Apropos Visionär – Der Fotograf Horst H. Baumann im MAKK
Horst H. Baumann. Entree zur Ausstellung im MAKK. Foto: Andrea Matzker
Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger
Bis zum 28. Januar 2024 läuft diese große Retrospektive, die für jeden Fotografie-Interessierten ein unbedingtes Must ist, denn Baumann (1934-2019) gehörte in den 1960er Jahren zu den bedeutendsten Fotografen. Zunächst arbeitete der Autodidakt als Street Photographer, lieferte dann weiterhin Reportagen mit Porträts internationaler Größen aus der internationalen Musik- und Filmbranche und beschäftigte sich weiterhin mit künstlerischen Möglichkeiten der Farbfotografie, die er als Stil- und Ausdrucksmittel nutzte. Besonders eindrucksvoll sind in dieser Hinsicht seine Bilder aus der Welt der Formel 1, denn als einer der ersten benutzte er die Unschärfe und Anschnitte seiner Fotos mutig als Ausdrucksmittel.
Juliette Greco 1961 im WDR von Köln. Foto: Andrea Matzker
Ursula Andress 1963 in Hollywood. Foto: Andrea Matzker
Die sehr übersichtlich nach den einzelnen Themen gegliederte, Ausstellung über eine gesamte Etage zeigt die verschiedenen Interessensgebiete Baumanns. Von seinen Anfängen mit Leo Fritz Gruber in Köln und Thomas Höpker von der Straßen- und Bergwerks-Fotografie über seine Kinder-Bilder oder die von der Basler Fasnacht, die Porträt-Aufnahmen bis hin zu seinen eindrucksvollen Formel 1-Eindrücken, zumeist originale Farbabzüge des Künstlers selbst. In seinem ganzen Berufsleben entstand nur ein einziges Buch über sein Werk, das mit 20.000 Exemplaren absolut vergriffen ist. Das in der Ausstellung vorliegende Exemplar wurde dem Kurator Hans-Michael Koetzle großzügigerweise von der Tochter des Künstlers, Carolin, überlassen.
Horst H. Baumann in zwei Selbstbildnissen mit Leica und Kurator Hans Michael Koetzle. Foto: Andea Matzker
Mit seinem Kollegen Walter Vogel, der leider nicht zur Eröffnung der Ausstellung kommen konnte, gründete Baumann einst den Düsseldorfer Fotoclub, auch machte er sich einen Namen als Medienkünstler auf der Documenta 1977, und bis heute sieht man seinen Lichtzeitkegel am Düsseldorfer Rheinturm. Die Ausstellung beschäftigt sich aber hauptsächlich mit seinem fotografischen Werk. Man könnte sie auch mit dem Titel „Gegen das Vergessen“ bezeichnen, denn als Baumann im Jahr 2019 verstarb, berichtete keine einzige Tageszeitung oder Foto-Zeitschrift über ihn. Er war ursprünglich einer der Shootingstars unter allen Fotografen, und diesem Faktum möchte Kurator Hans-Michael Koetzle unbedingt gerecht werden. Dies ist auch das Anliegen der Museumsdirektorin Dr. Petra Hesse und der Familienangehörigen Baumanns, die zur Ausstellungseröffnung erschienen.
Kindergarten Isola di Capo Rizzuto in Kalabrien 1959. Foto: AndreaMatzker