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KLOSTERNEUBURG/ Kaiserhof des Stiftes: DON CARLO. Höhepunkte bei der Dernière von Verdis „Don Carlo“ in der Oper Klosterneuburg

07.08.2023 | Oper in Österreich

Höhepunkte bei der Dernière von Verdis „Don Carlo“ in der Oper Klosterneuburg (06.08.2023)

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Margarita Gritskova, Thomas Weinhappel, Arthur Espiritu. Foto: Lukas Beck

Die Oper Klosterneuburg konnte einen bemerkenswerten Erfolg verzeichnen, als Giuseppe Verdis „Don Carlo“ das Publikum im Kaiserhof des Stifts Klosterneuburg ein letztes Mal begeisterte. Trotz widriger Witterungsbedingungen war die Aufführung Sonntagabend, so wie alle vor ihr, restlos ausverkauft.
Schon bei den ersten Klängen wurde es warm im Publikum, das, in warme Decken und Schals gehüllt, eng zusammengerückt war, um der “Augustkälte” zum Trotz diese Dernière des vielgefeierten Don Carlo zu sehen.

Der Kaiserhof des Stifts Klosterneuburg, das einst zum “Österreichischen Escorial” umgebaut werden sollte, bietet den optimalen Spielort für eine Oper, die die Verflechtungen von kirchlicher und weltlicher Macht thematisiert. Vielleicht war Don Carlo deswegen schon länger auf der Wunschliste des Intendanten Michael Garschall.

Hans Kudlichs Bühnenbild, das die bedrückende Stimmung am düsteren spanischen Hof des 16. Jahrhunderts eindrucksvoll widerspiegelte, harmonierte nur allzu gut mit den Wolken, die sich am abendlichen Himmel zusammenzogen. Leider sorgten diese schon bald nach Beginn auch für eine Unterbrechung der Aufführung, da um die heiklen Instrumente gebangt wurde.

Die Stimmung im Publikum blieb dennoch hervorragend, es wurde gespaßt, und ob eines musikalisch so geglückten Auftakts freute man sich nach einem kurzen Beine-Vertreten auf dem Vorplatz des Stifts auf die Fortsetzung.

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Günther Groissböck, Karina Flores. Foto: operklosterneuburg/Lukas Beck

Unter der Regie des international renommierten Bassisten Günther Groissböck, der auch selbst als beeindruckender Phillip II. brillierte, kamen die gesanglichen Stärken hervorragend zur Geltung.

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Foto: operklosterneuburg/Lukas Beck

Die herausragenden Darbietungen unterstrichen wiederholt, dass die Oper Klosterneuburg mit hochkarätigen Besetzungen arbeitet: Karina Flores, die schon 2021 als Leonora in “La Forza del Destino” zu sehen war, bezauberte als Elisabeth de Valois mit herzerwärmenden Arien. Arthur Espiritu gab einen kraftvoll leidenden Don Carlo. Margarita Gritskova berührte in der Rolle der intriganten und schließlich geläuterten Prinzessin Eboli, Thomas Weinhappel spielte einen großartigen idealistischen, zwischen Freiheit und Pflicht gefangenen Marquis de Posa und Matheus França sorgte als unheimlicher Großinquisitor für Gänsehaut.

Die Beethoven Philharmonie verlieh unter dem Dirigat Christoph Campestrinis der Partitur emotionale Tiefe und betonte den Machtkampf zwischen Kirche und Krone. Andrea Hölzls facettenreiche Kostüme sowie Lukas Simans raffinierte, weil subtil eingesetzte, Lichtregie ergänzten das Erlebnis.

In dieser bemerkenswerten Inszenierung flossen Kunst, Liebe, Glaube, Macht und Geschichte zusammen, um das Erbe der Oper Klosterneuburg auf beeindruckende Weise fortzusetzen.

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Ausgelassener Schlussapplaus. Besonders freut sich der Dirigent Christoph Campestrini. Foto: operklosterneuburg/Lukas Beck

Trotz der Unterbrechungen durch Wetterkapriolen endete die Vorstellung nur 15 Minuten später als geplant und dafür mit lautstarkem Jubel und Standing Ovations. Die Dernière von „Don Carlo“ wird zweifellos als bedeutender Moment in der Operngeschichte von Klosterneuburg in Erinnerung bleiben.

Laurenz Rogi

 

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