Edith Kneifl & Stefan Gergely:
DIE SATANSBRAUT
Ein Waldviertel-Krimi
208 Seiten, Haymon Taschenbuch, 2014
Krimi-Lady Edith Kneifl hat wieder einen Ortswechsel unternommen. Sie ist nicht mehr im Wien um 1900 mit ihrem Detektiv Gustav Karoly. Sie ist auch nicht mehr mit ihrer rothaarigen Halb-Zigeunerin Katharina Kafka in Wiens Bezirk Margareten unterwegs. Von dort hat sie allerdings einen Co-Autor mitgenommen, den (realen) Gastronomen Stefan Gergely. Gemeinsam sind sie in eine – wegen der Wackelsteine und der dort herumirrenden Esoterik-Gurus – derzeit sehr populäre Region gezogen. Ihr erster „Waldviertel-Krimi“ trägt den Titel „Satansbraut“, man weiß allerdings nicht ganz, auf wen er sich bezieht.
Auf die Hauptperson der Geschichte, eine höchst schräge, nicht mehr ganz junge Gräfin Elsa von Kuenring (welch ein Name!)? Sie und ihre drei Getreuen aus der Schulzeit (und selbstverständlich alle ihre einstigen Verehrer), ein Pfarrer, ein Arzt und ein Donauschiff-Kapitän, ergeben eine Art privater „Soko Waldviertel“ und sind zweifellos auf Fortsetzung angelegt.
In diesem Fall liegt ein nackter Jüngling auf einem Waldviertel-Opferstein, tot. Er war der aufstrebende örtliche Pop-Star. In einer Welt, wo jeder jeden kennt und der Klatsch sich spinnennetzartig verzweigt, geht die Gräfin auf Mördersuche.
Anregendes Detail am Rande: die Autoren mögen die Gegend (die auch mit einer handgezeichneten Karte am Ende jenen Orientierungshilfe leistet, die dort nicht so souverän zuhause sind). Sie schildern landschaftliche Schönheit und sind ganz offensichtlich begeisterte Genießer der dortigen Küche, denn auch da bekommt man (zumindest lesend) immer wieder etwas „das Wasser im Mund zusammen laufen Lassendes“ geschildert. Überhaupt sind die Beobachtung einzelner Figuren des Puzzles am interessantesten.
Der Krimi an sich ist nicht übertrieben spannend, und dass am Ende der Unsympathischste dann der Mörder ist… nun ja. Bei der Fortsetzung sollten die Autoren darauf achten, dass sie ihr Quartett ein bisschen stärker ziselieren: Neben der Gräfin bleiben ihre Mit-Krimineser nämlich verhältnismäßig blass, dabei könnten Pfarrer, Arzt und Donaukapitän (von dem man nur erfährt, dass er eine Art Weiberheld ist) auch einiges hergeben. Die Gräfin, die sich mit einem coolen „Fahrt zur Hölle!“ von den Bösen (und Lesern) verabschiedet, ist schon deutlich genug gezeichnet.
Renate Wagner