María de Buenos Aires – Eine Operita von Astor Piazzolla
Premiere am 24.5.2025 in Köln
Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger
-Intendant Hein Mulders- bei seiner Premierenansprache. Foto: Andrea Matzker
Gleich mehreren Glücksfällen auf einmal verdankt das Kölner Haus diese wunderbare Verwirklichung einer Tango-Oper von Astor Piazzolla, die 1968 ihre Uraufführung in Buenos Aires fand. Obwohl in Köln zurzeit nicht mal eine richtige Bühne zum Proben vorhanden war, da alles im Namen einer großen Händel-Produktion steht, und eigentlich auch ein solches Unterfangen gar nicht angedacht war, nutzte man geschickt die überaus günstigen Zufälle, die sich gerade in Köln bündelten. Abgesehen natürlich von einer Lieblingssängerin der Kölner, fest im Ensemble, der Kolumbianerin Adriana Bastidas Gamboa als Hauptdarstellerin María, riskierte man diesen Coup ganz im Vertrauen auf eine hochversierte und kongeniale Argentinierin namens Teresa Rotemberg, der die Inszenierung und die Choreografie zu verdanken ist. Diese gesamte Frauenpower erhält ein weiteres Highlight durch die Dirigentin Natalia Salinas, die argentinische Wurzeln hat. Besonders wichtig bei dem umfangreichen Text war auch die professionelle Hilfe der Souffleuse Macarena Quantin, die bei der anschließenden Premierenansprache des Intendanten lobend erwähnt wurde. Sie arbeitete für das Publikum völlig unsichtbar und unhörbar von den Kulissen aus. Intendant Hein Mulders betonte auch, dass er weder einen politisches Pamphlet noch einen Tangoabend hatte produzieren lassen wollen, sondern ein Zwischending, und freute sich ganz besonders darüber, dass das Ereignis zu einem tatsächlichen Frauenpower-Abend geworden ist. Als Cantador konnte Germán Enríque Alcántara gewonnen werden, und den Duende, ursprünglich für einen Mann geschrieben, sprach Tatiana Saphir. Die Mitglieder des Gürzenichorchesters entpuppten sich als hervorragende Tango-Interpreten, allen voran der Pianist Rainer Mühlbach. Omar Massa musste selbstverständlich von außerhalb organisiert werden, da im Kölner Opernhaus ein Bandoneon nicht unbedingt zum alltäglichen Aufführungshabitus gehört.
Gedenkaltärchen für Diego Maradona. Foto: Andrea Matzker
Der Saal 2 des Staatenhauses eignet sich hervorragend für diese Produktion und bietet eine ausgezeichnete Akustik. Die realistischen Videosequenzen versetzen das Publikum an den Ort und in die Zeit des Geschehens. Perfekt übersetzte Übertitel begleiten das ganze Werk. Das Orchester, voll integriert auf der Bühne mit der Handlung, ist mit Sprechchor und Ballett das wichtigste Ambiente. Sparsame aber geniale Einfälle wie das angebliche Schreiben von „Libertad“ mit einer Tapezierrolle auf die durchsichtige Filmleinwand oder das langsame Ziehen von kleinen, liebevoll eingerichteten Gedenk-Altärchen, darunter auch eines für Diego Maradona, über die gesamte Bühne steigern die Ausdruckskraft und Intention von Autor und Regisseurin. Die Aufführung, die aus zwei Teilen mit einer Pause besteht und nach zwei Stunden beendet ist, findet nur noch zehnmal bis zum 10. Juni 2025 statt, deshalb sollte man sich beeilen, noch ein Ticket zu bekommen, wenn man diese hinreißende akustische und optische Mischung aus Melancholie und Temperament, auch mit sozialkritischen Noten versehen, nicht verpassen möchte.
Die drei Hauptdarsteller Duende Maria Cantador beim Schlussapplaus. Foto: Andrea Matzker
Dirigentin Natalia Salinas und-Regisseurin Teresa Rotemberg. Foto: Andrea Matzker
Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger