KÖLN: 50 Jahre Römisch-Germanisches-Museum (RGM) in Köln
Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger
RGM, das derzeitige Ausweichquartier in der Cäcilienstraße. Foto: Andrea Matzker
Vom 28. Februar bis zum 20. März 2024 (mit Ausnahme vom 29. Februar und dem 11. März) zeigt das Römisch-Germanische-Museum im Festsaal seines derzeitigen Ausweichquartiers, dem Belgischen Haus, zu seinen Öffnungszeiten (Mi. bis Mo., 10-18 Uhr) die mit ca. 50 Fotos knappe, aber prägnante und eindrucksvolle Fotopräsentation mit dem Titel „50 Jahre RGM“. Anlass ist der 50. Geburtstag des Museums, das am 4. März 1974 nach unterschiedlichen Ausstellungsorten und fünfjähriger Bauzeit endlich sein Zuhause um das Dionysos-Mosaik aus dem dritten Jahrhundert und das Poblicius-Grabmal aus dem ersten Jahrhundert am Roncalliplatz im Schatten des Doms gefunden hatte.
Nun ist das Museum wegen Sanierungsarbeiten wiederum seit fünf Jahren geschlossen, aber das berühmte „Fenster in die Römerzeit“, durch das man von der Domplatte aus Tag und Nacht immer noch auf diese zwei berühmten Schätze Kölns blicken kann, ist derzeit noch in Funktion. Bis 2019 hatte das beliebte Museum über 20 Millionen Besucher, die auf ca. 4500 m² Ausstellungsfläche Funde aus mehr als 100.000 Jahren rheinischer Kulturgeschichte studieren konnten.
RGM-Direktor Prof. Dr. Markus Trier erläutert die Endlosschleife der Fotodokumentation. Foto: Andrea Matzker
Unvergesslich, ja geschichtlich bedeutsam ist der Weltwirtschaftsgipfel im Juni 1999, bei dem die mächtigsten Männer der Welt auf dem Dionysos-Mosaik, geschützt durch eine dicke Acrylglasplatte, unter den Augen vieler Neugieriger, die sich an den Scheiben die Nasen platt rückten, festlich tafelten. Unter den Staats- und Regierungschefs der G8-Staaten waren neben Kanzler Schröder Clinton, Chirac, Blair, Jelzin, D‘Alema und andere bedeutende Politiker.
Doch gab es auch traurige Tatsachen und internationale Berichterstattungen um das Dionysos-Mosaik herum, denn acht Jahre später, im Jahr 2007, richtete der Orkan Kyrill durch herumfliegende Budendächer große Schäden an diesem geschichtlichen Denkmal an, die aufwändig über lange Zeit hindurch von internationalen Spezialisten repariert werden mussten. 1941 war das Mosaik zufälligerweise beim Bau des Dombunkers entdeckt worden und stellt nach wie vor – mit oder nach dem Kölner Dom – das höchstwahrscheinlich für die Geschichte der Stadt Köln bekannteste Kunstwerk dar.
Aber auch das Grabmal des Lucius Poblicius sorgte für großes Interesse bei Historikern und Besuchern des Museums. Ursprünglich wurde es von den Brüdern Josef und Heinz Gens zufällig in der Nähe des Chlodwigplatzes gefunden und erst später in das Museum aufgenommen, das deshalb extra erhöht werden musste, denn das fast 15 m hohe Grabmal passte ansonsten nicht in den schlichten und querliegenden Kubus-Bau. Seitdem wurde das RGM auch scherzhaft unter den Kölnern „Käseglocke“ genannt.
Entgegen der Annahme vieler fand allerdings eine der spektakulärsten Ausstellungen, die es jemals in Köln gab, nicht im Römisch-Germanischen-Museum statt, sondern im Kölner Stadtmuseum. 1980 besuchte die berühmteste Totenmaske der Welt, die originale Goldmaske des Tutanchamun, die Stadt und sorgte vier Monate lang für echten Aufruhr, denn die Warteschlangen durchzogen täglich das gesamte Zentrum. Seit dieser Tournee, denn die Maske wurde damals ausnahmsweise auch in vier anderen deutschen Städten ausgestellt, sollte sie Kairo scheinbar nie mehr verlassen, um außer Landes ausgestellt zu werden.
Ein weiteres Diner im RGM bleibt bis heute in der Erinnerung aller Beteiligten. Am Eröffnungsabend zur Ausstellung der 1000 Trash People auf dem Roncalliplatz von HA Schult im Jahre 2006, zu der über 1 Million Besucher gepilgert waren, fand mitten in den Artefakten der ersten Etage des Museums unter dem römischen Bogen ein festliches, gesetztes Diner statt, an dem neben all den Honoratioren der Stadt und Nordrhein-Westfalens auch europaweit bekannte, vielfach ausgezeichnete Goldschmiede teilnahmen, die zu dieser Zeit ein bedeutendes Treffen mit Preisverleihungen in Köln hatten. Die Muse des Künstlers, Elke Koska, hatte die verschiedenen Gänge des Menüs extra zu diesem Abend kreiert und zusammengestellt. Die einzelnen Gänge wurden kunstvoll angerichtet und auf bunten Tellern mit Blumen und Früchten kredenzt. Man kam sich vor wie im alten Rom. Selbst die in der ewigen Stadt ansässigen und daher verwöhnten Gäste des Abends waren begeistert und sprechen noch bis heute von diesem Abend.
Voraussichtlich bleibt das Römisch-Germanische-Museum noch bis 2028 im Belgischen Haus an der Cäcilienstraße und kann dann nach abgeschlossenen Sanierungsarbeiten hoffentlich wieder an seinen Ursprungsort zurückziehen. Das berühmte Diatretglas ist dort jederzeit zu besichtigen. Ein absolutes Positivum dieses Interimsquartiers ist, dass der herrliche, holzgetäfelte Festsaal der ersten Etage, der durch den damaligen Brand zum Glück nicht betroffen war, von den Museumsangehörigen sehr oft genutzt wird. Laut Direktor Prof. Dr. Marcus Trier „steppt dort der Bär“.