Ein denkwürdiger Abend in Köln –
Zum Geburtstag von Prof. Dr. Wolfgang Baßler, dem großen Freud-Spezialisten
Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger
Ludwig Sebus und Prof. Dr. Wolfgang Baßler. Foto: Andrea Matzker
Ludwig Sebus, einer der bedeutendsten musikalischen Allroundkünstler Kölns der Gegenwart, oder besser gesagt des letzten Jahrhunderts, besuchte seinen Freund, den großen und international anerkannten Freud-Spezialisten Prof. Dr. Wolfgang Baßler, wegen seiner Ähnlichkeit zum Original von seinen Studenten und Patienten auch „Prof. Einstein“ oder im Volksmund „Prinz von Ehrenfeld“ genannt, zu dessen 81. Geburtstag am 13. April in Köln Ehrenfeld und brachte ihm nicht nur ein, sondern gleich mehrere Ständchen. Zur großen Freude der Geburtstagsgäste sang er seine selbst komponierten und getexteten Songs wie:
„Jede Stein en Kölle es e Stöck vun dir (zu deutsch: Jeder Stein von Köln ist ein Stück von dir),
„D’r Decke Pitter“ (der großen Petersglocke des Domgeläuts von Köln, dem sogenannten dicken Pitter, gewidmet),
„Nee, wat is dat hee ne miese Lade“ (was ist das hier für ein mieser Laden, mit warmem Bier und kalter Suppe) oder
„Och Verwandte, dat sin Minsche“ (auch Verwandte sind Menschen, man freut sich, wenn sie kommen, und ist glücklich, wenn sie gehen – wie wahr!).
Das Publikum staunte nicht schlecht über die Textsicherheit des Künstlers, denn, ob man es glaubt oder nicht, er wird am 5. September dieses Jahres tatsächlich 99 Jahre alt. Sein Terminkalender ist völlig ausgebucht; dass er es trotzdem zum Geburtstag seines Freundes geschafft hatte, war allein dem glücklichen Zufall und seinem guten Willen zu verdanken. Auf die Frage, wie man denn so fit sein könne in seinem hohen Alter, antwortete er unter anderem: „Es ist wichtig, dass man immer etwas zu tun hat, vor allem aber auch, dass man es mit Begeisterung macht. Und was sehr wichtig ist: Man muss Menschen um sich haben, Einsamkeit ist nicht gesund.“ Glücklicherweise hat er eine bezaubernde, große und gut funktionierende Familie um sich herum, aber eben auch sehr viele Menschen, die ihn sehr zu schätzen wissen, und immer noch seine berufliche Kompetenz in Anspruch nehmen möchten.
Der Arzt und Musiker Christoph Zierold, der sein kostbares Cello mitgebracht hatte, trug einzelne Sätze aus den Suiten für Solo-Cello von Vater Bach und den ersten Satz des rasanten Haydn-Konzertes zu dem Privatissimum bei und beendete seinen Vortrag mit dem elegischen „Schwan“ von Camille Saint-Saens. Wer aber gedacht hätte, dass der Abend hier enden würde, täuschte sich komplett, denn nun ging es erst so richtig hoch her. Diskutiert wurde lebhaft und hauptsächlich über Sigmund Freuds Theorien und vor allem seine Traumdeutung, wofür Prof. Baßler anerkannter Spezialist ist. Er kann es kaum erwarten, wieder nach Wien zu reisen, wo er an der Universität im Hörsaal Freuds bereits Vorlesungen hielt und natürlich auch dessen Wohnhaus besuchte. Er freut sich außerdem jetzt bereits schon auf den nächsten Besuch des Heurigen. Selbstverständlich kamen auch Witze an diesem Abend nicht zu kurz, denn beide Hauptakteure sind bekanntermaßen Witze-Erzähler erster Güte! Erst gegen Morgengrauen trennte man sich in der Hoffnung, dass man nicht wieder ein ganzes Jahr warten müsse, um so einen interessanten, herzlichen und humorvollen Abend zu erleben.