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KLOSTERNEUBURG/ Operaklosterneuburg/ Stiftshof: LA FORZA DEL DESTINO

14.07.2021 | Oper in Österreich

Klosterneuburg/ Stiftshof:   : „LA FORZA DEL DESTINO“ am 13. Juli 2021

Verdi im Stift Klosterneuburg: Düsteres Seelendrama mit einigen Leerstellen  | kurier.at
Karina Flores. Foto: Lukas Beck/operklosterneuburg

  Es war eine Freude Verdis „La forza del destino“ im wunderschönen Stiftshof ohne Um- oder Neudeutungen, Aktualisierungen oder sonstigen, anderen Ärgernissen zu erleben!  Der Dank dafür geht primär an Intendant Michael Garschall, und an Julian Roman Pölsler , dem im Großen und Ganzen eine sehr schlüssige Inszenierung gelungen ist. Das äußerst praktikable, rasch und zweckmäßig veränderbare Bühnenbild hatte Hans Kudlich besorgt, wobei nur das große Kreuz, daß das Schlussbild prägt etwa aus Kerzen stimmungsvoller gewirkt hätte, als das – zwar gelbe – Neonlicht. Aber das waren vernachlässigbare Kleinigkeiten. Hervorragend, wie ich mich nicht erinnern kann es jemals vorher schon so gut gesehen zu haben, hatte Pölsler die Schlacht  die zur Verwundung Alvaros und dem folgenden Duettino führt, in Szene gesetzt! Bravo! Die Kostüme, die zeitlos und reine Phantasie waren (Andrea Hölzel )waren überwiegend  akzeptabel und wenigstens nicht störend.

     Geboten wurde eine stark gekürzte Fassung, die mir als „Forza“ – Liebhaber teilweise schon Pein verursachte: sehr rigoros wurde da der Rotstift angesetzt, andererseits in der Tradition unübliche Wiederholungen ( zum Beispiel beim „Buona notte“ im zweiten Bild) ausgeführt. Ob dies  alleine auf Christoph Campestrini ankam entzieht sich meiner Kenntnis. Er begann mit der Ouverture zwar recht flott und vielversprechend, konnte aber dieses Niveau leider nicht durchgehend halten, nahm teilweise eigentümlich langsame tempi und konnte vor allem in den Rezitativen  die Sänger nicht unterstützen, geschweige denn Akzente setzen. Die „Beethoven Philharmonie“ machte ihre Sache sehr gut, produzierte klangvollen Verdi-Klang, der Chor der Oper Klosterneuburg entledigte sich seiner Aufgabe zufriedenstellend, daß er manchmal aus dem Off zu laut klang, kann nicht ihm, sondern muss dem  Dirigenten angelastet werden.

    Als Leonore bot die Russin Karina Flores ( der man die ganze erste Arie im ersten Bild gestrichen hatte ) eine Weltklasseleistung! Mit rundem, sattem Ton zeichnete sie eine Leonora von beseelten piani bis zum dramatischen Ausbruch mit glanzvollen Höhen, technisch hervorragend, ohne jegliche Schärfen führte sie ihren Sopran durch die anspruchsvolle Partie. Dazu kommt bei der Frau eine natürliche Bühnenpräsenz und gutes Spiel, das zusammen großartigen Effekt bot. Zu Recht wurde sie am Ende  gefeiert ( nach der „Pace“-Arie“ wurde ihr üblerweise der Applaus praktisch „gestohlen“, weil sie die Bühne mit ihrem letzten Ton durch eine Türe verlassen musste  – das wäre nach dem Applaus problemlos auch zu bewerkstelligen gewesen! ). Ohne Vorbehalte an sie heran kam auch die Preziosilla von Margarita Gritskova! Exzellent  meisterte sie mit ihrem nach oben und unten scheinbar grenzenlosen Mezzo diese eher undankbare Rolle, an der schon viele berühmte Kolleginen gescheitert sind oder peinlich wirkten – brava! Bei meinen bisherigen sehr vielen „Forzas“ gab es nur drei , die vorbehaltlos überzeugten – Luciana D`Intino, Bruna Baglioni und Kristina Kolar – nun sind es vier!

    Zur Habenseite des Abends trug auch Zurab Zurabishvili als Alvaro bei. Obwohl eher „lirico“ als „spinto“ durchmaß er die fordernde Partie – mit einem kleinen, verzeihbaren „Ausrutscher“ – souverän. Sein Tenor bietet Wohlklang und auch Strahlkraft, er phrasiert gut – auch bekanntere Kollegen agieren auf der Bühne eher „gemessenen Schrittes“. Eine absolut erfreuliche Wiederbegegnung.  Obwohl mit eher hellem Timbre ausgestattet, konnte Marian Pop dem Melitone auch stimmlich absolut treffliches  Profil verleihen, und als Persönlichkeit heitere Akzente setzen. Die perlenden Läufe machten ihm keine Schwierigkeiten, von den „dunklen Stimmen“ gebührt die Krone eindeutig ihm! Vom Material her wurde Matheus Franca durchaus von der Natur gut bedacht  – leider klingt der Stimmsitz so weit hinten, dass er bei einigen Passagen in Schwierigkeiten kommt , die Diktion darunter leidet, und er weit besser abschneiden könnte. Der Großteil des Publikums schien aber offenbar trotzdem zu Frieden. Auch David Babayants als Don Alvaro konnte nicht gerade überzeugen, Sein trockenes Organ klang ein wenig einförmig und die hohen Töne ließen wenig Glanz vernehmen, obwohl er sich im Klosterduett dann mächtig zusammen nahm und er auch ausdrucksmäßig besser wurde.

     Positiv auffallen durch klangvolle, exakte Phrasen konnte Lukas Johan als Alcalde und Chirurgus, Anja Mittermüller war die Curra.

     Ein sehr stimmungsvoller Abend, großes Publikumsinteresse , am 28. Juli wird sogar noch eine Vorstellung eingeschoben. Achtung an Interessierte:   obwohl pressemäßig von „restlos ausverkauft“ getrommelt wird, sind davon nur die „Hauskarten“ ( also bei Schlechtwetter auch in der Babenbergerhalle gültig ) betroffen. „Schönwetterkarten“ gibt es an der Abendkasse genug – fast hätte ich mich auch abschrecken lassen , es wäre sehr schade gewesen..!

 Michael Tanzler

 

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