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KLOSTERNEUBURG/ Kaiserhof: RIGOLETTO – fliegender Wechsel des Titelhelden. Premiere

04.07.2015 | Oper

RIGOLETTO: FLIEGENDER WECHSEL DES TITELHELDEN(4.7.2015)

Klosterneuburg Plakat

Selten waren die Rahmenbedingungen besser – ein sternklarer, milder  Sommerhimmel, keinerlei Gewittergefahr, eine Super-Besetzung- und doch. Es schien, als läge ein Fluch auf der Vorstellung des Rigoletto – ein Stück, das ursprünglich „Der Fluch“ heißen hätte sollen. Die erste Verdi- Premiere im barocken Innenhof von Klosterneuburg war alles andere als eine unvergessliche „Opern-Sternstunde“. Der Sänger der Titelpartie, der Italiener Paolo Rumetz war deutlich indisponiert, schon im großen Duett mit Gilda (der wunderbaren Daniela Fally) versagte die Mittellage, die Höhe war angeschlagen und in der Pause kam es zum „fliegenden Wechsel“ zu dem in Belgrad geborenen Bariton Nikola Mijailovic. Doch der Cover war nicht „eingesungen“, wirkte ebenfalls leicht überfordert. Und auf der Strecke blieb Verdi! Dabei hatte so mancher ein „Deja vu“-Erlebnis der besonderen Art. Bei der jüngsten Staatsopernpremiere des Rigoletto hatte der Sänger der Titelpartie Simon Keenlyside bei der Generalprobe in der Wiener Staatsoper einen ähnlichen „Fliegenden Wechsel“ zu Paolo Rumetz vorgenommen. Und bei der Premiere sang dann der Cover Paolo Rumetz. Abgesehen vom  Pech mit dem Titelhelden, der seit Wochen an einer Stimmband-Entzündung litt, bot Klosterneuburg und sein Intendant Michael Garschall eine optisch exzellente Inszenierung von Thomas Enzinger. Vor allem die Ausstattung von Toto war phantasiereich und passte sich ideal dem Rahmen an. An der Personenführung – sie schwankt zwischen Slap-Stick, Symbolismus (Vogelgerippe) und Neo-Realismus – müsste man doch einiges kritisieren. Immerhin: sowohl die Gilda von Daniela Fally wie der Herzog – Arthur Espiritu waren eine wahre Freude. Die österreichische Koloratur-Sängerin hat zu Zerbinetta und Fiaker-Milli eine neue „Traumrolle“ hinzugefügt, die sie  hoffentlich bald auch an der Staatsoper singen wird. Die Arie war beseelt, die Stretta singt sie hinauf. Die Gewitterszene wird mit Anstand gemeistert. Ein höhensicherer, lyrischer Herzog war der auf den Philippinen geborene Tenor Arthur Espiritu. Die Stimme ist kopfton-reich, der Vortrag voll Elan und die optische wie akustische Gesamtwirkung ausgezeichnet.

Auch über den Dirigenten der Vorstellung – Christoph Campestrini – lässt sich kein abschließendes Urteil abgeben. Der Dirigent versuchte zu retten, was zu retten war, er hatte ja nicht mit allen Sängern seine liebe Not und einen jungen, spielfreudigen Chor zu Verfügung  – Chor der operklosterneuburg ( Leitung  Holger Kristen). Vom restlichen Ensemble fiel posititiv auf: Ilseyar Khayarullova als laszive Maddalena, Luciano Batinic als zu „braver“ Sparafucile, Ievgen Orlov als  eindrucksvoller Monterone und der hinreißende Marullo des Thomas Weinhappel – er ist wirklich der „Drahtzieher“ der Herzog-Exzesse im Stil der Gilda-Entführung. Nächstes Jahr spielt man Cavalleria und Bajazzo. Verflucht wird also weiterhin!

Peter Dusek

 

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