Ennio Morricone’s einziges Deutschland-Konzert in Köln – 18.2.2016
Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger
Ennio Morricone. Copyright: Andrea Matzker
Lange mussten die Kölner auf ihn warten. Nachdem im Jahr 2014 das lang ersehnte Konzert des Maestro erst verschoben und dann aus gesundheitlichen Gründen ganz abgesagt werden musste, fand es nun endlich statt. Es war das einzige seiner Europa-Tournee mit dem Titel „The 60 Years of Music Tour“ in ganz Deutschland. Für rund 500 Kino-und Fernsehproduktionen schrieb der 1928 in Rom geborene Ennio Morricone im Laufe seines Lebens den Soundtrack. Für Filmregisseure, wie zum Beispiel Pier Paulo Pasolini, gestaltete er die Musik zu “Die 120 Tage von Sodom“, “Große Vögel kleine Vögel“ und „Teorema“. Der gesungene Vorspann zu “Große Vögel kleine Vögel“ war selbst für Morricone eine einzigartige Erfahrung, die durch die Stimme von Domenico Modugno geadelt wurde. Hätte Pasolini länger gelebt, wäre daraus sicherlich eine Zusammenarbeit auf beider Lebenszeit geworden. Allen drei Welterfolgen von „Ein Käfig voller Narren“ unterlegte Morricone die Musik. Auch komponierte er über viele Jahre lang die Filmmusik zu der Erfolgsserie „La piovra“, zu deutsch „Allein gegen die Mafia“ mit Michele Placido. Der ausgebildete Komponist, bekennende Bach-Verehrer und Konzerttrompeter schrieb auch Kammermusik, Kantaten und Messen. In seiner Filmmusik gibt es öfter passacaglia- oder chorähnliche Sequenzen. Durch den weltweiten Erfolg von Filmen wie “Spiel mir das Lied vom Tod“ oder “Mein Name ist Nobody“ wird sein Name vornehmlich mit dem Italo-Western in Verbindung gebracht, obwohl er derer nur ungefähr 30 an der Zahl vertonte. Für den Titel „The Wild Bunch“ im Film „Mein Name ist Nobody“ von 1973 arrangierte er Wagner’s Ritt der Walküren. Neben unzähligen anderen internationalen Preisen erhielt er 2007 den Oscar für sein Lebenswerk und gilt auch jetzt wieder als Anwärter dafür. Er sagt selbst dazu: “Ein Oscar ist wie ein Gewinn im Lotto.“
Copyright: Andrea Matzker
Für seine diesjährige Tour hat sich der Meister auf einige seiner eigenen Lieblingstitel konzentriert. Das zweieinhalbstündige Konzertprogramm in der Kölner Lanxess-Arena gliederte sich in verschiedene Suiten. Über zwei große Bildschirme wurden die jeweiligen Titel und Themen aber auch Künstlernamen eingeblendet, ohne dass irgendwelche Störfaktoren, wie Ansagen oder Moderationen, das Konzert unterbrechen mussten. Als Chor und Orchester die Bühne betraten, hatte man den Eindruck, es käme gleich eine Mahler-Sinfonie zur Aufführung. Fast 200 Musiker und Sänger bildeten den Klangapparat. Das Tschechische Nationale Symphonieorchester, dass auch sonst viele Hollywood-Melodien ein spielt, sowie zwei vereinigte Chöre aus Ungarn begleiteten Morricone zu seiner Deutschland-Station. Bevor er selbst pünktlich um 20:00 Uhr (nicht wie manch andere Superstars) die Bühne betrat, konnte man in der riesigen, gut besetzten Arena selbst weit entfernt einen Plastikbecher zu Boden fallen hören, so gespannt waren die Besucher, und so bestechend war die Akustik.
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Der Maestro betritt die Bühne, setzt sich zum Dirigieren an sein Pult, erhebt den Taktstock und beginnt mit einem Block, der Giuseppe Tornatore gewidmet ist. Die Feinheiten der Crescendi, Diminuendi, Ritardandi und vieler weiterer musikalischer Effekte gelingen sämtlich äußerst geschmackvoll und zeugen von harter und ausführlicher Probenarbeit mit dem absolut professionellen Klangkörper. Es folgen Themen aus „Maddalena“ mit der Titelmelodie „Chi mai“ zum „Profi“ aus dem Jahr 1971, aus „Metti, una sera a cena“ (1969) oder „The Good, The Bad and The Ugly“ (1966). Tosender Beifall brandet auf, als die Titelmelodie „The Man with the Harmonica“ zu „Spiel mir das Lied vom Tod“ und „Deborah’s Theme“ aus dem gleichnamigen Film von Sergio Leone aus dem Jahr 1968 mit der Sopranistin Susanna Rigacci erklingt. Die letzte Suite ist u. a. Quentin Tarantino gewidmet. „Gabriel’s Oboe“ aus „The Mission“ aus dem Jahr 1986 von Roland Joffé und „Stage Coach to Red Rock“ aus Tarantino’s aktuellem Film “The Hateful Eight“ begeistern das Publikum zu stehenden Ovationen. Morricone gibt drei Zugaben, die letzte davon dirigiert er stehend.
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Nach weiterem, nicht enden wollenden Beifall gibt das Publikum auf und strömt zu den Ständen, an denen man CDs, DVDs, T-Shirts und signierte Bücher des Maestros erwerben kann, wovon reichlich Gebrauch gemacht wird. Insgesamt für das Publikum ein wunderschöner und unvergesslicher Abend.
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Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger