„La Speranza“ als Motto beim Aschermittwoch der Künstler und dem Ludwig-Mühlheims-Theaterpreis in Köln
Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger
Aschermittwoch der Künstler 2025-Preisträger Jon Fosse. Foto:Andrea Matzker
Der norwegische Literaturpreisträger von 2023, Jon Fosse, wurde in Köln zwei Tage lang gefeiert und mit dem Ludwig-Mülheims-Theaterpreis für sein Gesamtwerk ausgezeichnet. Anlässlich seines Nobelpreises hatte er auch einen persönlichen Brief von Papst Franziskus erhalten, der die Fähigkeit Fosses lobte, die Gaben der Gnade, des Friedens und der Liebe des allmächtigen Gottes in unserer oft dunklen Welt zu erhellen.
Aschermittwoch der Künstler 2025. Kardinal Rainer Maria Woelki. Foto: Andrea Matzker
In Köln nun nahm der Nobelpreisträger, Autor und Dichter zunächst am traditionellen Aschermittwoch der Künstler im Maternushaus teil. Der Tag wurde in diesem Jahr begangen mit einer Heiligen Messe zum Aschermittwoch um 11:00 Uhr in der Sankt Aposteln-Kirche mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, der den Gläubigen das Aschenkreuz erteilte. Anschließend fand im Maternushaus auf Einladung des Erzbischofs ein Empfang mit einem Fastenessen statt. Die diesjährige Akademie zum Aschermittwoch stand unter dem Titel „Alles, was ich schreibe, ist eine Art Gebet“ von Jon Fosse. Der Dramatiker, Schriftsteller, Lyriker, Essayist und Übersetzer stellte sich den Fragen des renommierten Literaturwissenschaftlers Prof. Dr. Bernhard Doppler. Musikalisch wurde die Akademie untermalt von den Rosenkranz-Sonaten von Ignaz Heinrich Biber, interpretiert von zwei Professoren der Kölner Hochschule für Musik und Tanz auf historischen Instrumenten.
Aschermittwoch der Künstler 2025. Museumsdirektor Professor Dr. Stefan Kraus während der Preisverleihung im Kolumba-Museum: Foto: Andrea Matzker
Am Nachmittag führte Museumsdirektor Dr. Stefan Kraus in seine neue Jahresausstellung „Artist at Work“ (bis zum 14. August 2025) im Kolumba Kunstmuseum ein, wo anschließend eine Autorenlesung mit Jon Fosse stattfand. Musik und eine Rezitation der Texte auf Deutsch durch Theater- und Filmschauspieler beendeten das umfangreiche Tagesprogramm.
Aschermittwoch der Künstler 2025: Diakon Patrick Oetterer während der Preisverleihung im Kolumbia-Museum. Foto: Andrea Matzker
Am Folgetag lud Diakon und Künstlerseelsorger Patrick Oetterer zur Preisverleihung des Ludwig-Mülheims-Theaterpreises an Jon Fosse im Kunstmuseum Kolumba des Erzbistums Köln. Den mit 25.000 € dotierten Preis erhielt der Autor für sein Gesamtwerk. Die Jury des Preises begründete ihre Wahl damit, dass Fosse in seinen Werken die intensivsten menschlichen Gefühle, so wie Angst, Schmerz, Verlassenheit und Tod, durch die radikale Reduktion und Einfachheit seiner Sprache spürbar mache und damit die Menschen berühre. Weiterhin hieß es in der Begründung, Fosse „de profundis“ aus Angst und Verlassenheit lasse damit die Möglichkeit von Hoffnung, Trost und Versöhnung aufscheinen. Damit entspricht Fosse auch dem Jubiläum zum Heiligen Jahr in Rom, dass der Hoffnung „La Speranza“, gewidmet ist. John Fosse dankte dem Kuratorium für die Auszeichnung und bemerkte lächelnd, er würde zurzeit mit einigen Preisen bedacht, freue sich aber trotzdem über diese Anerkennung. Zum Abschluss der feierlichen Preisverleihung folgten wiederum Lesungen und musikalische Auftritte.
Aschermittwoch der Künstler: Muttergottes mit Kind vom Marienaltar aus Sankt Kolumba 1650 aus Alabaster von Jeremias Geisselbrunn im-Kolumba-Museum. Foto: Andrea Matzker
Der Aschermittwoch der Künstler ist eine vom katholischen Schriftsteller und Diplomaten Paul Claudel nach dem Zweiten Weltkrieg in Paris begründete Veranstaltung der römisch-katholischen Kirche, der Künstler und ihrer Seelsorger. Inzwischen findet sie jährlich zum Beginn der Fastenzeit in über 100 Städten weltweit statt. Josef Kardinal Frings griff die Idee einer solchen Veranstaltung für das Erzbistum Köln im Jahr 1950 auf. Seitdem ist der Aschermittwoch der Künstler zu einer populären Tradition geworden und vereint Künstler aus den Bereichen Architektur, bildende Kunst, Theater, Film, Musik, Rundfunk, Fernsehen, Kunstwissenschaften, Literatur und Kritik.
Der Ludwig-Mülheims-Theaterpreis fördert die Begegnung zwischen gegenwärtiger Theaterlandschaft, Autoren und Religion. Er wird aus dem Nachlass des Schauspielers Ludwig Mülheims finanziert, den das Erzbistum Köln verwaltet, und zählt zu den höchstdotierten deutschsprachigen Literaturpreisen. Ausgewählt werden die Preisträger von einer Jury, die sich aus den Mitgliedern des Kuratoriums zusammensetzt, wozu international renommierte Persönlichkeiten, Literaturwissenschaftler und Intendanten gehören.
Andrea Matzker/ Dr. Egon Schlesinger