3.7.2021 Klosterneuburg „La Forza Del Destino“
2021 Klosterneuburg „La Forza Del Destino“
Karina Flores (Leonora). Foto: operklosterneuburg/Mark Glassner
Die Oper Klosterneuburg hat aus bekannten Gründen mit einem Jahr Verspätung Verdis Meisterwerk zur Aufführung gebracht. Mit sehr viel Engagement wurde eine beachtliche Produktion auf die Bühne gestellt, bis vor kurzem mit dem Risiko, gar nicht oder nur vor wenigen Zuschauern spielen zu dürfen. Das Risiko hat sich gelohnt, unter den zu 70% erlaubter Auslastung anwesenden Opernfreunden gab es einhellige Zustimmung, wenn man von einem einsamen Buhrufer, dem der Tenor nicht gefiel, absieht.
Julian Pölsler inszenierte das Werk fernab der Kriegsromantik, das Bühnenbild von Hans Kudlich konnte für alle Szenen mittels mobiler Wandelemente das passende Umfeld liefern. Andrea Hölzls Kostüme waren dem Geschehen entsprechend gewählt und boten dem Auge Ersprießliches. Die Beethoven-Philharmonie unter dem sehr aufmerksam und kompetent dirigierenden Christoph Campestrini bot eine für diesen Rahmen beachtlichen musikalischen Klangteppich. Wenn man bedenkt, dass in dieser Oper ein großes Orchester mit ganz anderen Möglichkeiten an Raumklang erforderlich ist, kann man mit der Darbietung der Musiker höchst zufrieden sein. Das Ensemble war sehr gut und zusammenpassend gewählt worden.
Keiner der Protagonisten versuchte, seine Stärken in den Mittelpunkt zu stellen, das Teamwork war ausgezeichnet. Karina Flores war als Leonora eine tragende Säule des Ensembles. Ihr warm timbrierter Sopran bot alles, was man in dieser schwierigen Partie sucht: Ausdruckskraft, Durchsetzungsvermögen, sichere Spitzentöne und auch zarte Pianokultur. Zurab Zurabishvili sang den Alvaro mit größtem Einsatz seiner kräftigen und gut geführten Stimme, mit einer ausgezeichneten Mittellage, die Höhen sind allerdings seine Sache nicht, da kämpfte er um jeden Halbton nach oben, gelegentlich erfolglos. David Babayants als Don Carlo bemühte sich um eine saubere Linie, Mittellage und Tiefe wären allerdings ausbaufähig. Außerdem mangelt es ihm an Temperament, man glaubte ihm in keinem Moment den rachewütigen Gegenspieler des Alvaro. Ausgezeichnet sang Matheus Franca den Pater Guardian. Sein weicher Bass war vor allem in der Tiefe beeindruckend. Margarita Gritskova war als Preziosilla eine Augen- und Ohrenweide. Ihr kraftvoller und in der Höhe strahlender Mezzo war ein Höhepunkt des Abends. In der kleinen aber wichtigen Rolle des Fra Melitone konnte Marin Pop gut gefallen. Der Chor Operklosterneuburg war in dieser Oper sehr gefordert und überwiegend taktgenau am Werk.
Margarita Gritskova (Preziosilla). Foto: Operklosterneuburg/ Mark Glassner
Ein erfreulicher Beginn eines Kultursommers, dem hoffentlich weitere Lichtblicke folgen werden.
Johannes Marksteiner