besonderen zu erwähnen sei, dass man sich, gerade zu den jetzt herrschenden Coronabedingungen und mitten in der vierten Pandemiewelle, im Theater am Dom außerordentlich angenehm, geborgen und sicher fühlte.
Andrea Matzker & Egon Schlesinger