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KLOSTERNEUBURG/ NÖ/ operklosterneuburg): LA BOHÈME . 2. Vorstellung/ Freiluftpremiere

am 12.7. (Stefanie Brunner)

14.07.2022 | Oper in Österreich

Die operklosterneuburg zeigte stimmungsvolle „La Bohème“ (12.7.2022)

Camille Schnoor und Clemens Kerschbaumer ein tolles Liebespaar

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Camille Schnoor, Clemens Kerschbaumer. Foto: Roland Ferrigato

Einen Riesenerfolg feierte heuer von 9. Juli bis 5. August Giacomo Puccinis populäres Meisterwerk „La Bohème“ als Produktion der von Intendant Michael Garschall souverän geleiteten operklosterneuburg. Pech gab es nur bei der Premiere, als die Solisten und Gruppen massenweise gemeinsam mit dem Publikum aus dem Hof in die wenig einladende Babenbergerhalle übersiedeln mussten…

Wir hatten das Glück, die zweite Aufführung des Werkes (12.7.) genießen zu dürfen, dies bei optimalen äußeren Bedingungen. Den ersten Eindruck liefert das imposante, viel Raum für Aktionen vorsehende Simultan-Bühnenbild Hans Kudlich. Mit dem dritten Schauplatz haben es Kudlich und das Publikum nicht leicht, weiß man doch nicht so recht, dass wir uns an der Zollgrenze von Paris befinden. Kudlich ist, wie wir von vielen Ausstattungen für große und kleine Räume des Volkstheaters in den Außenbezirken wissen, ein Mann, der auch wie diesmal beim Simultanbau, von den Handlungssträngen geleitet wird.

Als grandiose Einspringerin kam die überwiegend in Deutschland erfolgreiche französische Sopranistin Camille Schnoor für die Partie der Mimì schon bei der Premiere im Haus zum Einsatz. Unser Eindruck: Schnoor ist eine geradezu ideale Partnerin für den Publikumsliebling Clemens Kerschbaumer, dessen lyrischer Tenor ideal zur Ausdruckskraft seiner Partnerin passt.

Wie alle anderen Sänger profitiert das genannte Paar von der Natürlichkeit der Entfaltung ihrer Stimmen, wobei sich bis zum letzten Akt bis hin zum Tod Mimìs und der Reaktion Rodolfos das Fehlen jedweder Verstärker erfreulich auf das Hörvergnügen der Opernfreude auswirkt.

Dank der Personen-Regie des zum dritten Mal in der operklosterneuburg erfolgreichen französischen Regisseurs François de Carpentries ist das zweite aus anderen Gründen komplizierte Liebespaar voll spannender Effekte. Thomas Weinhappel als Maler Marcello und Aleksandra Szmyd als Musetta – grandios ihr Walzer vor dem Café Momus! – bleiben sich an dramatischen Vorwürfen nichts schuldig, ehe im Schlussbild Musetta ihren wahren Charakter offenbart. Wunderbar! Aleš Jenis als Musiker Schaunard ist der zweite ausgezeichnete Bariton, ‚Bassist Dominic Barberi hatte mit der Mantelarie einige Probleme. Marc Olivier Oetterli hatte mit den Partien des Hausherrn Benoît, des Musetta-Liebhabers Alcindoro und des Zollwächters weniger Mühen, als ihm das Libretto von Guiseppe Giacosa und Luigi Illica eigentlich gebietet.

Am Pult der in Baden beheimateten Beethoven Philharmonie mit dem stets präsenten Konzertmeister Hartmut Ometzberger und das Chores operklosterneuburg unter dessen Leiter Michael Schneider steht Maestro Christoph Campestrini, der die Akustik des Hofes, geschickt mit den von Puccini geforderten Ansprüchen verbindet, wobei die Sängerfreundlichkeit bei Freiluft-Bedingungen sowieso selbstverständlich ist.

Die auch mit großen Ballett-Kompanien arbeitende Choreographin Monia I. Rusu-Radman leitet Liviana Degen als Tänzerin des Todes souverän durch das Geschehen. Das Publikum gab sich bei der Freilicht-Premiere sehr zufrieden.

Für nächstes Jahr kündigt Langzeit-Intendant Michael Garschall eine weitere extrem populäre Oper für Klosterneuburg an: Giuseppe Verdis „Don Carlo“ wird am 8. Juli 2023 hoffentlich als Freiluft-Ereignis zu einem neuen Triumph der natürlichen Stimmen führen.

S.B.

 

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