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KLAGENFURT / Stadttheater: RUSALKA

06.10.2018 | Oper

Bildergebnis für klagenfurt rusalka
Copyright: Stadttheater Klagenfurt

KLAGENFURT / Stadttheater: RUSALKA am 05.10.2018

Ein glücklicher Zufall hat uns in das intime Stadttheater Klagenfurt zu einer interessanten Produktion von Antonin Dworaks Märchenoper Rusalka geführt. Die Handlung wurde in einer Bildergalerie angesiedelt und die Figuren der Märchenwelt entstiegen den ausgestellten Gemälden und vermengten sich mit den realen Menschen, den Galeriebesuchern, und vermittelten eine durchaus authentische Sichtweise auf die Geschichte von Jaroslav Kvapil. Man kann also sehr wohl die ursprüngliche Handlung räumlich und zeitlich verlegen – wenn man es kann!

Der deutschen Regisseurin Eva-Maria Höckmayr gelang diese Interpretation mit viel Sachverstand, Leidenschaft und Respekt vor dem Werk. Die hervorragende Personenführung unterstützte das Verständnis für die Geschichte und war in jeder Geste und in jedem Auftritt schlüssig. Auch der gute Chor des Stadttheaters Klagenfurt hatte stimmlich und darstellerisch einen beträchtlichen Anteil am flüssigen Fortschreiten der Handlung.

Viel Freude machte auch das Kärntner Sinfonieorchester unter der musikalischen Leitung von Nicolaus Carter, der trotz seiner Jugend eine ausgereifte Interpretation dieser gefühlvollen, aber auch bis zur Brutalität mächtigen Musik erklingen ließ. Virtuose Soli – besonders von der leidenschaftlichen Harfenistin – waren die Grundlage für einen musikalisch außergewöhnlichen Abend.

Die Gesangssolisten bildeten ein Ensemble auf höchstem Niveau ohne Schwachpunkt:

Die glücklose Wassernixe Rusalka wurde von der südafrikanischen Sopranistin Pumeza Matshikiza  hinreißend gespielt und gesungen. Ihr tief liegender Sopran erlaubt ihr souveräne Ausflüge in den Mezzo–Bereich, klingt auch in höchster Erregung niemals schrill und berührt in den hochemotionalen Szenen. Eine Rusalka, die in jeder Stimmung echt und überzeugend wirkt – es gelingt die Metarmorphose vom sehnsüchtigen, unschuldigen Wasserwesen über die verschmähte Liebende bis zur selbstbewussten Frau, die auf  Rache verzichtet und sich opfert.

Robert Watson, ein amerikanischer Spinto-Tenor sang den Prinzen mit viel Kraft, mit schöner, sicherer Stimme und bemühte sich auch in den lyrischen Passagen um tragfähige Piani. Sein ausdrucksvolles Spiel ließ die Zerrissenheit, die diesen Menschen quält, sehr gut nachempfinden.

Vodnik, der Wassermann war beim Neuseeländer Martin Snell in „bester Kehle“. Sein Bayreuth-erprobter Bass kann dank profunder Tiefe, ausreichender Schwärze und lyrischem Ausdruck sowohl den Bösewicht, als auch den liebenden Vater – unterstützt durch die logische Personenregie –  glaubhaft darstellen.

Die deutsche Mezzosopranistin Ursula Hesse von den Steinen war sowohl als Hexe Jezibaba als auch als fremde Fürstin aufgeboten. Sie bewältigte diese beiden anspruchsvollen Rollen mit Leidenschaft und mit wandlungsvollem Ausdruck. Kein Wunder, dass sie bei dieser Doppelbelastung fallweise an die Grenzen ihrer stimmlichen Möglichkeiten kam.

Die gesanglichen und darstellerischen Leistungen in den kleineren Rollen überraschte uns positiv: Der Küchenjunge wurde von der Holländerin Iris van Wijnen mit großem, schön klingendem Mezzosopran gesungen; der Klagenfurter Bariton Thomas Tischler überzeugte als Heger mit einem gepflegten Bariton und mit guter schauspielerischer Leistung – vom hinfälligen Greis bis zur Tanzeinlage a la Sky Du Mont im Schuh des Manitu.

Den drei Waldelfen Bryony Dwyer (Tasmanien), Feride Bükükdenktas (Türkei) und Veronika Dünser (Österreich) gebührt Respekt und Anerkennung sowohl für ihren Mut zur Exhibition und zur Hässlichkeit in den extrem Po-lastigen Kostümen als auch für die schauspielerischen und gesanglichen Leistungen – als Gruppe aber auch in den Soli beeindruckend.

Der Südkoreaner Jihoon Kwon sang den Jäger und komplettierte das tolle Solistenaufgebot, das auch an internationalität kaum zu übertreffen ist.

Nachdem wir tags zuvor in der Grazer Oper bei Cavalleria rustikana und Pagliacci zwei furchtbare „Regietheater – Umdeutungen“ ertragen mussten (wir unterschreiben jedes Wort von Thomas Prochazkas Premierenkritik), ist diese gelungene Produktion Balsam auf unsere geschundenen Opernseelen und wir werden in Zukunft öfter nach Kärnten pilgern!

Maria und Johann Jahnas

 

 

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