Kinderdreigestirn im Möbelfundus der Bühnen der Stadt Köln
Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger
Kinderdreigestirn: Jungfrau, Prinz und Bauer stellen sich vor. Foto: Andrea Matzker
Das designierte Kölner Kinder-Trifolium der kommenden Session 2023/24 präsentierte sich erstmals der Öffentlichkeit. Diese Vorstellung fand diesmal an einem ganz besonderen Ort statt, dem Möbelfundus der Bühnen der Stadt Köln auf der Oskar-Jäger-Straße, ganz passend zum diesjährigen Motto „Wat e Theater – Wat e Jeckespill“. Alle drei, allesamt neunjährigen Auserwählten sind bereits karnevalserfahren und haben sportliche wie musikalische Hobbys. Auffallend sind auch ihre ausgesprochen poetischen Vornamen. Julius Kürten, der zukünftige Prinz Julius I., punktete bereits beim Casting mit seinem Gitarrenspiel, Benedikta von Stülpnagel, die zukünftige Jungfrau, tanzt und reitet gerne, außerdem spielt sie Querflöte, und Bauer Severin Rombach trainiert Judo und spielt Flöte. Obwohl er gehörlos ist, kann er mit seinen ausgezeichnet eingestellten und an ihn angepassten Cochleaimplantaten zu 100 % am Leben teilnehmen, musizieren und im Gebärdenchor der Jecke Öhrcher mitsingen. Somit tritt er für Inklusion ein. Die Gebärdensprache beherrscht er perfekt und lässt sein Umfeld davon profitieren. Hätte Severin nicht selbst davon gesprochen, hätte sein Umfeld nicht bemerkt, dass er schwerhörig ist, zumal er eine ausgezeichnete Aussprache beherrscht.
Kinderdreigestirn: Jungfrau, Prinz und Bauer stellen sich vor. Foto: Andrea Matzker
Die drei bewunderten die vielen Kunstwerke im Möbelfundus, die alle perfekt, übersichtlich und nach Themen angeordnet sind. Außer diesem Fundus gibt es noch einen historischen Fundus nebenan. Oper und Schauspiel greifen regelmäßig auf die vielen Artefakte zurück, die nachhaltig und aufführungsübergreifend immer wieder neu eingesetzt werden. Manchmal werden sie dafür umgearbeitet oder auch nur neu gestrichen, wie zum Beispiel der riesige Bär am Eingang, der nicht immer blau war.
Kinderdreigestirn: Artefakte des Möbelfundus der Bühnen der Stadt Köln. Foto: Andrea Matzker
Kinderdreigestirn: Artefakte des Möbelfundus der Bühnen der Stadt Köln. Foto: Andrea Matzker
Das Lieblingsstück von Ausstatterin Petra Müller, die seit 35 Jahren im Amt ist und sich schon ungeduldig auf die Wiedereröffnung des Hauses am Offenbachplatz freut, ist der riesige, menschengroße Chanel-Flacon, der aus Copyrightgründen nicht seinen Originalnamen tragen durfte. Damit Möbel und Accessoires auf den großen Bühnen der Oper und des Schauspiels von Köln im Zuschauerraum wahrgenommen werden können, werden sie manchmal geradezu monströs überlebensgroß gebaut und angefertigt, so auch ein riesiger gepolsterter Stuhl, auf dem die drei gemeinsam für ein Foto Platz nahmen. Der Sportschuh einer Figur entstand gar aus vier verschiedenen Turnschuhen der größten Nummern in den Ateliers der Bühnen.
Kinderdreigestirn: Artefakte des Möbelfundus der Bühnen der Stadt Köln. Foto: Andrea Matzker
Auch echt aussehende Eber und Riesenschildkröten sind mit von der Partie.
Kinderdreigestirn: Artefakte des Möbelfundus der Bühnen der Stadt Köln. Foto: Andrea Matzker
Unverkennbar ist die lebensgroße Schweinehälfte, die schon in der Carmen von Jean-Pierre Ponnelle, die von 1984-1995 auf dem Spielplan stand, über die gesamte Opernbühne geschleppt wurde vom Metzgermeister der Stadt Sevilla. In einem separaten Raum weggeschlossen befinden sich auf mehrere Klaviere und eine Orgel.
Kinderdreigestirn: Artefakte des Möbelfundus der Bühnen der Stadt Köln. Foto: Andrea Matzker
Oben auf der Kammer machen die Büsten von Johann Sebastian Bach, mehrere Galionsfiguren und griechische Gottheiten eine gute Figur. Auch die Venus von Botticelli entsteigt mit ihrer Muschel dem Meer.
Kinderdreigestirn: Artefakte des Möbelfundus der Bühnen der Stadt Köln. Foto: Andrea Matzker
Kinderdreigestirn: Artefakte des Möbelfundus der Bühnen der Stadt Köln. Foto: Andrea Matzker
Kinderdreigestirn: Artefakte des Möbelfundus der Bühnen der Stadt Köln. Foto: Andrea Matzker
Beherrscht wurde die Vorstellungszeremonie von einem kunstvollen Sarkophag mit einem täuschend echten Tutanchamun. Zur Erinnerung an die denkwürdige Vorstellung erhielt das Kinder-Dreigestirn jeweils eine Tasche mit praktischen Utensilien für den Gebrauch beim Besuch der Kinderoper. Am 7. Januar 2024 findet die Proklamation der drei Mini-Tollitäten durch Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Theater am Tanzbrunnen statt.
Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger