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Klaus Billand: Ein persönlicher Nachruf auf Erich Wirl

Ein persönlicher Nachruf auf Erich Wirl

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Klaus Billand mit Erich Wirl. Foto: privat

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Heute wurde Erich Wirl in Wien zu Grabe getragen. Ich kann es noch immer nicht ganz fassen, dass Erich nicht mehr unter uns ist. Er ist über all die Jahrzehnte, die ich nun schon in Wien lebe, zu einem integralen Bestandteil unserer gemeinsamen Opernleidenschaft geworden, die sich früher viel mehr als heute mit großen Erlebnissen beglückte. Ich hatte Erich noch zu meiner Geburtstagsfeier in Wien im Mai eingeladen. Er sagte bedauernd, dass er wegen der „Tannhäuser“-Generalprobe nicht kommen könnte, über die er mir auch gleich berichtete. Vor kurzem sah ich Erich noch einmal als Statist im „Te Deum“ des 1. Akts der „Tosca“ über die Staatsopernbühne ziehen – eine Rolle, die er mit Begeisterung über viele Jahrzehnte ausübte. Er war ein fix extra!

Natürlich habe ich Erich immer bewundert über sein kaum noch als Leidenschaft, ja eher als liebenswürdige Besessenheit zu bezeichnendes Engagement, Autografen von Sängern und Schauspielern zu sammeln. Diese teilte er mit Peter Infeld und Bernhard Wagner, die beide schon vor ihm von uns gegangen sind. Diese drei, aber besonders Erich mit seiner unglaublich umfangreichen und perfekt geordneten Sammlung bis in die 1960er Jahre zurück, wurde zu einer Referenz, wenn die Opern-Szene, und gerade die Wiener, solche Künstlerbilder brauchte und suchte. Immer wieder war davon auch im Neuen Merker zu lesen, und man konnte hier seine Fotos mit den Unterschriften sehen und selbst in Erinnerung schwelgen.

Ich werde nie Erichs Jackentasche vergessen, in der etwa 7-10 verschiedene Farbstifte steckten, um am Bühnentürl, wenn der oder die Angebetete nach der Aufführung herauskam, bloß den richtig haftenden Stift zu haben… Es war auch Gold darunter! Und ebenso wenig vergesse ich seine hochgezogenen Augenbrauen, wenn ich ihm einmal Autografen von einer Reise mitbrachte, die natürlich mit dem falschen Stift, einem banalen Kugelschreiber, unterzeichnet waren. Aber er freute sich dennoch immer herzlich! Erich schenkte mit einst zum Geburtstag einen wunderbaren Bildband über den „Ring des Nibelungen“ in Jugendstil.

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Erich Wirl in Salzburg. Foto: privat 

Erich, du warst ein ganz besonderer Kerl, einer von der Alten Schule und immer mit Herz und Verstand bei der Sache und vor allem der Oper, und immer jung mit frischen und klugen Ansichten. Und einen großen Auftrieb sowie neuen Sinn in deinem Leben gab Dir Deine Barbara, mit der Du so glücklich werden konntest und die Deine Theaterbegeisterung teilte. Ihr wünsche ich viel Kraft in diesen schweren Tagen. Ich werde Dich nie vergessen. Ruhe in Frieden und mit Deinen wunderbaren Erinnerungen aus der Oper und dem Theater!

Dein Klaus, 27. Juni 2025

 

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