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KÖLN/ Oper: PÜNKTCHEN UND ANTON von Ivan Eröd. Premiere als Stream

11.02.2021 | Oper international

Stream: Premiere von Ivan Eröds Oper „Pünktchen und Anton“ am 10.2.2021 in der Kölner Oper/KÖLN

Melodienreich und temperamentvoll

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Ana Fernandez Guerra. Copyright: Oper Köln

Das berühmte Buch „Pünktchen und Anton“ von Erich Kästner wurde von dem österreichischen Komponisten Ivan Eröd in witziger Weise vertont. Wir befinden uns im Berlin der 1930er Jahre. Luise, genannt Pünktchen, wächst in einer reichen Familie auf. Ihre Eltern haben so viel Geld, dass sie sogar die Köchin Berta und das Kindermädchen Fräulein Andacht anstellen können. Pünktchen ist mit Anton befreundet, der von Geld und Luxus nur träumen kann. Seine Mutter ist krank – und um die Haushaltskasse aufzubessern, verkauft er heimlich in den  Abendstunden Schnürsenkel. Mit viel Phantasie und einfallsreichen Spielen hellt sich seine missliche Lage auf. Und durch aufmerksames Beobachten verhindern die beiden Freunde sogar einen Kriminalfall, in den Fräulein Andacht und ihr zwielichtiger Verlobter Robert der Teufel verwickelt sind. Die beiden sind nämlich in das Haus von Pünktchens Eltern (Herr und Frau Pogge) eingebrochen, werden aber von der Köchin überrascht und unschädlich gemacht. Hierfür hat er sich von seiner Verlobten einen Wohnungsplan zeichnen lassen und sich die Hausschlüssel verschafft. Anton warnt Berta schließlich telefonisch.

Und auf der Bühne sind die geheimnisvollen szenischen Veränderungen bemerkbar. Die Spannung steigt. Der Polizeiwachtmeister trifft schließlich ein. Und es kommt zum „Happy End“. Pünktchens Vater zeigt endlich soziale Verantwortung und merkt, dass er seine Tochter vernachlässigt hat. In der Inszenierung von Brigitta Gillessen (Bühne und Kostüme: Jens Kilian) triumphiert vor allem die subtile Personencharakteristik. Harutyun Muradyan dirigert das Orchester der Kölner Oper hier ausgesprochen temperamentvoll, dies merkt man nicht nur bei den erfrischenden Reminiszenzen aus Wolfgang Amadeus Mozarts „Zauberflöte“. So fordert die Köchin Berta den Kapellmeister schließlich zu einem ausgelassenen Walzer auf, als sie mit dem Polizisten tanzen will. Chromatische Aufgänge, Tango-Rhythmen und flexible Cello-Kantilenen entwickeln sich hier wie von selbst. Neben den Einflüssen von Bartok und Kodaly sowie der ungarischen Volksmusik merkt man außerdem, dass sich Ivan Eröd mit den Zwölftonkonstruktionen der Zweiten Wiener Schule beschäftigt hat. Nach anfänglich strenger Reihengestaltung widmete er sich zunehmend der freieren Thematik. Im spieltechnischen und metrischen Bereich zeigt sich immer wieder Neuland.

Davon zeugt auch die Kinderoper „Pünktchen und Anton“, die wegen der dankbaren Behandlung der Gesangsstimmen einen positiven Eindruck hinterlässt. Ana Fernandez Guerra als Pünktchen und Luzia Tietze als Anton beflügeln  das szenische Geschehen aufgrund blühender stimmlicher Präsenz und unmittelbarer Situationskomik. In weiteren Rollen überzeugen ferner Stefan Hadzic als echauffierter Herr Pogge, Claudia Rohrbach als Frau Pogge,  Maike Raschke als Fräulein Andacht, Lotte Verstaen als resolute Köchin Berta, Eva Budde als Frau Gast, Dustin Drosdziok als burschikoser Robert der Teufel, Sung Jun Cho als Gottfried Klepperbein, Tom Wirtz als Kellner/Polizist und Robin Ebneth als Passant.

Die Aufführung weckt in jedem Fall Interesse an weiteren Werken von Ivan Eröd. 

Alexander Walther

 

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