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KÖLN/ Staatenhaus: BARKOUF oder Ein Hund an der Macht. Opera comique von Jaques Offenbach. Premiere

14.10.2019 | Oper


Copyright: Paul Leclaire

KÖLN/ Oper im Staatenhaus: BARKOUF oder Ein Hund an der Macht von Jacques Offenbach

am 12.10.2019 (Premiere)

Eine komische Oper úber einen Hund an der Macht ? Wem kann so etwas einfallen ? Doch nur Jacques Offenbach und seinem genialen LIbrettisten Eugène Scribe. Das jetzt zu Ende gehende Offenbach-Jahr war ja leider nicht so ergiebig in der Wiederentdeckung seiner unbekannteren Werke, wie man erhofft hatte. Aber zwei grosse Coups sind Jean-Christophe Keck, dem unermüdlichen Forscher nach verschollenen bzw. von Familienangehörigen versteckten Manuskripten des Meisters, doch gelungen: Le Roi Carote über eine Karotte, die an die Macht kommt (ab November in der Volksoper) und eben Barkouf über einen Hund, der an die Macht kommt. Letzterer hatte soeben (als Koproduktion mit Strasbourg) an der Oper Köln Premiere (und ist dort auch noch bis 3.11.zu sehen).

Um es gleich vorwegzunehmen: Barkouf ist ein kleines Meisterwerk. Es ist allerdings keine Operette im engeren Sinne, und man darf sich auch keinen Can-Can oder Galop Infernal erwarten. Barkouf, von der Opéra Comique in Auftrag gegeben, ist eben eine opéra comique, eine komische Oper, ein „Singspiel“ in der Tradition Mozarts und Rossinis. Und Offenbach hat zu den fantasievollen, geistreichen und doppel- bis dreideutigen Texten Scribes eine Musik voller Inspiration, Esprit, Eleganz und Ironie geschrieben, die vielleicht zu seinen besten gehört, vor allem auch in ihren ungeheuer delikaten und lyrischen Passagen.

Der Inhalt, kurz erzählt: Der böse Groß-Mogul von Lahore rächt sich an seinen rebellischen Untertanen, die schon zehn seiner Grosswesire aus dem Fenster geworfen haben dadurch, dass er ihnen einen Hund als Gouverneur vor die Nase setzt. Natürlich versteht niemand die gebellten „Befehle“ des neuen Machthabers – ausser (angeblich) seiner ehemaligen Besitzerin Maïma. Das schöne Blumenmädchen, nunmehr zur „Hundeflüsterin“ aufgestiegen, benützt allerdings ihre neue Position geschickt gegen „die da oben“ und verkündet als Sprachrohr „im Namen Barkoufs“ flugs die Senkung der Steuern um die Hälfte, die Freilassung aller politischen Gefangenen und was derlei unerhörter revolutionärer Dinge mehr sind. Erstaunlicherweise gibt es am Schluss dann doch ein Happy-End, auch und gerade für die beiden Liebespaare.


Die fröhliche Hundeflüsterin. Foto: Paul Leclaire/ Oper Köln

Gesungen und gespielt wird vom ganzen Ensemble ganz wunderbar. Hervorzuheben wären dabei dennoch Susanne Elmark mit ihrer in jedem Augenblick ungeheuer beseelten Darstellung des „guten“ Blumenmädchens Maïma und Matthias Klinks mit seiner auch körpersprachlich atemberaubenden Leistung als der „Bösewicht“ Barbeck.

Stefan Soltesz dirigiert das Gürzenich-Orchester mit Verve und Feinfühligkeit, durchaus auch die klassischen Wurzeln dieser sehr besonderen Partitur betonend.

Insofern wäre also alles total paletti und vol im grünen Bereich….wenn, ja wenn… es da nicht zwei große Wermutstropfen gäbe:

Erstens die eigentlich nichtexistierende Akustik im „Staatensaal“ dem provisorischen Ausweichquartier der Oper Köln, die so ziemlich alles verschluckt, was es zu verschlucken gibt.

Bildergebnis für köln barkouf von offenbach
Copyright: Paul Leclaire

Und zweitens – und noch verhängnisvoller – die Inszenierung von Marianne Clément, die ja bisher noch alle ihr anvertrauten Produktionen in den Sand gesetzt hat (zuletzt im Theater an der Wien The Fairy Queen erbärmlichsten Angedenkens). So auch diesmal: wieder einmal Holzfaserplatten als Bühnenbild, allerscheusslichste Kostüme in Müllmännerorange, permanent frontales Spiel hin zur Rampe und zum Publikum hin, nahezu vollständige Abwesenheit von Personenregie, dafür aber grauenvoll-kaltes „Arbeitslicht“ den ganzen Abend lang. Ein Desaster, und das dazu noch bei einer Uraufführung eines solchen wiederentdeckten Meisterwerks nach 160 Jahren…

Mein Freund Barkouf hat mir übrigens gerade geflüstert, dass er sich von dieser Produktion aufs heftigste distanziert und sich dringend eine Neuinszenierung durch den unangefochtenen Weltmeister der Offenbach-Regie, Laurent Pelly, wünscht….Wuff !

Robert Quitta, Köln-Deutz

 

 

 

 

 

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