Uraufführung einer Oper in Klosterneuburg: „Der Mozartautomat“ von Paul Hertel (2. Premiere: 28. 9. 2021)
Das Plakat zur Opern-Uraufführung von „Der Mozartautomat“ (Foto: Pandoras Box)
Am 28. September 2021 wurde in der Babenbergerhalle in Klosterneuburg als 2. Premiere die Kammeroper „Der Mozartautomat“ von Paul Hertel uraufgeführt. Es war eine Produktion von Pandoras Box, einem Verein für klassische, moderne und zeitgenössische Musik, die vom Publikum mit großem Interesse aufgenommen wurde.
In der Kammeroper, deren Libretto Claudia Toman verfasste, ging es darum, neue Gedankenwelten und Klangräume zu eröffnen. War das musikalische Genie Mozart vielleicht das Produkt eines Wahnsinnigen, der einen Automaten mit einer heute vergessenen Technik schuf? Also eine künstliche Intelligenz im 18. Jahrhundert?
Der Tod von Wolfgang Amadeus Mozart am 5. Dezember 1791 in Wien gab mancherlei Rätsel auf. Wo und wie wurde er tatsächlich begraben? Die Librettistin Claudia Toman versuchte, mit ihrer Handlung ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen und stellte die Frage: Wer war der Urheber der großartigen Musik – der Komponist oder der Konstrukteur eines Automaten? In zehn Szenen wird das Publikum mit dieser Frage konfrontiert, wobei die handelnden Personen der Arzt Mesmer, der Mozart behandelt hat, der Millionär Deym, der unter anderem eine Automatensammlung besaß, der Totengräber, der Mozarts Leichnam übernahm, die blinde Pianistin Marie Theresia Paradis, die in Mozart verliebt war und von ihm als Komponistin sehr geschätzt wurde, und das Genie Mozart selbst.
Nachdem der Mozartautomat verbrannt ist – hat er überhaupt existiert? – und der Arzt zur Kenntnis nehmen muss, dass alles vielleicht nur ein Traum war, treten im Epilog der Oper nochmals alle Mitwirkenden auf und reflektieren das Wesen des Genies Mozart, dem am Schluss noch ein musikalisches Denkmal mit seiner Musik gesetzt wird.
Szene mit Kevin Elsnig als Mozart und Anete Liepina als Marie Theresia Paradis (Foto: Pandoras Box)
Mit durchwegs erstklassigen Leistungen wartete das Sängerensemble auf. In der Rolle des Arztes Mesmer brillierte der spanisch-argentinische Tenor Pablo Cameselle sowohl stimmlich wie auch darstellerisch durch seine starke Bühnenpersönlichkeit. In Wien wurde er durch seine oftmaligen Auftritte im „Merker-Salon“ sehr bekannt. Ebenso erstklassig der im Kosovo geborene Bariton Gezim Berisha als Millionär Deym. Mit angenehmer Stimme und elegantem Auftreten auch im Publikumsraum bewältigte er seine Rolle auf überzeugende Art und Weise.
Die von der Regie ein wenig „teuflisch“ angelegte Rolle des Totengräbers füllte der österreichische Bass-Bariton Andreas Jankowitsch mit seiner tiefen Stimme wunderbar aus. Auch er hatte eine starke Bühnenausstrahlung. Der junge steirische Countertenor Kevin Elsnig spielte den Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart eher zurückhaltend, wirkte jedoch elegant und besinnlich. Mit strahlender Stimme agierte die junge lettische Sopranistin Anete Liepiņa in der Rolle der Pianistin und Komponistin Marie Theresia Paradis. Nach der zu Mozarts Zeiten sehr berühmten Musikerin Paradis wurde sogar eine Gasse in Wien-Döbling benannt.
Überzeugend auch der Chor des Vereins Pandoras Box. Und zwar nicht nur stimmlich, sondern in vielen Szenen auch tänzerisch. Eine bemerkenswerte Leistung! Für die musikalische Qualität der Aufführung sorgte das Euterpe Frauenorchester unter der Leitung der italienischen Dirigentin Petra Giacalone. Es gelang dem Orchester exzellent, die gefühlvolle und nach Mozart klingende Partitur des Komponisten Paul Hertel in allen Nuancen zur Geltung zu bringen.
Für die künstlerische Leitung der Produktion zeichnete der österreichische Regisseur Stephan Bruckmeier verantwortlich. Durch seine gute Personenführung gelang ihm eine erstklassige Inszenierung. Die zum Teil sehr originellen Kostümentwürfe stammten von Katharina Kappert.
Das von der Vorstellung begeisterte Publikum belohnte am Schluss alle Mitwirkenden mit frenetischem Beifall und vielen „Bravo“– und „Bravi“-Rufen. Es war also die Uraufführung einer Oper, die den Zuschauerinnen und Zuschauern noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Udo Pacolt