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KÖLN/ Bios Inn: Erstklassige Premiere des Musicals EFFI BRIEST in Köln

19.11.2023 | Operette/Musical

Unerwartete Überraschung

Erstklassige Premiere des Musicals Effi Briest in Köln (17.11.2023)

Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger

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EFFI Elisabeth von Plotho, gemalt von Emil Hartwich. Foto: Andrea Matzker

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Effi Premiere. Die verwandten Seelen. Effi und Major von Crampas. Foto: Andrea Matzker

Was braucht man für ein gutes Musical? Zu allererst eine hitverdächtige Komposition, dann aber hervorragende Darsteller von den Hauptrollen bis zu den Nebendarstellern, beste Organisatoren, einen großartigen Dirigenten, mitreißende Choreografie, Gesangscoaches, professionelle Technik und einen wirklich geeigneten Veranstaltungsraum. Aber das ist längst noch nicht alles! Monatelanges, ja in diesem Fall – allein schon wegen Corona – jahrelanges, intensives Engagement, Begeisterungsfähigkeit aller Beteiligten, Verzicht auf viel Freizeit, Eigeninitiative bezüglich Kostüm, Maske und Bühnenbild und Vieles mehr. Kaum zu glauben, dass es all dies gebündelt in Köln Bickendorf tatsächlich gibt!

Als der auf Musik spezialisierte, sehr bekannte Architekt Dr. Kaspar Kraemer 2016 eine Mehrfunktionshalle mit dem Namen Bios Inn auf der Rochusstraße erbaute, ahnten höchstwahrscheinlich noch nicht so viele Kölner, dass dies eine der geeignetsten Veranstaltungsräume sein würde, um Konzerte verschiedenster Natur aufführen zu können. Der rechteckige Raum, mit Holz getäfelt, bietet eine hervorragende Akustik und Bestuhlung für mindestens 200 Personen. Es gibt ein einladendes Foyer, das in diesem Fall als Podium für die Orchestermitglieder diente, und viele weitere Räumlichkeiten. Vor allem aber kann man diesen Raum hervorragend belüften, indem die eine Front ganz einfach geöffnet werden kann. Idealer geht es nicht.

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Wilfried Kaetz und die beiden Komponisten Christian Dellacher und Philipp Polzin. Foto: Andrea Matzker

Dazu kommt aber noch der Motor des Ganzen: Seit rund 30 Jahren wirkt der Vollblutmusiker und Kirchenorganist Wilfried Kaets an der gegenüberliegenden Kirche und Schule und hat mit dem Jugendchor Sankt Rochus, seinem Baby, bereits die verrücktesten Konzerte und Kunst-Ausstellungen ins Leben gerufen und verwirklicht. Sämtliche Teilnehmer haben das gesamte Bühnenwerk ehrenamtlich auf die Beine gestellt. Warum wird nicht einmal von diesen phänomenalen Entwicklungen im Rahmen der katholischen Kirche gesprochen, als immer nur von anderen, leider höchst negativen Begleiterscheinungen?

Nun zum Sujet. Erst kürzlich sagte der amtierende französische Botschafter: „Was bei uns die Madame Bovary ist, ist bei Ihnen die Effi Briest.“ Dies dürfte genügen, um klarzustellen, dass Effi Briest eine der bedeutendsten Frauengestalten der deutschen Literaturgeschichte ist. Dass bisher noch niemand anders auf die Idee kam, dieses wirklich allgegenwärtige, und heute schon fast wieder so intensiv wie damals existierende Thema als Musical zu vertonen, ist an sich schon wunderlich. Umso mehr ist es zu respektieren, dass die zwei Komponisten Christian Dellacher und Philipp Polzin 297 Partiturseiten mit aufeinanderfolgenden, durchweg hitverdächtigen Songs und Kompositionen schufen.

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Effi-Premiere. Hauptdarstellerin Jette Kruchen als Effi. Foto: Andrea Matzker

In zweieinhalb Stunden wird das gesamte Leben und die komplette Tragik der Situation ausgezeichnet und verdichtet dargestellt, sodass jeder die verschiedenen Charaktere Fontanes einleuchtend verstehen kann. Die Fesseln, die Frauen damals angelegt wurden, existieren auch heute noch, egal in welchen Schichten. Das erfahren wir jeden Tag. Wie bereits damals die mutige Hauptdarstellerin mit dieser schweren Aufgabe fertig wurde, wird treffend wie berührend dargestellt und interpretiert. Jeder kann die schwierige Problematik verstehen.

effi premiere doro und bömmel lückerath, wilfried kaetz, anke und henning krautmacher sowie die zwei komponisten christian dellacher und philipp polzin foto andrea matzker p5450541

Effi-Premiere: Doro und Boemmel Lueckerath, Wilfried Kaetz, Anke und Henning Krautmacher sowie die zwei Komponisten Christian Dellacher und Philipp Polzin. Foto: Andrea Matzker

Am kommenden Wochenende, Freitag, Samstag und Sonntag, haben die Kölner noch einmal die Chance, diese mitreißende Aufführung erleben zu können, und es wäre schön, wenn es noch weitere Möglichkeiten dazu gäbe.

 

Andea Matzker/ Dr. Egon Schlesinger

 

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