KÖLN/ Umgebung (St. Martinus von Borr): Ein Bier für die Orgel. Sensationelle Initiative erreicht Orgeleinbau
Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger
St. Martinus von Borr (die Kirche ist 800 Jahre alt). Copyright: Andrea Matzker
Die Paschenorgel von Borr. Copyright: Andrea Matzker
„Ohne die Kröten des Erzbistums! Wir sind froh, dass wir das geschafft haben!“, so die leidenschaftlichen Worte von Pastor Willi Josef Platz während seiner Ansprache und Predigt zum Orgelfest mit der Einweihung der Paschen-Orgel in der zauberhaften Kirche St. Martinus von Borr, einem Juwel in der Kölner Umgebung. Auch wenn der Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser mit dem ersten Orgelpfeifen-Kauf ein Zeichen setzte, so musste die 380-Seelengemeinde von Borr doch ganz allein 45.000 € aus der Erde stampfen, um sich die gewünschte Orgel in ihre Pfarrkirche einbauen lassen zu können. Bei dem Instrument handelt es sich um eine ganz besondere Gelegenheit, die man nicht verpassen wollte. So initiierte der engagierte Kirchenorganist und Unterhaltungsmusiker Donatos Haus, der gleich in sechs Kirchen zur Messe spielt, gemeinsam mit vielen Freunden und Kollegen die Spendenaktion mit einzelnen Orgelpfeifen. Und die ländlichen Bewohner ließen sich bei Gott nicht lumpen! Es gab einzelne Spender, die gleich 56 Pfeifen auf einmal spendeten. Darunter auch Johannes Kuhn, der das gesamte Spitzprinzipal Zweifuß mit 56 Pfeifen für seine Frau Angelika Bär in Patenschaft übernahm. Seitdem heißt das Register auch „Angelika Zweifuß“. Damit aber nicht genug der Spitzfindigkeiten. Der Orgelbaumeister und Harmoniumbauer Björn Daniel Reich, der die gesamte Installation und den Umbau vornahm, wurde kurzfristig zum „Harmoniumumbauer“ umbenannt. In der ganzen Umgebung gibt es kaum eine Person, die sich nicht ehrenamtlich für die Orgel engagiert hat.
Feierliche Einweihung mit dem „Orgelbier“. Copyright: Andrea Matzker
Aber nun war guter Rat teuer, denn es fehlten noch 10.000 €, um den Deal perfekt zu machen. Also setzte man sich in einer Garage der Braufreunde zusammen und kreierte ein Bier, das in der Folge als das sogenannte Orgelbier durch Spenden die noch fehlenden 10.000 € einbringen sollte. Brauereimeister und Biersommelier Klaus Keller entschloss sich kurzerhand, 650 Liter unentgeltlich speziell zugunsten der Orgel zu brauen. Es entstand ein sogenanntes Craft-Bier, ein Wieß, wie das Kölsch ursprünglich bis 1920 ungefiltert auch hieß. Ausgezeichnete Hopfensorten wie Mandarina Bavaria kommen darin zum Tragen und geben dem Trank eine ganz besondere Note, gemäß dem Motto der gesamten Aktion “Sei eine Note in Gottes Melodie“.
Sie tranken das erste „Orgelbier“ für den karitativen Zweck: Domorganist Ulrich Brüggemann, Astrid Krahforst, Organist und Initiator Donatos Haus, Orgelbaumeister Björn Daniel Reich. Copyright: Andrea Matzker
Einziger Wermutstropfen bei dem gelungenen Orgelfest war, dass der ausdrücklich eingeladene Ehrengast Rainer Maria Kardinal Woelki der Einladung nicht folgen konnte, zumindest um das Bier zu probieren. Außerdem wäre die Idee ja auch nicht fernliegend, damit eine Erzbischöfliche Privatbrauerei zu gründen, womit alle Beteiligten freudig und lachend einverstanden wären.