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KÖLN/ Theater am Dom: DIE TANZSTUNDE von Mark St. Germain – Premiere

02.02.2024 | Theater

Die Tanzstunde – Premiere im Theater am Dom von Köln am 1.2.2024

Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger

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„Die Tanzstunde“. Madeleine Niesche und Ralf Stech. Foto: Andrea Matzker

Mark St. Germain schrieb diese berührende, humorvolle und doch so ernsthafte Komödie über ein ungewöhnliches Duo. Obwohl manche Theaterdirektoren zu Beginn bei der Planung sicherlich nicht immer spontan überzeugt vom Erfolg dieses Stückes sind, so wurden sie aber in Köln eines anderen belehrt. Denn zunächst geht es in diesem Stück um menschliche Schwächen, seien es physischer wie psychischer Art. Das Publikum erlebte aber in jedem Fall einen begeisternden Theaterabend, sei es nun trotz oder womöglich gerade wegen der Problematik der dargestellten Persönlichkeiten.

Zunächst handelt es sich um den hochintellektuellen und intelligenten Professor Ever Montgomery für Geowissenschaften, der unter dem Asperger-Syndrom leidet und daher jeglichen Körperkontakt zu anderen Menschen vermeiden möchte. Allein schon die Vorstellung, anderen Menschen nahekommen und ihnen die Hand geben zu müssen oder womöglich auch noch mit ihnen zu tanzen, erregt bei ihm pure Gänsehaut des Abscheus. Menschlich nahe Kontakte sind für ihn Qual und Katastrophe zugleich. Gerüche oder Körperflüssigkeiten anderer Personen verursachen bei ihm Ekel.

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„Die Tanzstunde“. Madeleine Niesche und Ralf Stech. Foto: Andrea Matzker

Da er nun aber bei einer anstehenden Auszeichnung mit Festveranstaltung und Preisverleihung voraussichtlich einen Tanz aufs Parkett legen muss, wendet er sich auf Anraten seines Hausmeisters an seine Nachbarin, die professionelle Tänzerin Senga Quinn. Diese ist zwar psychisch auf der Höhe, leidet aber unter beginnenden Depressionen, da sie annehmen muss, dass ihr durch einen Unfall verletztes Bein nie mehr in Ordnung kommt, und sie so ihre geliebte Profession nicht mehr ausüben kann. Zunächst steht sie dem Angebot zurückhaltend gegenüber, als dann aber der Professor insistiert und ihr eine sehr hohe Summe als Entschädigung anbietet, überlegt sie es sich anders. Sie lässt sich also darauf ein, ihm Tanzunterricht zu geben.

Nun beginnen allerlei absurde Situationen, und diese Momente zwischen dem ungleichen Paar sind einerseits sehr realistisch, aber trotzdem zugleich amüsant und bewegend dargestellt. Dies verlangt außerordentliche Sensibilität und enormen Kenntnisreichtum des Autors sowie des Regisseurs Heinz Kreidl und des Bühnenbildners Tom Grasshof gegenüber dieser äußerst komplexen psychischen Erkrankung. Bewunderungswürdig ist die Beherrschung des ausgesprochen langen und komplizierten Textes (wie immer ohne Souffleuse bzw. Souffleur). Was das Ganze noch zusätzlich sehr erfreulich macht, ist die ausgesprochene Attraktivität der beiden Hauptdarsteller Madeleine Niesche und Ralf Stech. Eine derartig schwierige und vielseitige Rolle zu bewerkstelligen und so glaubhaft darzustellen, wäre wohl auch nicht möglich, wenn sich die beiden Darsteller unsympathisch wären.

Happy End trotz Handicap: In diesem zauberhaften Kammerspiel kommen sich die zwei Hauptdarsteller trotz ihrer Behinderungen immer näher und wagen letztendlich mutig einen gemeinsamen Tanz ins Leben, und so wurde aus einer ursprünglich einfachen Tanzstunde eine hoffentlich dauernde und tiefe Lebensverbindung. Das Ganze wird musikalisch untermalt von dem ausgezeichnet passenden Titel „Dance Me to the End of Love“ von Leonard Cohen mit seiner einzigartigen und unvergesslichen Stimme.

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. Madeleine Niesche und Ralf Stech. Foto: Andrea Matzker

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Nach der Premiere: Madeleine Niesche, Marianne Rogée und Ralf Stech. Foto: Andrea Matzker

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Marianne Rogée gratuliert Madeleine Niesche. Foto: Andrea Matzker

Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger

 

 

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